Friedensrepräsentationen
Das nach dem Frieden seufzende Chur-sächßische Land:, Einbl. XI,576

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Objekt
Objektart
Druckgraphik
Titel/Incipit
Das nach dem Frieden seufzende Chur-sächßische Land:
Untertitel
Friede zum Neuen Jahr 1763
PPN
873336224
Inventarnummer/Signatur
Einbl. XI,576
Verwalter
Verwalter (Ort)
Weiteres Exemplar
Inventarnummer dupl.
Pon Vd 3104, Fk
Verwalter dupl.
Verwalter (Ort) dupl.
Herstellung
Hersteller
Hersteller
Herstellerrolle
Verleger
Herstellungsort
Technik
Kupferstich
Datierung
Datum
1763
Messung
Messtyp
Blatt
Messwert (H x B x T)
32 x 21
Maßeinheit
cm
Literatur
VD18-Nr.
11188391
Bearbeitung
Bearbeiter
Franziska Bauer
Bearbeitungsstatus
Fortgeschritten
Bild-URL
http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/vd18/image/view/12622584?w=1000
Kommentar:

Die Beischrift des Kupferstiches (Siehe Transkription) erläutert das Dargestellte sehr treffend, daher bedarf es keiner zusätzlichen Erfassung des Bildgegenstandes. Die von Bild und Text getroffene Aussage allerdings offenbart sich erst bei genauerem Hinsehen.

Nach dem Bittgedicht für Frieden an Gottvater wird das Titelkupfer mit der Zeile "Friede zum Neuen Jahr 1763" überschrieben. Der Titel legt nahe, dass es sich bei dem Flugblatt um ein Neujahrsblatt handelt, welches zum Jahreswechsel 1762/63 gedruckt wurde und das einen baldigen Frieden ersehnt. In der Tat standen die Vorzeichen gut, dass sich die Beziehungen zwischen Sachsen, Preußen und Österreich bald entspannen sollten. Die Schlacht bei Freiberg am 29. Oktober 1762 war die letzte militärische Auseinandersetzung zwischen den Beteiligten, in welcher Preußen unter der Führung von Prinz Heinrich siegte und Sachsen von Österreich befreien konnte.

Doch wie der Stich zeigt, sind noch nicht alle Gebiete befriedet und die Regionen, in denen der Krieg gewütet hat, sind verwüstet und von Ruinen gekennzeichnet, außerdem befand sich Sachsen weiterhin unter Preußischer Besatzung. Während erste Friedensanzeichen auf der rechten Bildseite leise hoffen lassen, ziehen links im Bild die letzten Truppen ab, unter denen vereinzelt noch Kampfwütige zu sein scheinen. Wehmütig sitzt Pax daher mit ihrem Ölzweig auf den zerstörten Waffen und sehnt sich nach einer offiziellen Friedenserklärung der Konfliktparteien, damit das Land zu alter Prosperität zurückfindet. Sie hofft dabei auch auf die Hilfe durch den König, der dem Land "Beständigen Frieden und blühenden Stand" gönnen soll. Unklar bleibt dabei, ob der König in Preußen Friedrich II. oder der polnische König und Kurfürst von Sachsen Friedrich August gemeint ist.

MATW

Transkription:

Das nach dem Frieden seufzende
Chur-Sächßische Land.
O ihr Götter! in der Höhe,
Dringt denn unser Klagen nicht,
Und Chur-Sachsens ängstlich Wehe
Vor ein heiligs Angesicht?
Ach! ich bitte, hört das Flehen
Von mir sehr Gebeugten an,
Bald ist es um mich geschehen,
Und um Sachsen gar gethan.
Friede, Friede gieb von oben
Vater der Barmherzigkeit,
Herrlich wird dich Sachsen loben,
Und die ganze Christenheit.
Steure ferner Blutvergiessen,
Hemme unsre grose Noth,
Und laß uns doch endlich wissen,
Daß du noch bist unser Gott.
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Genug, ach Vater! genug hast du Europa verheeret,
Und dessen schüchterne Völker geschreckt;
Genug die Fürsten gebeugt, Städte und Länder zerstöret,
Und unsere Strassen mit Leichen gedeckt.
O schau doch gnädig herab, daß die Gewitter verziehen!
Entreiß die hinkenden Schwerdter der Hand!
Es müsse der schwangere Lenz auf ruhigen Fluren verblühen,
Und Eintracht führe die Pflugschaar durchs Land

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Friede zum Neuen Jahr 1763

Es lebe der König und gönne dem Land
Bestsendigen Frieden und blühenden Stand

Erklärung des Kupfers.

Der Friede, welcher seit mehr als sechs Jahren sein Angesicht vor dem größten Theil Deutschlands verhuellet gehabt, wird hier in der gewoehnlichen Gestalt eines Frauenzimmers mit dem Ölzweig in der Hand vorgestellt, Sie ist im Begriff ihr Angesicht aufzudecken, um nach dem Auge der allweisesten Vorsicht zu sehen; sie scheinet gleichsam anzufragen: Ob es Zeit wäre, nach dem sehnlichen Verlangen so vieler tausend Menschen ihr angenehmes Angesicht wieder sehen zu lassen? Sie sitzt auf einer umgefallenen unbrauchbaren Canone. Unter ihren Füssen und der vor ihr auf den erhabnen Vorgrund liegen zerbrochne Waffen, und Kriegszeichen; zu ihrer rechten Seite eilen zwischen den Fahnen und umgekehrten Paucken einige Soldaten hervor, welche sie in ihren guten Vorhaben verhindern wollen, dessen ohngeachtet aber zeigen sich in der Ferne einige im Abmarsch begriffene Völker. Ferner siehet man zur linken Seite die traurigsten Früchte des Kriegs, Ruinen von Gebäuden, und hinter denenselben abgebrannte und verarmte Leute, welche nach den Frieden aus vollen Halse schreyen. In der Ferne zeigt sich eine in Ruh und Frieden lebende Gegend, über dieser schwingt sich ein Genius durch eine angenehme Luft, mit einem Ölzweig in der rechten Hand, und einem Horn des Überflusses vor alle Stände unter dem rechten Arm, wodurch die Gott gebe bald folgende glückliche Zeiten vorgestellet werden.

Stolpen, verlegt und zu finden bey Peter Richtern.

MATW