Friedensrepräsentationen
Einfältige, doch Hertzbewegliche Gedancken, uber den Langgewünschten, Hochwerthen, und nunmehr Gott Lob, publicirten ReichsFrieden, in Teutsche Reimen Comedischer Weiß gestellet, Einbl. V,8 a-107

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Objekt
Objektart
Druckgraphik
Titel/Incipit
Einfältige, doch Hertzbewegliche Gedancken, uber den Langgewünschten, Hochwerthen, und nunmehr Gott Lob, publicirten ReichsFrieden, in Teutsche Reimen Comedischer Weiß gestellet
Inventarnummer/Signatur
Einbl. V,8 a-107
Verwalter
Verwalter (Ort)
Herstellung
Hersteller
Herstellerrolle
Stecher
Herstellungsort
Technik
Kupferstich
Beschreibstoff
Papier
Datierung
Datum
1649
Messung
Messtyp
Blatt
Messwert (H x B x T)
40,5 x 32
Maßeinheit
cm
Seiten/Blätter GESAMT
1
Inschriften/Stempel
Anbringungsort
Recto
Signatur Beschreibung
Signatur (Typ)
Verlagsadresse
Signatur (Inhalt)
Allen Christlichen und friedliebenden Hertzen dedicirt und uberschrieben/ durch Matthaeum Rembolden/ Kupfferstechern und Kunsthändlern in Ulm/ 1648.
Literatur
Objekt in Ausstellung
Virtuelle Ausstellung
Präsentationsgruppe
Bearbeitung
Bearbeiter
Franziska Bauer
Bearbeitungsstatus
Fertigstellung
Dokumentation
Original geprüft
Bild-URL
http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0009/bsb00099472/images//150/bsb00099472_00001.jpg
Kommentar:

Im Zentrum des vielfigurigen, allegorischen Blattes befindet sich eine Komposition von drei Regenten, wie sie auch auf dem Flugblatt "Abbildung deß hocherwünschten Teutschen Friedens" zu finden ist. Wie dort, ist auch hier der Westfälische Friede der erfreuliche Anlass für die Produktion dieses Kupferstiches. Erneut steht Kaiser Ferdinand III. im Zentrum, während der jugendliche Ludwig XIV von Frankreich und die Schwedische Königin Christina I. bedeutungsperspektivisch kleiner neben ihm erscheinen, was die Stellung des Kaisers hervorhebt. Die drei Potentaten sind auf einen Sockel erhoben, wo sie sich auf einem überdimensionalen Kleeblatt einander die rechte Hand reichen. Flankiert werden sie von knienden Vertretern unterschiedlicher Stände und Berufsgruppen.

Das heilige Licht der Dreifaltigkeit strahlt aus der himmlischen Sphäre auf die Regenten hernieder. Drei Strahlen gehen unmittelbar von der Heiliggeisttaube aus, die gleichzeitig den Gedanken an die Friedenstaube hervorbringt. In den Wolken darüber befinden sich Gottvater mit einem dreieckigen Strahlenkranz und Jesus Christus mit dem Segensgestus. Die zwischen beiden erstrahlende Sonne verkündet: "GLORIA IN EXELSES DEO".

Das Bild ist außerdem in zwei Bildhälften geteilt: Links befinden sich Symbole und Personifikationen des Friedens, die rechte Seite ist von den Folgen des Krieges geprägt. Hier befinden sich zerbrochenes Kriegsgerät, zerstörte Gebäude und Bettelvolk. Sind die einzelnen Personen nicht sofort zu identifizieren, hilft dem Betrachter eine Buchstabenlegende, die in einem dialogischen Bildgedicht im unteren Teil des Blattes aufgeschlüsselt wird. Erst hier offenbaren sich dem Rezipienten die wahren Protagonisten des Bildgeschehen: Der thronende Friede in der linken Bildhälfte (A) wird von einem Engel mit dem Lorbeer bekrönt, unterweist die Personifikationen der Gottesfurcht (F) sowie der Buße (G) und verbannt den auf der gegenüber liegenden Seite befindlichen Krieg (K).

