Wie bei Friedensdichtungen üblich, beginnt der Verfasser mit einer kurzen Beschreibung des Krieges und seinen Auswirkungen. Im Anschluss stellt er die Begriffe Krieg und Frieden antithetisch gegenüber, um die Bedeutung des Letzteren zu manifestieren. Gewidmet ist der Text Friedrich II., dem „tapferen Kämpfer“, der sich der „halb[en] Welt“ habe stellen müssen. Der anonyme Autor betont besonders Friedrichs Bemühungen und die göttliche Gnade, die er letzten Endes für den Ausgang des Krieges verantwortlich macht. Im Kontrast zu Zarin Elisabeth I., konnten unter ihrem Nachfolger Peter III. Friedensgespräche aufgenommen werden. Das Bündnis zwischen dem „Götter-Paar“ wird als „Freundschafts-Band“ bezeichnet. Diese Definition geht mit Attributen einher, die auf der politischen Ebene große Bedeutung haben: Gleichberechtigung, Beständigkeit, Vertrauen und Respekt. Die Umsetzung dieser Werte wird durch ihre „gleiche Denkungsart[f1] “ garantiert. Der Frieden wurde also in erster Linie durch die politischen Akteure Friedrich II. und Zar Peter III. wiederhergestellt.
Anschließend beschreibt der Verfasser den Einzug des Friedens und die Verhältnisse zu Friedenszeiten. Dennoch hatte Preußen große Bevölkerungsverluste zu verzeichnen (Kroener 1989, S.51).
Die Kampfhandlungen im Reich gingen währenddessen weiter.
Doch, Deutschland was verkennt dein Heil,
[…]
Hier kämpfen Brüder gegen Brüder.
Die Ode rekapituliert an dieser Stelle den Fortgang des Krieges, insbesondere die Situation in Schlesien wird behandelt, das sich aus der kaiserlichen Herrschaft Österreichs lösen wolle und daher den Krieg begrüße: „Die Donau […] zieht den Krieg dem Frieden vor.“
Die Lage für Preußen ändert sich, als die „tapfrer[n]“ Briten ab 1757 offensiv in den Krieg auf Reichsgebiet eingreifen. Damit wird in der Ode sowohl auf das Kriegsgeschehen als auch auf eine weitere Partei verwiesen. Auch Maria Theresia wird symbolhaft angerufen, Frieden zu schließen: „Erwäg die Noth, statt sie zu mehren, Holdseeligste Theresia!“
So schließt die Ode mit dem Wunsch, dass der Friede „bald doch allgemein“werde. England und Frankreich traten bereits 1761 in Verhandlungen über einen Frieden. Sie wurden jedoch von Seiten Englands aufgrund der französischen Besitzforderungen abgebrochen. Erneute Verhandlungen ab September 1762 sollten erfolgreich sein. Nach einem Präliminarfrieden wurde der Hauptvertrag am 10. Feburar 1763 in Paris unterschrieben. Für Preußen hatte sich die Lage nach den Separatfrieden mit Russland und Schweden beruhigt, doch die Machtübernahme Katharinas II. in Russland sorgte wieder für erneute Spannungen. Preußen und Österreich hatten ihre Verbündeten England und Frankreich verloren. So wurden ab Dezember 1762 zu Friedensverhandlungen zwischen Preußen und Österreich sowie Sachsen auf Hubertusburg aufgenommen. Preußen und Russland als Retter Deutschlands zu bezeichnen, entspricht folglich nicht der realpolitischen Situation.
Insgesamt ist die Ode eine Huldigung an den Kriegshelden Friedrich und stellt zu dessen Gunsten historische Ereignisse falsch dar.
Füssel 2010
Der Friede
Zwischen Rußland und Preussen
in einer Ode
von
H.A.H.
Jam fides et Pax, et Honor Pudorque
priscus, et neglecta redire Virtus
audet: apparetque beata pleno
Copia Cornu.
HORAT
Weint jezt nicht mehr ihr öden Fluhren
Um den verwaisten Oderstrand!
Wo man nur der Verwüstung Spuhren
In den verstöhrten Städten fand.
Der Krieger legt die Waffen nieder,
Der goldne Friede komt jezt wieder,
Vor ihm entflieht der Zwietracht Heer.
