Als Grundlage für den Frieden von Jassy, der 1792 den Russisch-Österreichischen Türkenkrieg beendete, dienten die Artikel des am 11. August 1791 bei Galatz unterzeichneten Waffenstillstandsvertrags.
Das Spottblatt aus dem Augsburger Verlag Will bezieht sich auf dieses Abkommen. Im Zentrum sitzt der Großwesir Koca Yusuf Pasha, der in der Schlacht von Măcin eine entscheidende Niederlage gegen den russischen Generalissimus Nikolaj Vasil'evič Repnin erlitten hatte. Die Schwäche des osmanischen Heeres und die durch den Vertrag von Galatz verlorenen Gebiete – der entsprechende Artikel vier liegt zu seinen Füßen – visualisiert das Bild des Aderlasses. Repnin verbindet gerade die Wunde, die ein anderer mit einem Tuch mit dem Schriftzug ”Pax“ abdeckt. Die Bildunterschrift geht noch einen Schritt weiter und bezieht die Viersäftelehre mit ein, ohne dabei genau zu differenzieren: die Körpersäfte schwarze Galle und Schleim dienen beide zur Charakterisierung des Phlegmatikers, dessen Trägheit sich im erschlafften Körper des türkischen Großwesir ausdrückt.1
Die linke Bildhälfte zeigt die Niederlage der osmanischen Truppen (vgl. Med 14504), während im Vordergrund ein russischer Gardist einem Türken ”den Frieden diktiert“. Die auf dem Tisch stehenden Trinktassen enthalten die Daten entscheidender Kriegsereignisse, die alle mit der osmanischen Niederlage in Verbindung stehen.2 Auf der gegenüberliegenden Seite trägt einer der Tartaren eine Standarte davon, auf der die im Vertrag nicht berücksichtigten Forderungen aufgelistet sind. Eine der wichtigsten Gebietsveränderungen, die im Frieden von Jassy Bestätigung fand, war die Abtretung der Krimhalbinsel an Russland. Dahinter befindet sich eine Szene mit dem Vertragsabschluss im Lager bei Galatz (vgl. auch MS 869, Kapsel 1429): ”Sie werden aber doch gehorsamst unterschrieben, Und dann umarmen Sie einander brüderlich.“
Johann Martin Will betrieb seit 1755 seinen eigenen Verlag in Augsburg und hatte sich vor allem auf Ereignisgraphik spezialisiert. Sein weiterer Schwerpunkt, Illustrationen von Trachten, dürfte das große Interesse an den Friedensschlüssen mit den Türken befördert haben (siehe HB 8178, Kapsel 1314a).
ALS
Friedens-Schluß, welcher zwischen Rußland u. der ottomanischen Pforte in dem Lager zu Galatz den 12 ten August, Anno 1791. geschlossen worden.
Der-Vezier lag krank an Haupt und Glider Schmerzen,
Die schwarze Galle drang im Cörper ins Geblüt:
Der kluge Dokter sprach: Hier ist nicht lang zu scherzen,
Die Hiz nimmt überhand; dieweil Er immer flieht:
Ein diker zäher Schleim verstopft die Blut Gefäße
Der Held lauft in Gefahr es schlägt der Brand dazu
Man waget noch mit Ihm die sechste Aderläße
Und die befördert auch die längst gewünschte Ruh.
Es stellen nach und nach die schon verlohrnen Kräfte
Sich wieder gröstentheils beym Patienten ein;
Doch scheint bey dem Verlust der abgezöpften Säfte,
Des gantzen Cörpers-Bau durchaus geschwächt zu seyn.
Der Lebens-Geister sind viel Tausende entwichen,
Man schloss die übrigen sehr eng zusammen ein
Und da sich die Natur hat mit dem Tod verglichen
Muß Patience par force vor jezt das beste seyn.
Nun wird das Friedens-Werk mit gröserm Ernst betrieben,
Ein jeder Punkten gibt dem Herzen einen Stich;
Sie werden aber doch gehorsamst unterschrieben,
Und dann umarmen Sie einander brüderlich.
Vielleicht erfahren wir noch heute oder morgen
Wie theur der Patient die Cur bezahlen muß:
Und wer den Schaden hat darf vor den Spott nicht sorgen,
Wie unvergleichlich sanft schläft ein Phlegmaticus.
MATW