Friedensrepräsentationen
Das nach schweren Kriegen durch einen allgemeinen Frieden erfreute Deutschland, wurde zum Andenken des vor 100 Jahren 1648 geschlossenen Westphälischen Friedens in einem Sing-Spiel, Pon Yb 630, FK

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Objekt
Objektart
Druck
Titel/Incipit
Das nach schweren Kriegen durch einen allgemeinen Frieden erfreute Deutschland, wurde zum Andenken des vor 100 Jahren 1648 geschlossenen Westphälischen Friedens in einem Sing-Spiel
Titelzusatz
vorgestellet u. dazu eingeladen von Bidermann / Johann Gottlieb Bidermann
PPN
147489504
Inventarnummer/Signatur
Pon Yb 630, FK
Verwalter
Verwalter (Ort)
Weiteres Exemplar
Inventarnummer dupl.
Pon Yb 630 a, QK
Verwalter dupl.
Verwalter (Ort) dupl.
Zusatzinfo Duplikat
Einleitung fehlt
Herstellung
Hersteller
Herstellerrolle
Verfasser
Hersteller
Herstellerrolle
Drucker
Herstellungsort
Datierung
Datum
1748
Seiten/Blätter GESAMT
4 Bl.
Literatur
VD18-Nr.
10747834
Objekt in Ausstellung
Virtuelle Ausstellung
Präsentationsgruppe
Bearbeitung
Bearbeiter
Franziska Bauer, Sabine Ehrmann-Herfort / Kathrin Fischeidl
Bearbeitungsstatus
Begonnen
Bild-URL
http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/vd18/image/view/13907616?w=1000
http://friedensbilder.gnm.de/sites/default/files/Liste_Charaktere.jpg
Kommentar:
Ausstellungstext:

Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Westfälischen Friedens führten die Schüler des Gymnasiums Freiberg am 14. November 1748 öffentlich ein Singspiel auf, welches von ihrem Rektor Johann Gottlieb Biedermann (1705–1772) geschrieben worden war. Die Musik komponierte der örtliche Kantor Johann Friedrich Doles (1715–1797). Text und Musik des Singspieles sind nicht erhalten, nur eine Perioche, also eine kurze Inhaltsangabe, informiert über das Thema und die Darsteller. In vier Akten fasst das Stück den Ausbruch, Fortgang und das Ende des Dreißigjährigen Krieges zusammen, wobei in der Perioche nur die Arien detailliert aufgeführt werden. Begonnen wird dabei mit Monologen von Vertretern unterschiedlicher Stände und Berufsgruppen, die über ihre jeweiligen Situationen im Krieg klagen. Der zweite Akt schildert den Verlauf der Friedensverhandlungen bis hin zur Unterzeichnung der Verträge von Münster und Osnabrück in Akt drei. Abschließend wird die zukünftige Friedenszeit im vierten Akt beschrieben. Die Inhaltsangabe des Singspiels enthält neben einer Liste aller Darsteller auch ein Vorwort des Verfassers, in dem er auf die Motive seiner Dichtung eingeht und das Thema auf das zeitgenössische Geschehen bezieht, wenn er die parallel dazu in Aachen stattfindenden Verhandlungen erwähnt. 

FB

Der Bach-Schüler Johann Friedrich Doles (1715–1797) kommt 1744 ins sächsische Freiberg als Kantor des dortigen Gymnasiums und als Musikdirektor der Stadt. Im Oktober 1748 wird sein „Singe-Spiel“ auf einen Text des Schulrektors Johann Gottlieb Biedermann (1705–1772) aus doppeltem Anlass – zum Gedenken an den Westfälischen Frieden und zur Feier des Friedens von Aachen – auf der Schaubühne im Freiberger Kaufhaus mehrfach aufgeführt. Diese Schuloper befördert offenbar zwischen dem Rektor Biedermann, dem Komponisten Doles und anderen Beteiligten einen lang anhaltenden Streit, in dem es um die Kompetenzen von Rektoren und Kantoren an deutschen Lateinschulen und um die Bedeutung der Musik im Schulprogramm geht. Die Auseinandersetzung zieht weite Kreise, sogar der Leipziger Thomaskantor Johann Sebastian Bach (1685–1750) mischt sich in den Konflikt ein.

Das Singspiel selbst hat großen Erfolg beim Publikum und eine landesweite Resonanz. Zwar ist die Musik verloren, doch sind die Arientexte in zwei verschiedenen Druckfassungen überliefert. In Freiberg ist die ganze Schule mit rund 200 Mitwirkenden an den insgesamt vier Aufführungen des Werks beteiligt, die wohl jeweils zwischen fünf und sechs Stunden dauern. Bei diesem Singspiel handelt es sich nicht um ein als Ganzes konzipiertes Werk mit einer durchgehenden Handlung, sondern vielmehr um die Zusammenstellung von Szenen aus der Zeit während des Dreißigjährigen Krieges und danach.

Das Bühnenwerk bedient sich geläufiger Topoi zur Darstellung von Friedenssehnsucht und Friedensfreude. Dabei werden mit den Verweisen auf „rollende Paucken“, „schwirrende Sayten“ oder „vollgestimmte Chöre“ Bilder genutzt, die möglicherweise auf die entsprechende Musik des Bühnenwerks verweisen.

Gotthold Ephraim Lessing hat 1750 über dieses Freiberger Schulschauspiel berichtet, freilich in einer sehr süffisanten Art, indem er zwar die Musik lobt, den Text aber „kläglich komisch“ und zum Lachen nennt. Lessing spottet in seiner Darlegung auch über die konventionelle Friedensrepräsentation mit ihren allegorischen Protagonisten. An seiner kritischen Stellungnahme zeigt sich, wie das tradierte rhetorische Arsenal der Friedensdarstellungen in der Zeit der Aufklärung an Bedeutung zu verlieren scheint.

SEH