Er komt und schwingt die sanften Flügel;
Ihr hört forthin, frohlockt ihr Hügel!
Des wilden Krieges Schall nicht mehr.
Die Ruhe bietet in den Flächen
Dem Pfluge wüste Felder dar,
Wo sonst vergoßne Blut zu rächen,
Ein Lagerplatz bezeichnet war.
Ein Feld, wo kein Getraide keimte,
Und Blut in jeder Furche schäumte,
Ein Feld das Wüsteneyen glich.
Und wo, wann sich die Heere stritten,
Das Volk aus den verbranten Hütten,
In kummervoller Angst entwich.
Schon lange fliessen heisse Zähren
Und Ströhme von vergoßnem Blut.
Das überschwemmte Land von Heeren
Bedecken Rauch und Dampf und Glut.
Die Flamme wütet in den Städten,
Wo Greis und Jugend sich zu retten,
Entblößt und nackt und elend flieht,
Wo, was ein kluger Fleiß erspahret,
Die Sorgfalt mühsam aufbewahret
Annoch in lichter Asche glüht.
Umsonst fleht ihr den Ueberwinder,
Dem Ungeheuer der Natur?
Er würget Greise, schlachtet Kinder
Und lacht bey Flehn und Thränen nur.
Die Grausamkeit hat hier kein Ende,
Sie geisselt, plagt und höhnt Elende,
Und suchet Ruhm in ihren Wuht.
Wo bleibt der Mensch? ergrimte Krieger!
So kämpft in Liebien der Tyger,
Und sättigt den Durst mit Blut.
Was öfnet sich den fernsten Zeiten,
In Zukunft vor ein fruchtbar Feld!
Ich sehe Preussens Friedrich streiten,
Und wider Ihn die halbe Welt.
Vom Irtitsch, an die Herkuls=Säulen
Sieht man ein Volk in Schaaren eilen
Das fast wie Sand am Meer schien.
Der Feind naht sich an allen Enden,
Das Racheschwerd blitzt in Friedrichs Händen,
Die Vorsicht wachet über Ihn.
Der Himmel schützet seine Rechte,
Er selber führt sein Heer ins Feld.
Bewundre künftiges Geschlechte!
In Ihm den König und den Held.
Stets groß im Sturm und in Gewittern,
Wann gleich der Erden Veste zittern,
Und unerschrocken in Gefahr,
Bey Knall und Dampf von tausend Röhren;
Erstaunt wird es die Nachwelt hören,
Der Enkel hält es kaum für wahr.
Bedroht, bekämpft, doch unbezwungen,
Und wann der gante Erdball kracht,
Zur Gegenwehr aus Noth gedrungen,
Zum Sieg gewohnt, bereit zur Schlacht,
Sein väterliches Reich zu schützen;
Komt seht nur unter Dampf und Blitzen
O Völker euren Friedrich!
Seht Ihn auf blutigen Gefilden
Zu schwach Ihn würdig nachzubilden,
Sagt dies die Wahrheit ohne mich.
Kein Geist nur Länder zu verheeren,
Kein Stolz bewafnet seine Macht;
Nein, fremde Völker abzuwehren,
Die Neid und Herrschsucht aufgebracht.
Gewalt und Unrecht blos zu rächen,
Siegt er; das Blut fliest in den Bächen,
Er sieht es, und beweint den Sieg.
Er fühlt die Noth; des Krieges müde,
Ist blos sein erster Wunsch der Friede;
Allein zu stolz, will man nur Krieg.
Zu stolz auf überlegne Heere,
Will man den Krieg, und fordert Blut.
Der Donner rollt noch auf dem Meere,
Und Städte stehn dort in der Glut.
Vom Felde, wo sich Menschen würgen,
Kracht das Geschütz in den Gebirgen
Mit fürchterlichem Wiederhall.
Wie lange wird dies Elend währen?
Der Landmann tränket sich mit Zähren,
Und Mangel herrschet überall.
Das öde Feld gedüngt mit Leichen,
Liegt wüst und an Getraide leer.
Ein tödtend Gift der schnöden Seuchen
Schwingt sich auf schwarzen Flügeln her,
Der Tod folgt nach, und führt die Schaaren
Auf ungezählten Leichenbahren,
Mit schnellen Schritten in das Grab.
