Die Embleme auf S. 5 f stammen aus M. Laurentii Wolfgangi Woyttens Emblematischer Parnassus (Augsburg; Jeremias Wolffs Seel. Erben, 1727),
- Kraniche, die sich zusammen for Raubvögeln schützen: http://emblematica.grainger.illinois.edu/detail/emblem/E007681
- Schwäne, die sich vor Adlern schützen: http://emblematica.grainger.illinois.edu/detail/emblem/E007681
- Schiffsbretter fest am Schiff, sodass ihm der Sturm nichts anhaben kann: evtl. http://emblematica.grainger.illinois.edu/detail/emblem/E007167
- Eintracht der Bienen, da ihr Königreich sonst von den Wespen zerstört würde: Bienenkorb mit Wespen (erstes Emblem im Emblematischen Parnassus) in der Predigt angelehnt an http://emblematica.grainger.illinois.edu/detail/emblem/A50a148
Die als „Feyerliche Dankrede“ bezeichnete katholische Friedenspredigt des Prämonstratenserchorherren und Priesters Sebastian Sailer (1714–1777) ist in vieler Hinsicht bemerkenswert. Er hielt sie aus Anlass des Friedens von Hubertusburg in seiner schwäbischen Gemeinde Dieterskirch in der Nähe von Bieberach am 10. April 1763. Allerdings verrät schon das Titelblatt, dass die Predigt für den Druck überarbeitet wurde, denn es heißt dort, sie sei „in einer etwas erhabnern Redensart in Druck gegeben“ worden. Tatsächlich zeichnet sich der gedruckte Text durch eine kraftvolle, ja überbordende Rhetorik aus. Sailer war auch als Mundartdichter sehr erfolgreich und bekam den Ehrentitel eines „schwäbischen Cicero“ verliehen.
Den Inhalt fasst Sailer gleich auf der zweiten Seite zusammen: „Frage: Ob wir nicht die schärfsten Pflichten haben, Gott dem Allerhöchsten um den gegenwärtigen Frieden zu danken? Antwort: Da ist keine Frage zu machen, weil der itzige Friede einer der erwünschlichsten ist. Er ist wunderbar. Er ist ein Werk göttlicher Erbarmungen. Er gereicht unsern Herzen zur grösten Freude. Diese drey Eigenschaften erhellen aus dem vergangenen Krieg selbsten, welcher 1. Ein innerlicher, 2. Ein blutiger, 3. Ein gefährlicher Krieg war.“
Für die Darstellung des Friedens findet Sailer eine Vielzahl von sprechenden Bildern vor allem aus der Natur: „Der Friede ist sodann der Morgenstern in dem Nebel, der die Tag- und Nachtstunden von einander sondert; und er kan, wie das Getraide auf dem Felde, nicht anders, als nach dem wilden Winter, blühen. Die Donnerwolken entkräften sich mit ihren eigenen Schlägen, und bringen den Sonnenschein nah ihrem erschröckenden Blitz und Feuerschoos wieder in die Welt; und die Sturmwinde schwächen sich mit ihrem sausenden Athem selbsten, daß sie die Luft in die alte Ruhe setzen müssen. … Eine schöne Tochter um die Ruh, welchen von einer so häßlichen Mutter, als der Krieg ist, wie der bunte Regenbogen aus dem unfreundlichen Gewitter gezeugt wird.“
Der Text trägt kaum noch den Charakter einer Predigt. In seine Ausführungen flicht Sailer eine chronikalische Übersicht von Kriegsereignissen und ‑schauplätzen ein, um die Schrecken des Krieges zu dokumentieren. Dabei hält er sich von jeder Konfessionspolemik fern: Bei der Schilderung der Zerstörung von Wittenberg heißt es schlicht: „Die schöne Schloßkirche fiel in Aschen, worinnen die Grabstätte Luthers, des Apostels von Sachsen, war.“
HPJ