Friedensrepräsentationen
Tempel des Friedens und gegenüber gesetztes Castel des Unfriedens : wie solche bey Ihrer Fürstl: Gnad: Duca de Amalfi zu Nürnberg gehaltenen Friedensmahle beim hellen Tage anzusehen gewesen, HB 907, Kapsel 1220

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Objekt
Objektart
Druckgraphik
Gattung
Gedenkblatt
Titel/Incipit
Tempel des Friedens und gegenüber gesetztes Castel des Unfriedens : wie solche bey Ihrer Fürstl: Gnad: Duca de Amalfi zu Nürnberg gehaltenen Friedensmahle beim hellen Tage anzusehen gewesen
Titelzusatz
Festdekoration für ein Feuerwerk zum Friedensfest in Nürnberg (Tempel des Friedens versus Tempel des Unfriedens)
Inventarnummer/Signatur
HB 907, Kapsel 1220
Verwalter
Verwalter (Ort)
Weiteres Exemplar
Inventarnummer dupl.
Einbl. Xb FM 20
Verwalter dupl.
Verwalter (Name) dupl.
Verwalter (Ort) dupl.
Herstellung
Hersteller
Hersteller
Herstellerrolle
Verfasser
Hersteller
Hersteller
Herstellerrolle
Verleger
Art der Zuschreibung
unsicher
Herstellungsort
Technik
Typendruck
Radierung
Beschreibstoff
Papier
Datierung
Datum
1650
Verbale Datierung
um 1650
Messung
Messtyp
Darstellung
Messwert (H x B x T)
26,8 x 36,9
Maßeinheit
cm
Inschriften/Stempel
Anbringungsort
Verso
Sammlerstempel Beschreibung
Sammlerstempel
Germanisches Nationalmuseum
Sammlerstempel (Nachweis)
Lugt
Sammlerstempel (Nachweis: Seite/Nummer)
Nr. 1076
Literatur
Kurztitel
Seitenzahl
Bd. VIII, S. 89, Nr. P-2275
VD17-Nr.
23:244835T
Literatur
Kurztitel
Seitenzahl
S. 46, Nr. 95
Literatur
Seitenzahl
S. 344–346
Präsentationsgruppe
Bearbeitung
Bearbeiter
Anna Lisa Schwartz
Bearbeitungsstatus
Freigabe
Dokumentation
Original geprüft
Bild-URL
http://friedensbilder.gnm.de/sites/default/files/HB907.tif
Kommentar:

Den Abschluss des Nürnberger Friedensexekutionskongresses bildeten mehrere Feierlichkeiten, wie ein vom kaiserlichen Gesandten organisiertes Fest mit Feuerwerk auf dem Schießplatz vor St. Johannis.1

Johann Klaj verfasste ebenso wie Sigmund von Birken eine Reihe von Dichtungen anlässlich der Friedensfeierlichkeiten, die gerade der jüngeren Generation des erst 1644 gegründeten Pegnesischen Blumenordens eine hervorragende Präsentationsplattform boten. Die Passagen stammen zu großen Teilen aus Klajs Geburtstag Deß Friedens, wurden aber für den Druck 1650 etwas abgeändert.2 Sie greifen auf etablierte Friedensmotive zurück, die Klaj neben der Beschreibung des dargestellten Festplatzes verwendete. Am Ende der ersten Spalte ist etwa das Schmieden von Waffen zu Ackergerät (Jes 2,2–4) thematisiert.3 Darauf folgt eine Passage, deren Ursprung in der Emblemliteratur liegt: ”Es werden hin und her die frommen Turteltauben fort nisten in den Helm in Sturm= und Pickelhauben“. Der Helm mit geschlossenem Visier ist bereits bei Andrea Alciati mit dem Motto EX BELLO PAX verbunden. Die darin nistenden Tauben zeigt hingegen eine Illustration in Daniel Meisners Thesaurus Philo-Politicus in der Ausgabe von 1631. Hier sitzen die Vögel auf einer quergelegten Lanze und eine von ihnen nistet in einem Helm, der an der Stange befestigt ist: ”Im Helm welchen vor dieser Zeit, Ein Soldat truge in dem streit. Hatt außsgebrühet ihre Jungn, Ein Kluckhenn, weil fried ist kumn.“4

Für ein weiteres Beispiel, in dem Kriegs- zu Friedenssymbolen umgewandelt werden, siehe u.a. Schertzgedicht, Die Früchte deß Friedens Vorstellent.