O das dies Uebel sich entfernte!
So mäht der Schnitter in der Erndte,
Die Sprossen und den Halmen ab.
Noch fleht das Volk, und ringt die Hände,
Umsonst; der Himmel hört es nicht.
Wie, nimt das Ungemacht kein Ende?
Verbirgt denn GOtt sein Angesicht?
Die Hofnung scheint fast zu verzagen;
Doch nein, GOtt hört und sieht die Plagen,
Die Rettung komt vom Himmel schon.
Bald bald wird sich das Schicksal ändern;
Es steigt zum Glück begdrängten Ländern
Der dritte Peter auf den Thron.
Nicht, daß der Himmel ewig zürne;
O nein, er straft mit Vater=Hand.
Vom kalten Nord strahlt ein Gestirne
Herab auf das erschrockne Land;
Das sonst von dunkler Nacht umzogen.
Es strahlt an dem Saphirne=Bogen,
Und steigt am Horizont empor.
Die Nacht entflieht nach bangen Sorgen,
Aurora bricht von heitern Morgen
In aufgeklärten Glanz hervor.
Tag sey gegrüst! o Tag der Wonne!
Zum Glück der Welt hervor gebracht,
So heiter, wie die Frühlings=Sonne
Auf die beblümten Felder lacht,
Wann Wald und Thal sich wieder kleiden,
Sey uns ein steter Tag der Freuden,
Der Länder Glück, der Völker Lust!
Sey heilig in der Weltgeschichte,
Vom Ladoga ruft das Gerüchte:
Im kalten Nord herrscht ein August.
Es herrscht der Kayser, den zum Glücke
Die Vorsicht Ländern wieder gab.
Er sieht mit Mitleydsvollem Blicke,
Auf das bedrängte Volk herab;
Gerührt, des Blutvergiessens müde,
Spricht der Monarch: Es werde Friede,
Und Friedrich reicht die Rechte dar.
Wie schnell flieht das Geräusch der Waffen;
Zum Heil der Welt gleich groß erschaffen,
Vereint ein Bund dies G ö t t e r = P a a r!
Der Oehlzweig sproßt statt Lorbeer = Reiser,
Im Felde herrschet stolze Ruh.
So schloß vormahls der gröste Kayser
August des Janus Tempel zu.
Die Zwietracht sucht den Abgrund wieder,
Sie sträubt erboßt ihr schwarz Gefieder,
Und schüttelt noch das Schlangen=Haupt,
Ergrimt, nur zu der Menschheit Schande,
Daß die geschloßne Freundschafts=Bande,
Ihr Recht und Macht zu schaden raubt.
Schon schwingt vom himlischen Gewölbe
Der holde Friede sein Gewand.
Vom Neva=Strohm bis an die Elbe,
Vom Din bis an den Oderstrand,
Erschallt in den erfreuten Lüfften,
Ein Bündniß, das Monarchen stifften,
Die gleiche Denkungsart vereint.
Der Himmel schuf Sie zum Beglücken,
In Beiden sieht man mit entzücken
Den Helden und den Menschenfreund.
Der Friede komt, die Noth wird minder,
Die Erde lacht als eine Braut,
Der rauhe Nord weht schon gelinder,
Das wüste Feld wird angebaut.
Es folgt die Ruh mit sanften Schritten,
Das Volk eilt in verlaßne Hütten,
Des Vaters Arm umfaßt den Sohn;
Er danket Dir mit frohen Zähren,
Monarch! den tausend Völker ehren,
Und bittet noch für Deinen Thron.
Es flieht der Krieg und die Beschwerden,
Ein muntrer Fleiß schärft Pflug und Schaar,
Die Auen decken frohen Heerden,
Der Halm biegt sich dem Schnitter dar.
Kein Feld=Geschrey am frühen Morgen;
Der Ueberfluß verjagt die Sorgen,
Und gießt das Füllhorn reichlich aus.
Der Landmann eilt sein Feld zu pflügen,
Und kehrt am Abend mit Vergnügen
Zurück in das bemooste Haus.
Die Oder sieht die Heerden weiden,
Der sichre Pfirch bewohnt das Feld,
Sie steigt empor und wallt mir Freuden,
In stillen Ufern bis zum Belt.
