Für eine Beschreibung des Bildinhaltes siehe HB 198, Kapsel 1220, dort aber versehen mit einem Gedicht von Johann Klaj.
Völlige Friedens-Subscription,
Geschehen zu Nürnberg/ auf der Burg/ in der Kaiser-Stuben/ am I. Sontag
nach Trinit. Im Jahr 1650.
Des Friedens mit Teutschland Vermählungsfest.
Der Fried war zwar verlobt mit Teutschland seiner Trauten;
doch war der Tag noch fern/ an dem sie solte brauten
und werden heimgeführt; doch gieng es noch was hart/
bis der Vermählungsbrief gar abgefasset ward.
Da fuhr der Schluß zu Schloß auf jenen Felsenhügel
der edlen Neronsburg. Der Fried nahm Taubenflügel/
flog' eilends Himmel-ab/ von Eintracht einbegleitt;
Gerechtigkeit zog vor/ und nach die Ewigkeit.
Sie traten vor den Tisch/ wo Teutschland schön geschmücket
mit ihren Werbern saß. Hand wurd auf Hand gedrücktet.
Bald schickt man das Papier/ den Friedvermälungsbrief
den Werberhäusern zu. Mars/ der hier gar nicht schlief/
kam/ goß für Dinte Blut in ihre Schreibgefässe/
Daß etwan noch allhier die Feder sich vergässe/
und Krieg für Frieden schrieb. Was halfs? weil GOTT so gut
verwandelt er in Oel das eingegossne Blut.
Der Brief kommt wieder ein/ ist friedlich unterschrieben.
Der ganze Hauf folgt nach/ sie schreiben lauter Lieben.
Was donnert so? was knallt? Es wirft itzt aus der Hand
den Donner Jupiter/ der Teutschland so verbrandt/
raufft seinem Adler aus die Feder/ die itzt schreibet.
Der Kriegerische Löw/ der Mars (wer hätt's gegläubet?)
schmeist seinen Degen weg/ und fasst den Oelzweig an/
und schreibet Fried damit/ so gut er immer kan.
Frag' einer/ wo man findt die Götterschaar bey haufen?
Schau sie versammlet hier/ du darfst nicht ferne laufen.
Sie stimmen allzumahl zum Frieden überein.
Der wehrte Neronsberg must ihr Olympus seyn.
Bisher er Nürnberg hieß; nun soll er Friedberg heissen.
Der Anfang fieng hier an/ den Frieden einzuweissen;
Hier geht der Schluß zu End. O aller Städte Stadt
O Tag/ der Tage Kron! O aller Rähte Raht!
Ihr Friedenstifter ihr/ wo findet man satt Zungen/
daß eures Witzes Lob werd würdiglich besungen?
Ihr lebt nun in die Wett mit unsrer Friedenszeit.
Euch windt die Teutsche Welt den Kranz der Ewigkeit.
Willkommen/ güldner Fried/ du Fürst von Götterstammen/
Prinz von Oranien! Wir ehren deine Flammen/
die Teutschland gönstig seyn. Die ganze Stadt erschallt.
Die Echo hört den Ruf/ rufft wieder aus dem Wald.
Viel weinen gar/ vor Freud. Wir wollen dir Teutschinne
das Fräulein legen bey; Bleib nur/ weich nicht von hinne/
sey König über uns. So sagte das Gebäum
zum Oelbaum*: So sagt auch mein treuer Wunsch und Reim.
*im B. der Richt. c.9.v.8.1
S. B.
MATW
Die schwedischen und kaiserlichen Delegaten bestätigten die Schlussakte des Friedensexekutionskongresses im Kaisersaal der Nürnberger Burg. Die beiden Hauptbevollmächtigten Ottavio Piccolomini und Pfalzgraf Karl Gustav von Schweden hatten den Vertrag bereits in ihren Quartieren unterzeichnet, weshalb deren Stühle im Bild – beziffert mit den Nummern 42 und 43 – freigeblieben sind. Die Radierung diente sowohl als Illustration im Theatrum Europaeum, als auch für mehrere Gedenkblätter.
Das vorliegende Beispiel ist mit Versen Sigmund von Birkens versehen und knüpft an Dichtungen Johann Klajs (HB 24659, Kapsel 1220) an. Birken führt den bereits in früheren Blättern eingeführten Ehetopos zur Beschreibung der Friedensverhandlungen weiter und bezeichnete die Szene als ”Des Friedens mit Teutschland Vermählungsfest“.
Auch losgelöst vom Text reiht sich das Blatt in eine Vielzahl Darstellungen ein, die das Vertragsdokument im diplomatischen Prozess zeigen. Konstitutive Darstellungselemente bilden die Schreibwerkzeuge, die Dokumente – die in unserem Beispiel kollationiert werden – und die anwesenden Gesandten, Sekretäre und Schreiber.
ALS