Friedensrepräsentationen
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Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Nürnberger Exekutionskongress fand neben vielen Feuerwerken1 und Festen auch ein abschließendes Armbrustschießen statt.2 Dieses fand vom 29. Juli bis zum 28. August 1650 statt und wurde vom Herzog von Amalfi, Octavio Piccolomini ausgerichtet. Der beste Schütze war jedoch nicht Piccolomini, der selbst am Schießen teilnahm, sondern ein gewisser Michael Stoy.3 Nach Beendigung der Feierlichkeiten verließen auch die letzten hohen Herrschaften die Stadt, damit war der Friedensexekutionskongress endgültig beendet. Diese Angaben lassen sich der Bildunterschrift entnehmen, die Teil des ursprünglichen Stichs von Lukas Schnitzer ist.4 Bei dem vorliegenden Blatt handelt es sich allerdings um eine eigenhändige Verkleinerung des Künstlers für eine siebenteilige Druckserie, die von Sigmund von Birken mit Bildgedichten versehen wurde.

Zu sehen ist der Schießplatz in den Hallerschen Wiesen vor den Toren der Stadt Nürnberg, unweit der Kirche St. Johannis, wo 1462 das Schützenhaus der Hauptschützengesellschaft errichtet worden war. Wir blicken von Westen auf die Stadtmauer und erkennen in der Stadtsilhouette den markanten Spitlerturm, den weißen Turm und den Schleierturm, der heute nicht mehr existiert, sowie links hinter der Stadtmauer in einer Senke verschwindend St. Lorenz und das Hallertor. Auf dem Areal haben sich die Schützen eingefunden und am Schießstand auf der rechten Bildhälfte positioniert. Sie zielen auf zwei kleine Scheiben einer kunstvoll verzierten Triumpharchitektur auf der gegenüberliegenden Seite. Auf dem weiten Platz machen Musiker mit Trommeln, Flöten und Schellenkranz Stimmung und geben vermutlich auch die Signale zum Schießen. Im Zelt der Bildmitte notiert der Schreiber die Ergebnisse.

Um unteren Bildrand, getrennt durch eine hölzerne Schranke, folgt gespannt die Menschenmenge dem Spektakel. Besonders neckisches Detail: Der Zugang zu den Zuschauerplätzen erfolgte über einen Weg aus der Stadt, der am Eingang des Areals durch ein hölzernes Drehkreuz reguliert wurde, wie es auch heute noch an bestimmten Zugängen verwendet wird.

Harms gibt an, dass das Flugblatt als "populäre Version der anspruchsvollen Buchausgabe" in erster Linie an breite Bevölkerungsschichten herausgegeben wurde.5 Die Beliebtheit scheint sich dabei vor allem auf den regionalen Raum zu beschränken, denn wenn Nürnberg als das "Teutsche Salem"6 bezeichnet wird, wird die Stadt und ihre herausragende Stellung im Friedensprozess deutlich gehuldigt.

MATW/FB