Hier scherzt ein Triton mit Najaden,
Das Friedensfest wird den Gestaden
Des fernen Oceans bekannt.
Die Thetis selbst verläßt die Grotte,
Sie komt mit ihrem Wasser=Gotte,
In Muschel=Kleidern an den Strand.
Was vor ein Anblick! welch Getümmel!
Es horcht die Spree, und hält den Lauf,
Und Flammen steigen bis zum Himmel
Mit rauschendem Geprassel auf;
Es rauchen frohe Dank=Altäre;
So steigen Strahlen aus dem Meere,
Die sich von Norden aufwärts ziehn;
Der Nacht entsinkt der schwarze Schleyer,
Dort seh ich nichts als Jubelfeyer,
Ich seh das jauchzende Berlin.
Der Herold komt in Friedens=Kleide,
Er trägt den Oehlzweig in der Hand;
Die frohe Bottschaft, welche Freude?
Erschallt durch das erfreute Land.
Der Ruf trägt sie zu fernen Hügeln,
Und nach ihm folgt auf schnellen Flügeln
Das tausendzüngige Gerücht.
O Stadt des Königs und des Weisen!
Dankbar des Himmels Huld zu preisen,
Sey ewig deiner Bürger=Pflicht.
Bemerk, auf marmorn Pyramiden,
O Preussen, den erwünschten Tag!
Der Götter=Bothe bringt den Frieden,
Ihm folgen Glück und Wonne nach.
Er lenkt den sanften Flug zur Erde,
Und Kummer, Elend und Beschwerde
Verbant sein krummer Schlangenstab.
Die Erde wird fast neu gebohren;
So senket sich noch vor Auroren
Der Thau auf dürres Feld herab.
Schon sprost der Halm in vollen Aehren,
Es lacht das Feld und trägt die Saat,
Die sonst der wilde Troß von Heeren
Auf fetten Fluhren nieder trat.
Die Weichsel schwillt von schweren Frachten,
Um die sonst Sturm und Donner krachten,
Die Lust beflügelt ihren Lauf.
So klähret sich nach harten Schlägen,
Des Himmels Huld mit milden Seegen
Vor dich, o Preussen! Wieder auf.
O daß dein Wohl doch ewig grüne!
Dein Schutzgeist der beschütze dich.
Er sah von der gestirnten Bühne
Herab auf deinen Friedrich,
Den Helden auf dem Schlacht=Gefilde,
Und deckte Ihn mit seinem Schilde,
Im Pulverdampf und in Gefahr.
O Land voll Frölichkeit und Feyer,
Dein Wachsthum werde täglich neuer.
Der Tag sey dir ein Jubeljahr.
Die Lust wallt durch das Luftgewölbe,
Zu fernen Völkern rauschend fort.
Die frohe Spree sagt es der Elbe;
Vom Ost zum West, vom West zum Nord.
Von Mitternacht zum heissen Süden,
Verkündiget den holden Frieden
Ein angenehmer Wiederhall.
Der Oehlzweig grünt, o welche Wonne!
Bestrahlte nur die Friedens=Sonne
Doch bald den ganzen Erdenball!
Wann gönt der Himmel uns die Freude?
Doch, Deutschland das verkennt sein Heil,
Es wütet in sein Eingeweide,
Und bietet seine Freyheit feil.
Hier kämpfen Brüder gegen Brüder,
Vor uns komt noch kein Friede wieder,
Sind wir des Glücks dann noch nicht wehrt?
Wo bleiben Eintracht, Treu und Tugend?
Germanien würgt seine Jugend,
Und spießt sich in sein eignes Schwerd.
Bereit zu Schlachte und zum Würgen,
Blitzt in den Flächen das Gewehr.
Es ziehen sich dort an Gebürgen
Wie dicker Nebel Schaaren her.
So brausen wilde wasserwogen.
Der Krieges=Gott schärft Stahl und Bogen,
Das öde Feld bezieht kein Pflug.
Der Donner kracht noch in den Wäldern;
Fließt dann um dich auf deinen Feldern,
O Schlesien! nicht Blut genug?