MATW

Transkription:

Einfältige/ doch Hertzbewegliche Gedancken/ vber den Langgewünschten/ Hochwerthen/ vnd nunmehr Gott
Lob/ publicirten ReichsFrieden/ in Teutsche Reimen Comedischer Weiß gestellet.

  Der Fried spricht.

A

 

LOb Ehr vnd Preiß sey allermeist/
Gott Vatter/ Sohn/ Heiligem Geist/
Der heiligen Drey Einigkeit/

B

Alß Einige wahre GOttheit.
Weil Er die Drey vereinigt hat/

C

 

 

 

 

 

Als Keyserliche Mayestat/
Unsern Allergnädigsten Herrn/
In höchsten Keyserlichen Ehrn/
Mit beyden Cronen gantz Lobreich/
Franckreich vnd auch Schweden zugleich/
Daß Sie gnädigst gewilligt ein/
In deß ReichsFriedenSchluß gantz rein.
Wegen dieser Handlung ein trächig/
Haben Gott zu dancken andächtig/
Drey Ständ in hochwerthem Teütschland/

D

 

 

 

 

 

 

Der Geistlich/ Weltlich vnd Hauß Stand/
Doch nicht nur schlechtweg mit dem Mund/
Sondern von gantzem Hertzen grund.
O FriedenFürst Herz Jesu Christ/
Der du ein GOtt deß Friedens bist/
Thue dem Krieg/ meim Feind widerstand/
Darmit forthin im dem Teütschland/
Erhalten werd gut Policey/
Und widerumb werde gantz New/
Die Alt Christlich Verträwlichkeit/
Auch der Alten Teütschen Freyheit.
Sihe an die Liebe Unschuld/

E

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Durch dein Göttliche Gnad vnd Huld/
Deren sehr viel in Hungers Noth/
Musten gehn nach dem lieben Brodt.
Gib Genad daß die Menschen sich/
Zu dir bekehren Hertziglich/
Vnd diese meine Schwestern beyd/
Auffnemmen mit hertzlicher Frewd/
Daß sie ihre Herzen regieren/
Sünd/ Schand vnd Laster zu quittieren/
Darumb ihr liebe Schwestern mein/
Lasst euch die Sach anglegen seyn/
Seht daß die Menschen sich bekehrn
Nach dem Willen GOttes deß HErrn.
Du Gotteßforcht mit deinem Buch/
Die Menschen früe vnd spat besuch/
Halt ihnen für daß sie nunmehr/
GOtt sollen leisten Forcht vnd Ehr.
Du Buß/ treib du mit deiner Ruth/
Die Menschen an/ zu der Demuth/
Daß sie dich auffnemmen allzeit/
In der wahren Bußfertigkeit/
So wird die Sach sich gut befinden/

GOttesforcht/

 

GOtt helff daß ich mög vberwinden/
In der Menschen Hertzen hinfür/

Buß.

G

 

 

 

 

 

 

GOtt der HERR woll auch helfen mir/
Da ich die Menschen bring zu Buß/
Vnd mir folgen ohne verdruß/
Darmit das Gut/ hab den Fortgang/

Fried.

Nun HErz hilff du/ zu dem Anfang/
Vnd bring die Sach zum guten End/
Daß der Krieg/ vnd sein Hoffgesind/
Ewig nicht mehr in Teutschland komm.

Engel.

H

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fried/ du viel Edle Tugend fromm/
Du Freundin aller Freundlichkeit/
Du Gutthärerin allezeit/
Du Edle Cron der frommen Schaar/
Du hellgläntzender Spiegel klar/
GOtt hat dich vnd deine getrewen/
Nach viel Trübsal wöllen erfrewen/
Weil ihr in Andacht deß Gebetts/
Bey ihm thätet anhalten stets.
So habt ihr mit Triumph gesigt/
Daß der Krieg bein Feind vnten ligt/
Darumb nimb von mir den SiegsKranz.

Fried.

O GOtt du höchster GnadenGlanz/
Du Aller Völcker Höchster Herz/
Dir sey Ewig Lob/ Preiß vnd Ehr.

Krieg.

I

 

 

 

Wie mag doch nur der Handel stehn/
Daß es thut also schlecht hergehn/
Ich hör nicht mehr in dem Teutschland/
Von Würgen/ Morden/ Fewr vnd Brand/
Es ist an allen Orthen still.

