Aus den Zweigen einer hohen Palme wachsen die Medaillons der an dem Frieden von Hubertusburg beteiligten Mächte: Karl III. von Spanien, Georg III. von England, Ludwig XV., der portugiesische König Joseph I., Maria Theresia, August III. von Polen, Katharina II., Friedrich II. von Preußen und Adolf Friedrich von Schweden. Darunter kniet die Personifikation Deutschlands, die sich einen Zweig aus der Friedenspalme bricht. Links und rechts des Baumes haben sich die Landsmänner der porträtierten Herrscher aufgereiht: Preuße, Engländer, Franzose, Ungar (im Verbund mit Österreich), Sachse, Schwede, Russe, Spanier und Portugiese.
Im Hintergrund ist Schloss Hubertsburg aus einer ungewöhnlichen Perspektive zu sehen.1 Aus dem Eingangstor reiten Postillione, die die "beglückte Friedenspost" im Land verkünden. Über ihnen scheint die Friedenssonne, die – angelehnt an das Emblem "post nubila phoebus" [nach trübem Wetter folgt Sonnenschein] die Kriegswolken mit ihren Strahlen verdrängt.
Der angehängte Text leitet mit der Friedensbotschaft ein, die ein "Courier von Hubertsburg gebracht". Darauf folgt eine Beschreibung der einzelnen Landsmänner, die sowohl klassische Friedenstopoi enthält, als auch Stimmungen zur jeweiligen Außen- und Bündnispolitik. Die Tatsache, dass Friedrichs Medaillon das Zentrum der Baumkrone bildet und seine aggressiven Expansionsbestrebungen gegenüber dem preußischen Heldenmuth keine Erwähnung finden, spricht für einen propreußischen Auftraggeberkreis.
ALS
Das Iahr braChte zV Vns aL=Len eInen EDLen FrIeDen.
ALtIs sVb nIVIbVs sVCCresCIt paCIs oLIVa:
o sIt paX Constans, JVstorVM CongrVa Voto!
Deutschland.
Beglückte Friedenspost, o! höchst erfülltes Hoffen;
Ihr Völker! seyd vergnügt. Der Wunsch ist eingetroffen
Gott! der da alles kann, der aller Herzen lenkt,
Hat durch der Großen Sinn, den Frieden uns geschenkt.
Nach sieben Jahre Lauf, wo Unruh und Gefahren
In unserm deutschen Reich uns zum Verderben waren;
Erschallt die frohe Post? der Friede sey gemacht,
Das habe ein Courier von Hubertusburg gebracht.
Die Nachricht ist gewiß: Die Freude übersteiget
Nun alle Kümmerniß. Da sich der Friede zeiget,
Der Deutschlands Gränzen schmückt: daß es in Ruhe lebt;
Ihr Völker! zeigt die Pflicht? die euch zum Dank erhebt.
Preußischer Officier.
Ein edler Heldenmuth bleibt vor der Welt gepriesen;
Was wir durch Tapferkeit in diesem Krieg erwiesen
Wird jeder zugestehn, der, da die Warheit spricht:
Der Friede schenkt uns Ruh! trotz? wer denselben bricht.
Englischer Lord.
Der Britte, weiß zur See, als auch zu Land, zu streiten,
Er bahnet sich die Ehr durch viel Gefährlichkeiten;
Er führt sein Schwerdt mit Ruhm. Und sucht bey jedem Sieg
Den Frieden? der erfolgt. Beendigt ist der Krieg.
Französischer Marquis.
Mit England ward es Fried, und unserm Bundsgenossen.
In Deutschland ist nunmehr der Friede auch geschlossen.
Und der Soldat geneußt nun eine sanfte Ruh,
Ja selbsten Janus schließt jetzt seinen Tempel zu.
Ungarischer Magnat.
Ein Ungar bleibet groß? ihn schmücken seine Thaten,
Er gibt im Krieg und Streit, den Frieden aufzurathen.