Die Donau hebt aus Rohr und Schilfe,
Noch kühn das nasse Haupt empor,
Und hofnungsvoll auf fremde Hülfe,
Zieht sie den Krieg dem Frieden vor.
Statt Deutschland dieses Heil zu schenken,
Soll blos das Schwerd die Wage lenken,
das Glück der Waffen und der Macht.
Der Hochmuth trozt mit Mann und Rossen,
Noch ist nicht Blut genug vergossen,
Der Krieges=Gott bläßt schon zur Schlacht.
Die Fulda trägt noch fremde Bande,
Sie seufzt, und fließt vor Wehmuth schwer;
An dem bedrohten Weserstrande
Versamlet sich das deutsche Heer.
Hier stritten männliche Teutonen,
Die Cheruscer mit Legionen,
Vor das bedrückte Vaterland;
Hier stürzten Romuls Adler nieder;
Komt dann uns kein Herman wieder?
Er komt schon, hier ist Ferdinand.
Er komt mit frischen Lorbeerzweigen,
Um Schlaf und Scheitel ausgeziert,
Den Siegeswagen zu besteigen,
Den Klugheit und Erfahrung führt;
Der Muht bahnt Ihm den Weg zu Ehre;
Er komt, der Schutz=Gott seiner Heere,
Und führt das Glück mit holder Hand.
Hier ist, o Deutschland! dein Erretter!
Schon kracht der Donner wie im Wetter,
Um den erschrocknen Weserstrand.
Das Himmels=Kind, der holde Friede!
Scheint uns noch fern; o hartes Wort!
Es schlägt Vulcan in seiner Schmiede
Vom Amboß noch die Funken fort.
Man thürmet Wälle, gräbet Schanzen,
Hier ziehen Fahnen, Schaar und Lanzen
Aus Dorf und Städten wieder her.
GOtt zürnt mit uns wie in Gewittern,
Die Erde wankt, die Felsen zittern.
Und Flotten decken dort das Meer.
Die Völker, die auf Wellern stritten,
Bekämpfen dort den Ocean,
Der Muht und Eifer tapfrer Britten,
Legt Mast und Segeln Flügeln an.
Es zürnt das Meer, die Fluhten schwellen,
Neptun steigt durch empörte Wellen,
Er schüttelt das bemooßte Haar,
Verläst den nassen Thron und eilet,
In dem er Fluhten vor sich theilet,
Und reicht Georg den Dreizack dar.
Versöhnt, den Frieden zu erlangen,
O Völker! Euch kein Opfer=Blut?
Die Zwietracht schüttelt Haar und Schlangen,
Die Herrschsucht nähret ihre Brut.
Last es ihr Götter dieser Erden!
Doch endlich wieder Frieden werden;
O wär der frohe Zeitpunkt da!
Germanien schwimt fast in Zähren,
Erwäg die Noth, statt sie zu mehren,
Holdseeligste Theresia!
Komt, die Ihr nach der Götter=Bilde
Den Scepter dieser Erde führt,
Erblickt einmahl die Schlacht=Gefilde,
Das Leichenfeld, und seyd gerührt.
Die Gräber, Hügel von Gebeinen,
Wo Waisen um die Väter weinen,
Die sich durch sie verlassen sahn;
Komt seht den Schauplatz unrer Zeiten,
Seht Lobositz und Prag und Leuthen,
Und Kunnersdorf, und Planian!
Dort ruht im heilgen Lorbeer=Haine
Der Jugendkern, das deutsche Blut.
Ihr Nachruhm ätzet Grab und Steine,
Wo der vermorschte Leichnam ruht;
Der Nachwelt ewig unvergessen,
Schmückt ihre Urnen mit Cypressen,
Entziehet sie der Zeiten Lauf,
Verewigt sie in Grab und Hügeln,
Umschränkt das Feld mit starken Riegeln,
Und setzet Pyramiden drauf.
Wie lange dringt zu den Gestirnen
Gebet und Andacht vor den Thron?
Will Gott dann ewig mit uns zürnen,
Nein; er verzeiht die Schulden schon.
Fleht Völker, mit gefaltnen Händen!
Er wird den Frieden wieder senden,
Und uns ein GOtt des Friedens seyn.
Dann danket ihm den Herrn der Erde;
O! daß der Friede ewig werde!
O würd er bald doch allgemein!