ALS

  • 1. Für eine inhaltliche Beschreibung und den Ablauf des Feuerwerks siehe HB 203, Kapsel 1219a.
  • 2. Zu Klajs Dichtungen auf Gedenkblättern aus der Zeit des Exekutionskongresses erscheint gemeinsam mit Franziska Bauer ein Beitrag im Band zur Tagung Johann Klaj (1616–1656). Friedensdichter – Poet – Theologe (September 2016).
  • 3. ”das vor geharnschte Roß von Trompeten wild / wird milde und gehet in den Pflug ; Rohr / Partisanen / Schwert die werden durch das Feur in Ackerwerck verkehrt.“
  • 4. Die lange Verwendung dieses Motivs beweist ein Gemälde von Louis Jean François Lagrenée. Es zeigt eine Allegorie auf Krieg und Frieden mit einer Taube, die im Helm des Mars nistet, während dieser sich aus dem Bett der Venus zu schleichen versucht. Öl auf Leinwand, 64,8 x 53,8 cm, 1770, J. Paul Getty Museum Los Angeles, Inv.-Nr. 97.PA.65.
Anmerkungen:

Es hat das alte Rom viel herrlich Thun gebauet / 

das noch in Rom zum theil mit Wunder wird geschauet / 

in Rom der Städte Stadt. Der Kriegs=Gott ward geehrt

in seinen Tempel=haus; der Friede der ernehrt

in seiner Frieden=Kirch; die Macht ist Rom genommen / 

der Römer Kaiserthum ist auf die Teutschen kommen / 

das tempel=bauen auch; da grünt das Frieden=haus

und dorte schauet Mars zu seiner Vestung aus.

 

Hier wo mit Schiessen* [rechts am Rand: *Schiesplatz] stet die Mannheit pflegt zu Siegen / 

das Friedens=Zeit ergetzt / und nützt in strengen Kriegen / 

wann jetzt ein Bissen Bley durch eine Büchste reist / 

und durch des Pulvers=trieb der Scheiben Schwarz durchschmeist: 

hat man zu Nürenberg den lieben Fried zum eigen ein schönes Haus erbaut von grünen Wälderzweigen/ 

Gebüsche sind die Wand / Gebüsche sind das Dach/ 

Gebüsche sind der Gang/ Gebüsche das Gemach. 

Der Fensterscheiben Glas ist Gärten=Zier Gepränge

Aus welchen Flora selbst gewunden Blumengehänge 

mit Gold=Flor untermengt / durch diese Farben bricht

nach aller Lust gefärbt das schöne Tageliecht. 

Von ausssen leben noch die längst verlebten Kaiser / 

die derer Haubt umlaubt das Laub der Lorbeer=reiser / 

von innen siehet man viel Göttinnen bemahlt / auf derer Haubt ein Korb voll schöner Blumen strallt.

Die Thoren sind berkänzt / auf ihren grünen Schwellen

Gerechtigkeit und Fried in Friede sich gesellen

mit dieser Nebenschrifft: Es reisse dieses Band

ja nicht / so wohnet Recht und Fried im Teuschten Land; 

Das Band mit welchen sich drey Kronen vest verknüpfet

Ob dem der Himmel lacht / der Mesnchen Wohnhaus hüpfet. 

Die Flaggen fliegen schön; der Adler friedlich fleucht / 

der Löwe schiedlich ruht / die Lilje niedlich reucht.

Die Weltherrn und die Welt die waren Krieges müde / 

drüm flog von Himmel her der Fried und machte Friede. 

Der Adler hatte nun den Pantzer abgelegt / 

der Löw / die Lilien auch den stillen Fried gehegt.

Wie wann sich jetzt und stillt der Wellen Wallenwüten

der Vogel von dem Eiß kan seine Zucht bebrüten

so bringt der Fried hier Fried.   Es grünt die rechte Hand 

von einen Lorbeerkrantz; es spielet sein Gewand in Friede mit den Wind; sein Haubt das ist berkänzet

mit Früchten üm und um; in seiner Lincken gläntzet 

der Siegespalmzweig; er stehet schön erhöht

Lentz / Sommer / Winter / Herbst zu seinen Füssen steht.

Er sprach: GOTT Lob nun sind zerbrochen Spieß und Schilde

das vor geharnschte Roß von Trompeten wild / wird milde

und gehet in den Pflug: Rohr / Partisanen / Schwert

die werden durch das Feur in Ackerwerck verkehrt.

Es werden hin und her die frommen Turteltauben

fort nisten in den Helm in Sturm=und Pickelhauben / 

Es wird kein Lands=Knecht seyn / kein Spiel wird mehr gerührt

kein Stück / kein Falckenet ins freye Feld geführt.

Ich / ich der Friede kommt mit himmelreichen Gaben / 

dergleichen niemand hat und auch niemand kan haben /

ich Teutschlands Friedeschild / das seyd vertrieben war

 ich komm und bringen mit ein friedenreiches Jahr.

