Jacob Clauder (1617–1669), Pfarrer und Superintendent im sächsischen Delitzsch, hielt am 100. Jahrestag der Ratifikation des Augsburger Religionsfriedens, dem 25.9.1655, eine Jubiläumspredigt. Darin bemühte er sich erkennbar um historische Detailgenauigkeit, weshalb er den Frieden nicht wie schon damals üblich als Augsburger Religionsfrieden bezeichnete, sondern ihn als „Passauischen Religion-Friede“ titulierte, weil er auf Grundlage des Passauer Vertrags von 1552 geschlossen wurde. Clauder baute seine Predigt über den 125. Psalm nach einer kurzen Auslegung des Predigttexts als Entfaltung einer Aussage auf: „Der Passawische Religion-Friede, welcher am heutigen Tage vor hundert Jahren zwischen denen so genannten Römisch-Catholischen und der Augspurgischen Confeßion Verwandten zu Augspurg ratificiret und vollzogen worden, ist ein Göttliches, heilsames und höchstnotwendiges Werk. Aus dieser Proposition folget ein Stück aus dem andern, darum Euer Christliche Liebe recht aufmerckende Andacht hierzu behalten wolle und ob sichs etwa damit über die gewöhnliche Zeit verweilen möchte, solches der ungewöhnlichen Marteri und daß unser keiner diesen Tag über hundert Jahr wieder erleben werde, vernünfftig beymessen.“ Er leitet den Friedensschluss aus der Vorgeschichte her, beginnend mit der Confessio Augustana, und spart nicht mit Vorwürfen gegen die als „Papisten“ geschmähte römisch-katholische Seite. In ihrer detailverliebten Argumentation mit zahlreichen Nachweisen aus Luthers Werken und der protestantischen Chronik des Johannes Sleidan ähnelt die gedruckte Fassung seiner Predigt eher einer historischen Vorlesung, die ihre Zuhörer bei mehr als 20 engbedruckten Quartseiten Text vermutlich in der Tat länger als üblich in Anspruch genommen hat.
HPJ