Das nach dem Frieden seufzende
Chur-Sächßische Land.
O ihr Götter! in der Höhe,
Dringt denn unser Klagen nicht,
Und Chur-Sachsens ängstlich Wehe
Vor ein heiligs Angesicht?
Ach! ich bitte, hört das Flehen
Von mir sehr Gebeugten an,
Bald ist es um mich geschehen,
Und um Sachsen gar gethan.
Friede, Friede gieb von oben
Vater der Barmherzigkeit,
Herrlich wird dich Sachsen loben,
Und die ganze Christenheit.
Steure ferner Blutvergiessen,
Hemme unsre grose Noth,
Und laß uns doch endlich wissen,
Daß du noch bist unser Gott.
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Genug, ach Vater! genug hast du Europa verheeret,
Und dessen schüchterne Völker geschreckt;
Genug die Fürsten gebeugt, Städte und Länder zerstöret,
Und unsere Strassen mit Leichen gedeckt.
O schau doch gnädig herab, daß die Gewitter verziehen!
Entreiß die hinkenden Schwerdter der Hand!
Es müsse der schwangere Lenz auf ruhigen Fluren verblühen,
Und Eintracht führe die Pflugschaar durchs Land
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Friede zum Neuen Jahr 1763
Es lebe der König und gönne dem Land
Bestsendigen Frieden und blühenden Stand
Erklärung des Kupfers.
Der Friede, welcher seit mehr als sechs Jahren sein Angesicht vor dem größten Theil Deutschlands verhuellet gehabt, wird hier in der gewoehnlichen Gestalt eines Frauenzimmers mit dem Ölzweig in der Hand vorgestellt, Sie ist im Begriff ihr Angesicht aufzudecken, um nach dem Auge der allweisesten Vorsicht zu sehen; sie scheinet gleichsam anzufragen: Ob es Zeit wäre, nach dem sehnlichen Verlangen so vieler tausend Menschen ihr angenehmes Angesicht wieder sehen zu lassen? Sie sitzt auf einer umgefallenen unbrauchbaren Canone. Unter ihren Füssen und der vor ihr auf den erhabnen Vorgrund liegen zerbrochne Waffen, und Kriegszeichen; zu ihrer rechten Seite eilen zwischen den Fahnen und umgekehrten Paucken einige Soldaten hervor, welche sie in ihren guten Vorhaben verhindern wollen, dessen ohngeachtet aber zeigen sich in der Ferne einige im Abmarsch begriffene Völker. Ferner siehet man zur linken Seite die traurigsten Früchte des Kriegs, Ruinen von Gebäuden, und hinter denenselben abgebrannte und verarmte Leute, welche nach den Frieden aus vollen Halse schreyen. In der Ferne zeigt sich eine in Ruh und Frieden lebende Gegend, über dieser schwingt sich ein Genius durch eine angenehme Luft, mit einem Ölzweig in der rechten Hand, und einem Horn des Überflusses vor alle Stände unter dem rechten Arm, wodurch die Gott gebe bald folgende glückliche Zeiten vorgestellet werden.
Stolpen, verlegt und zu finden bey Peter Richtern.
MATW