Der seit 1644 an der Stadtschule in Coburg tätige Lehrer Michael Franck (1609–1667) verfasst eine Festbeschreibung in Reimform, die das Coburger Dankfest anlässlich des Nürnberger Friedensexekutionskongresses zum Thema hat. Er selbst bezeichnet sie als „Friedens-Dank-Gedicht“. Das seit 1524 evangelische Coburg feiert am 19. August 1650 auf Initiative des regierenden Fürsten Friedrich Wilhelm II. (1603–1669) öffentlich ein großes Freudenfest zum endgültigen Abschluss des Friedens. Aufgrund der Belagerung durch Truppen Wallensteins 1632 und des Überfalls durch Graf Lamboy zwei Jahre später hatte sich die Bevölkerungs- und Häuserzahl der Stadt halbiert. Die Euphorie angesichts des Kriegsendes spiegelt sich auch in der Festbeschreibung wider. Neben zehn Ehrgedichten auf den Verfasser, wird die Darstellung der Feierlichkeiten durch eine Widmung an den Geheimen Rat der Stadt, den Kanzler, die Kommandanten und Zünfte eingeleitet. Der Text wird dem sächsischen Gesandten August Carpzov (1612–1683) zugeeignet, der an den Verhandlungen in Westfalen und Nürnberg teilnahm.
In der Beschreibung stellt Franck zunächst die Probleme Europas aus einer lutherischen Perspektive dar. Neben dem Kriegsverlauf und dem Erhalt der Friedensbotschaft, beschreibt er die offizielle Verkündigung des Vertrages. Im Anschluss folgen Ausführungen über den Ablauf des Festes sowie Wünsche und Vorstellungen, die an die neue Zeit geknüpft werden.
Auf dem Stich zu Beginn der Veröffentlichung ist eine Choreographie des Festgeschehens auf dem Coburger Marktplatz zu sehen. In der Mitte des Platzes hat sich der „Musicanten Chor“ aufgestellt. Vermutlich sind es Schüler, die sich in verschiedenen Grüppchen im Kreis um den Leiter des Ensembles scharen. Gesungen wird aus Notenbüchern, es sind Sänger und Bläser zu erkennen, die beim Musizieren offenbar alternieren.
In Coburg feiert eine ganze Stadt, alle Generationen und Stände kommen zusammen. Man trifft sich nicht nur in den Kirchen zum Gottesdienst, sondern auch im Schlosshof, auf dem Marktplatz und bei der Festprozession durch die Stadt. Eine „Cantorey“ musiziert, begleitet von zahlreichen Instrumenten. Hauptsächlich werden gemeinsam Choräle gesungen. Musik spielt beim Coburger Friedens-Danck-Fest eine zentrale Rolle. Anders als bei anderen Friedensfesten hat die Musik hier keine repräsentative Aufgabe, sondern fungiert als zentrale Form des Gotteslobs, das die verschiedenen Bevölkerungsgruppen der Stadt verbindet. Musiziert wird im Kreise der Gemeinschaft. Die beiden einfachen vierstimmigen Choralsätze am Schluss der Schrift stehen exemplarisch für diese eher schlichte Form der Musikpraxis. Außerdem resümieren die Texte dieser Choralsätze die Friedenszeit als Folge göttlichen Handelns.
Franck stellt heraus, dass der Krieg als Strafe Gottes anzusehen ist, die den Menschen aufgrund ihres sündhaften Verhaltens auferlegt wird. Nur durch Frömmigkeit und Buße könne der Frieden gesichert werden, dessen Zeit durch Ruhe, freie Religionsausübung und das Ende der Kriegslasten gekennzeichnet ist. Das Friedensfest in Coburg steht unter der Maxime „Der Friede ernährt, Krieg verzehrt“. Weitere Friedenszeichen in Francks Festbeschreibung sind die Taube mit dem Olivenblatt und die grünen Kränze der Jugend.
FB/SEH