Friedensrepräsentationen
Schertzgedicht, Die Früchte deß Friedens Vorstellent, HB 15054, Kapsel 1220

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Objekt
Objektart
Druckgraphik
Gattung
Gedenkblatt
Titel/Incipit
Schertzgedicht, Die Früchte deß Friedens Vorstellent
Titelzusatz
Scherzgedicht die Früchte des Friedens darstellend (Fragment)
Inventarnummer/Signatur
HB 15054, Kapsel 1220
Verwalter
Verwalter (Ort)
Weiteres Exemplar
Inventarnummer dupl.
Nor. 172.2°(1)
Verwalter dupl.
Verwalter (Name) dupl.
Verwalter (Ort) dupl.
Herstellung
Hersteller
Herstellerrolle
Stecher
Hersteller
Hersteller
Herstellerrolle
Verleger
Herstellungsort
Technik
Kupferstich
Beschreibstoff
Papier
Datierung
Datum
1648
Verbale Datierung
nach 1648
Messung
Messtyp
Blatt
Messwert (H x B x T)
22,1 x 28,7
Maßeinheit
cm
Inschriften/Stempel
Anbringungsort
Recto
Signatur Beschreibung
Signatur (Typ)
mit zusätzlicher Abbreviatur
Signatur (Inhalt)
I. F. F. B. Scul.
Signatur (Position)
rechts unten
Inschriften/Stempel
Anbringungsort
Verso
Sammlerstempel Beschreibung
Sammlerstempel
Germanisches Nationalmuseum
Sammlerstempel (Nachweis)
Lugt
Sammlerstempel (Nachweis: Seite/Nummer)
Nr. 2809
Literatur
Kurztitel
Seitenzahl
Bd. IV, S. 342–434, Nr. 257
Literatur
Kurztitel
Seitenzahl
Bd. VIII, S. 58, Nr. P-2441
VD17-Nr.
75:707178Q
Literatur
Seitenzahl
S. 254, Kat.-Nr. 169 (Gerd Dethlefs)
Literatur
Seitenzahl
S. 225, Kat.-Nr. 662
Objekt in Ausstellung
Virtuelle Ausstellung
Präsentationsgruppe
Bearbeitung
Bearbeiter
Anna Lisa Schwartz
Bearbeitungsstatus
Freigabe
Dokumentation
Original geprüft
Bild-URL
http://friedensbilder.gnm.de/sites/default/files/HB15054_01.tif
http://friedensbilder.gnm.de/sites/default/files/75_nor_2_172_1.tif
Kommentar:

Das Blatt aus dem Nürnberger Verlag Paulus Fürst zeigt ein ‚Schertzgedicht‘ auf die ‚Früchte des Friedens‘, die üblicherweise durch Pax mit Füllhorn – häufig zusammen mit Abundantia – oder einem pflügenden Bauern als Symbol für das Aufblühen der Landwirtschaft wiedergegeben sind. Der vorliegende Bildentwurf greift die Alltagssatire auf: das Motiv der verkehrten Welt, wie es in der Anfangszeile heißt.1 Das vor allem in der Druckgraphik beliebte Sujet kehrt traditionelle Bildmuster um, in dem etwa Tiere Menschen jagen.2

Der Monogrammist IFFB karikiert den Umgang der Bevölkerung mit den Soldaten und deren Ausrüstung, wodurch tradierte Friedensmotive ins Lächerliche gezogen werden. So muss nun der Soldat anstelle des Bauern den Acker pflügen (A) und seine Lanze als Hühnerleiter herhalten (M). Auch das Schmieden von Waffen zu Ackergerät aus Jes 2,2–4 taucht im Text auf: „So muß der Ackerbau gelücken / wann aus dem Spieße wird ein Pflug/“. Fäkalhumor bleibt ebenfalls nicht aus, wie er in anderen Spottblättern der Zeit auftritt (vergleiche HB 25059, Kapsel 1314). Eine Figur kotet in eine Kriegstrommel, davor uriniert ein Mann in einen Soldatenhelm. Fernab der Satire drückt besonders die Szene unter Buchstabe O Kritik aus. Die durch den Frieden nun arbeitslosen Soldaten können sich nur noch Gänsewein leisten. Damit spielt das Blatt auf die noch im ganzen Reich stationierten Söldnerheere an, deren Bezahlung und Abzug erst mit dem Nürnberger Friedensexekutionskongress von 1650 geregelt wurde und für die Bevölkerung eine hohe Belastung ausmachten.

ALS

  • 1. Zu dem Blatt gehört ein dreispaltiger Typendruck, der in dem Exemplar im Germanischen Nationalmuseum nicht erhalten geblieben ist. In der Stadtbibliothek befindet sich ein vollständiges Exemplar: Stadtbibliothek Nürnberg, Nor. 172.2°(1).
  • 2. Zu dem Motiv in der Druckgraphik siehe u.a. Kunzle, David: World upside down. The iconography of a European broadsheet type, in: Barbara A. Babock (Hrsg.): The reversible world. Symbolic inversion in art and society, Ithaca 1978, S. 39–94.  Die verkehrte Welt. Moral und Nonsens in der Bildsatire – Populärgraphik aus vier Jahrhunderten. Hrsg. v. Günter Böhmer. Ausst. Kat. Slg. Böhmer Amsterda, Paris und London 1984/85, München 1985. Für ein Blatt gleicher Thematik „Der Thier und Jäger Krieg“ aus dem Verlag Fürst und dem Monogrammisten IFFB siehe Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. HB 15064, Kapsel-Nr. 1295.
Ausstellungstext:

Das Blatt aus dem Nürnberger Verlag Paulus Fürst zeigt ein ‚Schertzgedicht‘ auf die ‚Früchte des Friedens‘, die üblicherweise durch Pax mit Füllhorn – häufig zusammen mit Abundantia – oder einem pflügenden Bauern als Symbol für das Aufblühen der Landwirtschaft wiedergegeben sind. Der vorliegende Bildentwurf greift die Alltagssatire auf: das Motiv der verkehrten Welt, wie es in der Anfangszeile heißt. Das vor allem in der Druckgraphik beliebte Sujet kehrt traditionelle Bildmuster um, in dem etwa Tiere Menschen jagen.

Der Monogrammist IFFB karikiert den Umgang der Bevölkerung mit den Soldaten und deren Ausrüstung, wodurch tradierte Friedensmotive ins Lächerliche gezogen werden. So muss nun der Soldat anstelle des Bauern den Acker pflügen (A) und seine Lanze als Hühnerleiter herhalten (M). Auch das Schmieden von Waffen zu Ackergerät aus Jes 2,2–4 taucht im Text auf: „So muß der Ackerbau gelücken / wann aus dem Spieße wird ein Pflug/“. Fäkalhumor bleibt ebenfalls nicht aus, wie er in anderen Spottblättern der Zeit auftritt (vergleiche HB 25059, Kapsel 1314). Eine Figur kotet in eine Kriegstrommel, davor uriniert ein Mann in einen Soldatenhelm. Fernab der Satire drückt besonders die Szene unter Buchstabe O Kritik aus. Die durch den Frieden nun arbeitslosen Soldaten können sich nur noch Gänsewein leisten. Damit spielt das Blatt auf die noch im ganzen Reich stationierten Söldnerheere an, deren Bezahlung und Abzug erst mit dem Nürnberger Friedensexekutionskongress von 1650 geregelt wurde und für die Bevölkerung eine hohe Belastung ausmachten.

ALS