Er dienet treu mit Lust, acht seines Lebens nicht,
Er zeiget sich versöhnt wenn man vom Frieden spricht.
Sächsischer Cavalier.
O werthes Sachsenland! was du seit sieben Jahren,
Durch einen schweren Krieg, zum größten Leid erfahren;
Hat sich nunmehr geendt. Der edle Friede macht,
Daß? das bedrängte Land im neuen Glücke lacht.
Schwedischer Baron.
Aus Deutschland ist die Post in Schweden angekommen,
Daß völlig nun der Krieg einmal ein End genommen,
Der Friede sey erfolgt. Den man für schätzbar kennt,
O! daß nie eine Zeit die edle Eintracht trennt.
Rußischer Passagier.
Der Krieg ist eingestellt, man ist des Streitens müde,
Erst machte man zur See, und jetzt in Deutschland Friede,
O Fügung! deren Macht uns so viel Gutes schenkt,
Befestge diesen Bund, so lang ein Greiß nur denkt.
Grand von Spanien.
Der Krieg hat aufgehört, die Unruh ist verschwunden,
Vier Häupter groß an Macht, als Freunde sich verbunden,
Durch einen Friedensschluß. Der ewig soll bestehn;
Auch Deutschland lässet uns ein gleiches Beyspiel sehn.
Portugiese.
Ich lebe jetzt in Ruh, und wünsche Deutschlands Gränzen,
Es müß an Glück und Pracht, der Welt zum Wunder glänzen.
Wir alle sind vereint. Der Friede lacht uns an,
Wer hat das Werk vollbracht? das hat der Herr gethan.
MATW
”Beglückte Friedenspost“, so beginnt der Text des titellosen Flugblattes, welches anlässlich des Hubertusburger Friedens 1763 veröffentlicht wurde. Die Freude darüber, dass nach sieben Jahre endlich wieder Frieden herrschen sollte, ist damit bereits im ersten Vers verdeutlicht. Das Flugblatt besteht aus einer landschaftlichen Darstellung des Verhandlungsortes mit den Vertragsunterhändlern und einem mehrstrophigen Text, der die Beteiligten zu Wort kommen lässt. Dabei beziehen sich beide Medien aufeinander und ergänzen einander gegenseitig.
Im Zentrum der Abbildung befindet sich eine Palme, deren Blätter neun Konterfeis derjenigen Potentaten umschließen, die am Siebenjährigen Krieg beteiligt waren. In der Mitte der Baumkrone, direkt am Stamm, befindet sich Friedrich II., seine europäischen Friedenspartner verteilen sich symmetrisch zu beiden Seiten. Am Fuße der Palme kniet eine weibliche Gestalt, die symbolträchtig einen jungen Trieb der Pflanze in die Hand nimmt. Hierbei handelt es sich um die Figuration Deutschlands. Etwas weiter hinter ihr haben sich die Gesandten der einzelnen Länder versammelt, die ihre jeweiligen Regenten repräsentieren und denen stellvertretend je ein friedensbekräftigender Vers zugeordnet ist. Darin finden die Erleichterung und die Position zum Friedenswerk Ausdruck, wobei quantitativ Deutschland den meisten Raum einnimmt.
Entscheidend für die Verbreitung der Friedensnachricht sind jedoch die in der Graphik präsenten Postreiter, die von Schloss Hubertusburg im Hintergrund in alle Richtungen ausschwärmen. Daher wird die ihnen zukommende Friedensrolle auch im Text aufgegriffen: ”Der Friede sey gemacht, das habe ein Courier von Hubertusburg gebracht!“
Der Wiedereinzug des Friedens wird im Bild auch metaphorisch dargestellt, so finden sich am unteren Bildrand zerbrochene Waffen, Fahnen und Kriegsinstrumente, in der linken, oberen Bildecke scheint die Sonne, welche die Wolken auf der rechten Bildseite vertreibt, getreu dem Motto: post nubila phoebus.
ALS/FB/MATW