Johann Hinrich Pratje (1736–1789) hielt diese Predigt im Gottesdienst der Garnison im hannoverschen Stade an der Elbe. Seine Zuhörer sind also zumeist Militärangehörige, zu denen er über das Ende des Siebenjährigen Krieges predigt. So erhalten seine Ausführungen einen leicht apologetischen Unterton: „Der Stand der Ruhe und des Friedens ist eine der grössesten Glückseligkeiten eines Volkes und Landes. … Wer sich die Mühe nimmt, Krieg und Frieden mit einander zu vergleichen, und über die Folgen derselben eine ernstliche Betrachtung anzustellen, der wird uns seinen Beyfall nicht versagen, wenn wir dem Frieden eine sehr erhabene Stelle unter den Glückseeligkeiten dieses Lebens anweisen.“
Pratje bemüht sich, die Friedensbotschaft in leuchtenden Farben auszumalen: „Kurz: Durch Krieg geräth ein Land und Volk in solche klägliche Umstände, aus welchen sich wieder zu erhohlen, ganze Jahrhunderte erfordert werden. … Das Gegenteil des Krieges ist der Friede. … Wo der Friede blühet, da giebt das Land sein Gewächs, und der Ackersmann samlet es mit Freuden in seine Scheuren. Der Handel breitet sich aus. Künste und Professionen erheben ihr Haupt; und die Wissenschaften steigen von einer Stuffe der Vollkommenheit zu der andern. Die Frucht des Viehes vervielfältigt sich, und beenget die Weiden. Reichthum und Ueberfluss nehmen zu.“
Im Verlauf der Predigt, nachdem Pratje den Frieden als Werk Gottes hervorgehoben und zur Dankbarkeit aufgerufen hat, wird deutlich, dass die Situation seiner Hörer tatsächlich eine besondere war: Obwohl Garnison einer Kriegspartei, blieb der Stadt Stade eine Beteiligung am Krieg weitgehend erspart: „Allein, man näherte sich demselben (sc. hannoverschen Heer) mit einer der Zahl nach so überlegenen Armee, daß jenes Heer, wo es nicht umzingelt und abgeschnitten seyn wolte, sich genöthigt sahe, derselben zu weichen, und sich endlich unter dem Geschütz dieser Stadt zu setzen, Erinnert euch dieses Zeitpunckts ja wohl, Meine Freunde!, denn er ist der einzige fürchterliche Auftritt, den ihr in diesem ganzen Kriege erlebt habt.“ So appelliert der Prediger an seine Zuhörer: „Freylich habt ihr wenig, Glükseelige Einwohner dieser Herzogthümer! Und ihr am allerwenigsten, Glükseelige Einwohner dieser Stadt! von den Ungemächlichkeiten des Krieges empfunden. Vielleicht ist der Krieg vielen unter euch gar sehr vortheilhaftig gewesen. Aber das müsse euch ja nicht veranlassen, über die Noth eurer Brüder mit einer unempfindlichen Gleichgültigkeit hinzusehen! Das müsse euch ja nicht verblenden, die Wohlthat des geschenkten Friedens gering zu achten!“
HPJ