Engel.

K

 

 

 

 

 

 

Du Krieg/ es ist deß Höchsten Will/
Daß du jetzt ohne Hindernus/
Auß Teutschland setzest deinen Fuß/
Vnd lassest fort das Würgen seyn.

Krieg.

Ach ihr liebe Getrewen mein/
Soll ich dann also schnell marchiren/
Vnd das Römische Reich quittiren/
Das bringt mir Leyd vnd Kümmernus
Vnd hab darab grossen Verdruß.

L

 

 

Ade ihr  Generals/ die ihr
So viel Jahr habt gedienet mir/
Mit vnverzagter Dappfferkeit/
In bezwingung Städt/ land vnd Leuth.

M

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Ade/ Ade ihr Cavaliers/
Hoch vnd Niedere Officiers/
Ade ihr ehrliche Soldaten/
Was ist euch jetzunder zu rathen/
Nach dem ihr mir gedient viel Jahr/
In so mancher LebensGefahr?
Ihr habt darvon groß Lob vnd Ehr/
Ach wo bleibt jetzunder nunmehr/
Mein grosse Macht vnd Herzligkeit/
Mein grosse Forcht bey Land vnd Leuth/
Wo bleibt jetzt mein Carthaunen Knall/
Vnd der Mannlich TrommetenSchall/
Wo bleibt mein schiessen/stechen/ hawen/
In Wälden vnd auff grünen Awen/
Wo bleibt mein Erd mit Blut besprengt/
Wo bleibt mein Graß mit Blut vermengt?
Ade ihr Soldaten Lobreich/
Ade/ Ade/ ichscheid von euch!

Allen Christlichen vnd Friedliebenden Herzen Dedicirt vnd vberschrieben/ durch Matthaeum Rembolden/
Kupfferstechern vnd Kunsthändlern in Vlm.

 MATW

To do:

Die Lesung von GLORIA IN EXELSES DEO bitte noch mal überprüfen und korrigieren oder ggf. mit einem Sic! versehen. 

HPJ

Ausstellungstext:

In „Comedischer Weiß“ thematisiert der illustrierte Einblattdruck den erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen in Münster und Osnabrück. Im Zusammenspiel von Bild und Text transportiert der Kupferstich die Nachricht über den geschlossenen Frieden. Das Zentrum der Abbildung bildet eine Komposition der drei Vertragspartner, die sich jeweils die rechte Hand als Zeichen eines erfolgreichen Vertragsabschlusses und Symbol des Friedens reichen. Kaiser Ferdinand III. (1608–1657) steht dabei in der Mitte, Ludwig XIV. (1638–1715) und Christina von Schweden (1626–1689) stehen jeweils links und rechts neben ihm und sind perspektivisch kleiner dargestellt, was den Vorrang des Kaisers verdeutlicht. Das Licht der Dreifaltigkeit strahlt auf die Dreierkomposition und stellt sie dadurch zusätzlich heraus. Im Hintergrund sind Vertreter unterschiedlicher Stände zu sehen. Außerdem werden im Hintergrund jeweils Krieg und Frieden symbolhaft abgebildet.

Text und Bild sind durch eine Buchstabenlegende miteinander verbunden, so dass die Identifizierung der einzelnen Bildelemente durch die entsprechenden Textstellen möglich ist. Der Text gliedert sich in Monologe der Personifikationen von Frieden, Krieg, Gottesfurcht, Buße und einem Engel, wobei der Friede quantitativ gegenüber den anderen heraussticht. Auch der Text betont die Rolle der drei Potentaten im Friedensprozess: „Als Keyserliche Mayestät/ Unsern Allergnädigsten Herrn/ In höchsten Keyserlichen Ehren/ Mit beyden Cronen ganz Lobreich/ Franckreich und auch Schweden zugleich/ Daß Sie gnädigst gewilligt ein/ In deß ReichFriedenSchluß ganz rein.“ Vorab wird jedoch in den ersten Versen „Lob, Ehr und Preiß […] allermeist/ Gottvatter/ Sohn/ Heiligen Geist/ Der heiligen Drey Einigkeit/ Als Einige wahre Gottheit“ zugesprochen.

FB