Fort wird das Sternenhaus gesundes Tauen tauen / 

Es wird in aller Welt / in Gründen und in Auen 

die schön gegilbte Satt in vollen Aehren stehn

das Vieh das feist Vieh in feisten Grase gehn

Oh freudenvoller Tag! den uns der HERR gegeben

Wolan so laß uns ihn mit Fröhlichkeit durchleben 

diß ist der Tage Tag / diß ist die Zier der Zeit

der billich wird verbracht mit froher Fröhlichkeit.

Heut leget Teutschland an nach hundert tausend Leiden

ein ganz spanneues Kleid / das Kleid der Jubel=Freuden

 

[zweite Spalte]

 

 mit Golde durchstickt. Das Haar uneingedreht

der Westwind üm den Schnee deß Perlen=Halses weht.

Diß ist der schöne Tag nach so viel Morgen=röhten

der diesen Würgekrieg / hat würgend können tödten

willkommen Frieden Tag / hier diese Kirch ist dein / weil Unfried ist gestillt / so muß nun Friede sein;

Willkommen du entbürdst Bleyschwere Krieges=Bürde / 

Ach das dein Denckmahl / Ach! in Bley gegraben würde

mit einen eisern Kiel ; die Feder müsse sein

ein scharfgespitzter Stahl / Papier ein Felsen=Stein!

     Trompeten / Clareten Taratantara sinden / 

     die Paucken die Paucken in Kessel erklingen / 

     die Leyren nicht feyren die Dörfer Schalmeyen / 

     joh Friede / joh Friede ohn unterlaß schreyen!

Wie Friede nun allhier in grünen wird geschauet / 

so hat sich gegen ihn der Unfried starck verbauet / 

in einen steinern Haus; das treflich aufgeführt 

als ein vest Kunstgebäu / das sein Feind nie berührt.

Deß grossen Mittelthurns Bedachung sich hoch schwinget

die mit vergüldeten Knopf und Fahn durch die Lufft dringet.

Vier Thurn von aussenwerts ale eine Vorburg stehn 

von seinen Mauerwerck ringsüm die Vestung gehn:

Im Fall der Wind aufsteht mit Sommerheissen wehen

auf ihren Schiferdach sich güldne Fähnlein drehen / 

die Flaggen fliegen hoch die Unfried ausgesteckt / 

dadurch der Friede wird zum brennen aufgeweckt

des nächtlich wird geschehn.   Es thönen auf den Gängen 

Schalmeyer überlaut / die Rundaschierer drängen

sich auf den Vorgebäu / sie stehn und haben Acht / damit diß Brand=Castel nicht werd im Brand gebracht.

Es dürffte dem noch wol sein Leib und Leben kosten

der es bestürmen wolt / die starck verwahrten Pfosten

verwahren es noch mehr ; Es ist der Zwitracht Schloß

mit Kraut und Loth versehn mit Mord und Mordgeschoß.

Die Zwitracht die da steht mit wenig Haut und Beinen

und läst die Sonne selbst durch ihr Gerippe scheinen

gantz hager ohne Schmer.  Ihr Mann der schütz das Thor

und sie die Zanckgöttin die raget oben vor

mit ihren Blasebalg; die statt der Haare Schlangen

auf ihren Schädel kemmt; die / die will andre fangen

wird bald im Feuer stehn; die Wecktrompete thönt

sie knirschet mit den Zahn und mit den Kolben tröhnt; 

Ihr Sinn der ist gesinnt des Frieden Tempels Hütten

mit Pulver und mit Bley und Brand zuüberschütten/ 

zu sprengen in die Lufft; Sie pochte auf ihr Haus

drüm machte sie sich groß und hänget Lampen aus.

Wie nun der Friede ward in seinen Haus empfangen /

wie er ward eingeholt mit Himmelhohen prangen 

läst sich hier schreiben nicht.   Die Tafeln stehn gedeckt / 

die Music thönet hell / die Liechter aufgesteckt / 

die dieses Tempels Mond; die Götter häuffig eilen 

zu diesen Friedenmahl / sie kommen auf viel Meilen 

zu diesen Feste her; es gehet nicht hierauf

auf dieses kleine Blat der gänztliche Verlauff.

In einen grösseren Werck nach abgelauffnen Tagen /

will ich ein gantz Gedicht von diesen Frieden sagen

in neuen Reimen rein; will sagen wie bey Nacht 

der Liebs=Gott das Castell hab in den Brand gebracht

gemacht zu Asch und Staub. -- --

Die Stücken schon blicken es donnern Carthauenen / 

das Felder und Wälder und Menschen erstaunen / 

es zittern un splittern die festlichen Klüffte / 

es schallen es hallen die mosichten Grüffte.

Irene * [recht am Rand: *der Fried.] die Schöne wird männlichen kämpfen /

das Kriegen mit Siegen und Feuerglut dämpfen / 

Es werden die Feuer den Unfried ergreiffen

ihn richten / vernichten und Erdengleich schlieffen.