Bereits in seiner als „Singe-Spiel“ bezeichneten Oper „Der bey dem allgemeinen Welt-Friede von dem Grossen Augustus geschlossene Tempel des Janus“, die in Hamburg zuerst 1698 anlässlich des Friedens von Rijswijk aufgeführt und dann 1712 mitten im Spanischen Erbfolgekrieg wiederholt wird, bringt der Hamburger Komponist Reinhard Keiser (1674–1739) in für die Stadt unruhigen Zeiten eine anachronistische Friedens-Vision auf die Bühne. Die Oper basiert auf einem Text des Hamburger Dichters Christian Heinrich Postel (1658–1705).
Im Stück erscheint dem römischen Kaiser Augustus und seiner Ehefrau Livia im Traum ein Adler, der das österreichische Wappen in den Himmel trägt, während eine Stimme prophezeit, Augustus werde im österreichischen Kaiser weiterleben, der seinerseits Deutschland den ersehnten Frieden bringen werde.
Im vorliegenden Opernwerk wird der Friede mit dem bekannten Bild der Schließung des Janus-Tempels durch Augustus verknüpft und zugleich als politische Vision und als Traumerfahrung vorgestellt, wobei die Friedensprophezeiung direkt mit dem habsburgischen Kaiserhaus verbunden ist. Im Libretto findet man an dieser traumhaft-entrückten Stelle die folgende Regieanweisung: „Nachdem Augustus und Livia eingeschlaffen, höret man eine stille Musick von Flöten, welche sich in eine frische Musick von ‚Haut-bois‘ verändert“. Dazu komponiert Keiser Instrumentalmusik, zunächst ein „Trio con Flauti“, danach ein „Prelude Con Oboj è Violini“ in F-Dur. Arkadisch konnotierte Flöten und Oboen, außerdem französisch inspirierte Tänze und die Tonart F-Dur setzen hier den Frieden musikalisch in Szene.
SEH