Am 20. Mai 1763 feierte die Klosterschule Holzminden den Friedensvertrag von Hubertusburg. Der Siebenjährige Krieg hatte die Stadt und ihre Umgebung besonders schwer getroffen, die seit 1757 von französischen Truppen eingenommen war. Aus Anlass des Dankfestes verfasste der damalige Rektor der Schule, Friedrich Wilhelm Richter (1721–1791), eine Ode. Der gebürtige Hallenser thematisiert darin ausführlich die künftige Friedenszeit und orientiert sich an der für Friedensdichtung typischen Dreiteilung: Nach einer Beschreibung des Krieges und seines Verlaufs erfolgt die Darlegung des Wunsches nach Frieden, die schließlich im Einzug des Friedens und einer detaillierten Wiedergabe der friedlichen Zeit mündet, die für die nahe Zukunft erwartet wird. Richter widmet seine Ode Herzog Karl I. von Braunschweig-Lüneburg. Die Widmung an den Landesherrn ist für Friedensdichtungen typisch. Die beschriebene Friedenszeit ist zunächst gekennzeichnet durch die Wiederkehr der Gerechtigkeit, die „der Tugend zum gerechten Lohne“ verhilft und die Gesetze schützt. Dadurch herrscht gleichzeitig Sicherheit für die Bevölkerung, die dazu führt, dass der freie Handel floriert. Aufgrund des zurückkehrenden allgemeinen Wohlstands und Überflusses sei es beispielsweise den Kaufleuten möglich, wieder die Messen in Frankfurt und Leipzig zu besuchen. Aus der Perspektive eines Lehrers stellt Richter die Bedeutung des Bildungswesens für die bevorstehende Friedenszeit heraus. Abschließend plädiert der Verfasser für den Wiederaufbau der in Mitleidenschaft gezogenen Städte, womit er vor allem Holzminden, seine Wahlheimat, vor Augen hatte. Insgesamt verknüpft der Autor existentielle Vorstellungen mit der Friedenszeit, die gleichzeitig nicht nur für den Moment, sondern auch für die Zukunft der Menschen von großer Bedeutung sind, da sie Fortschritt und Verbesserung ermöglichen.
FB