Am 16. Juni 1650 wurden die Dokumente des Hauptrezesses kollationiert, die den Nürnberger Friedensexekutionskongress beendeten. Das vorliegende Blatt zeigt die Kutschabfahrt der Abgeordneten vom Nürnberger Rathaus in Richtung Burg. Dem Spektakel wohnen viele Schaulustige bei, die sich im Bildvordergrund versammelt haben. Im Theatrum Europaeum1 sind der Ablauf und die Beteiligten genauestens beschrieben. Musikanten begleiteten den Auszug und die Friedensnachricht wurde durch Boten und Salutschüsse verbreitet sowie durch abendliche Dankesgottesdienste gefeiert. Die von den Geschützen der Befestigungstürme stammenden Pulverwolken zeichnen sich in der Stadtsilhouette, die sich hinter dem Rathaus erstreckt, deutlich ab. Der Blick von Südosten wird durch einen Regenbogen abgeschlossen, unter dem die Friedenstaube den Ölzweig bringt.
Für eine bildgleiche Darstellung mit einem Gedicht von Johan Klaj siehe Ebl. 20.020.
Eine beinahe motivgleiche Darstellung mit einem anderen Text von Klaj findet sich auf SP 10579, Kapsel 1068.
ALS
Uber den Friedens=Subscriptions-Tag / welcher ware der 16. Brachm. Jm Jahr 1650.
Des Friedens Vermählung mit Teutschland.
GAnz Teutschland hatte lang gespitzet tausend Ohren/
zu hören/ ob der Fried zu Nürnberg einst geboren
und abgehandelt sey. Brief kamen auf der Post
und fragten/ ob dann noch die Waffen nicht verrost.
Viel hofften sich zu todt. Viel volten nicht mehr hoffen.
Bis wieder Hoffen ward des Schlusses End getroffen.
Die Freudenpost brach aus/ nachdem das grosse Fest
Des Heilgen Dreymal Eins vorüber ist gewest.
Das Lachen wolfeil war. Kein Mensch war/ der mehr klagte.
Der Reichsversammlungs Rath bald einen Tag betagte/
an dem diß grosse Werk solt unterschrieben seyn.
Der neubegrünte Wald schickt einen Wald herein/
mit dem die Strasse ward bebäumet und gezieret/
die Straß'/ auf der die Hand wurd auf die Burg geführet/
die Frieden schreiben solt. Die Burg und auch das Haus
des Rahtens wurd behängt mit manchem Blumenstraus/
und schönem Fruchtgebänd. Der Ochs auch siht sich schmücken/
der nie kein Kalb gewest/ dort an der Wunderbrücken/
die Hörner werden Gold. Die Pferde ziehn Berg=auf
der Friedensgötter Schaar/ die sammlen sich zu hauf.
Die Federn trinken Fried und schreiben das/ was Himmel
und Erde frölich macht. Das donnrende Getümmel
der Stücke gibt Bericht/ der Salve Freudgeschrey/
daß nun dem tollen Krieg zu Grab gesungen sey.
Die ganze Stadt sagt Ja/ lässt aus den Fenstern knallen
die laute Pulverstimm. Alsbald zusammen fallen
die Glocken mit Geleut. Die Tempel werden voll/
daselbst man für die Gnad GOTT danket/ wie man soll/
bey brauner Abendzeit. Bald sagen die Trompeten/
die sonsten mannen auf im Krieg zum Leute=tödten/
den Leuten Frieden an. Die Musen treten dar
mit ihrem Saitenspiel/ und machens noch mehr wahr.
Wo vormals süsser Wein aus einem Löwen sprange/
da war der Ort/ daher die Friedenspost erklange/
die zehnmal süsser war/ als Wein und Malvasier;
es schöpft einiedes Ohr die Zeitung mit Begier.
Amalfi Hofstadt schmückt die Fenster mit Laternen;
das Haus blinkt in die Wett mit der Latonen Sternen
bey dunkeltrüber Nacht. Die Gassen geben Schein.
Die Nacht/ die Fried gebiert/ die muß nicht dunkel seyn.
Willkommen/ theurer Tag/ den dreissig Jahr verlangten.
Du müsstest glücklich seyn den Armen und Bedrangten.
Willkommen/ güldner Fired/ du grosses Himmelkind/
durch den wir wieder froh und freye Franken sind.
So fang nun/ Teutschland/ an von diesem Tag zu zählen
die Jahre deines Glücks. Es wünschen treue Seelen/
daß dieser Jahre Zahl/ die anbeginnet heut/
dann erst hör auf/ wann sich fäht an die Ewigkeit.
S. B.
MATW
Am 16. Juni 1650 wurden die Dokumente des Hauptrezesses kollationiert, die den Nürnberger Friedensexekutionskongress beendeten. Das vorliegende Blatt zeigt die Kutschabfahrt der Abgeordneten vom Nürnberger Rathaus in Richtung Burg. Dem Spektakel wohnen viele Schaulustige bei, die sich im Bildvordergrund versammelt haben. Im Theatrum Europaeum1 sind der Ablauf und die Beteiligten genauestens beschrieben. Musikanten begleiteten den Auszug und die Friedensnachricht wurde durch Boten und Salutschüsse verbreitet sowie durch abendliche Dankesgottesdienste gefeiert. Die von den Geschützen der Befestigungstürme stammenden Pulverwolken zeichnen sich in der Stadtsilhouette, die sich hinter dem Rathaus erstreckt, deutlich ab. Der Blick von Südosten wird durch einen Regenbogen abgeschlossen, unter dem die Friedenstaube den Ölzweig bringt.
Für eine bildgleiche Darstellung mit einem Gedicht von Johan Klaj siehe Ebl. 20.020.
Eine beinahe motivgleiche Darstellung mit einem anderen Text von Klaj findet sich auf SP 10579, Kapsel 1068.
ALS