Friedensrepräsentationen
Neuer Auß Münster vom 25. deß Weinmonats im Jahr 1648. abgefertigter Freud- und Friedenbringender Postreuter, HB 711, Kapsel 1248

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Objekt
Objektart
Druckgraphik
Gattung
Flugblatt
Titel/Incipit
Neuer Auß Münster vom 25. deß Weinmonats im Jahr 1648. abgefertigter Freud- und Friedenbringender Postreuter
Titelzusatz
Verkündigung des Westfälischen Friedens durch einen Postreiter
Inventarnummer/Signatur
HB 711, Kapsel 1248
Verwalter
Verwalter (Ort)
Herstellung
Herstellungsort
Technik
Holzschnitt
Beschreibstoff
Papier
Datierung
Datum
1648
Messung
Messtyp
Darstellung
Messwert (H x B x T)
14,7 x 26,6
Maßeinheit
cm
Inschriften/Stempel
Anbringungsort
Recto
Sammlerstempel Beschreibung
Sammlerstempel
Aufsess, Hans von und zu
Sammlerstempel (Nachweis)
Lugt
Sammlerstempel (Nachweis: Seite/Nummer)
Nr. 2749
Literatur
Seitenzahl
S. 21
Literatur
Kurztitel
Seitenzahl
Bd. IV, S. 254–255, Nr. 54
Literatur
Kurztitel
Seitenzahl
Bd. VII, S. 336, Nr. P-2205
VD17-Nr.
4620:736947M
Literatur
Seitenzahl
S. 43, Nr. 30
Literatur
Seitenzahl
S. 246, Nr. 162–163
Literatur
Seitenzahl
S. 21, Nr. 9
Literatur
Kurztitel
Seitenzahl
S. 12–13
Literatur
Seitenzahl
Bd. III, S. 220–221 (Kristin Wiedau)
Literatur
Literatur
Kurztitel
Objekt in Ausstellung
Virtuelle Ausstellung
Präsentationsgruppe
Bearbeitung
Bearbeiter
Anna Lisa Schwartz/Franziska Bauer
Bearbeitungsstatus
Freigabe
Dokumentation
Original geprüft
Bild-URL
http://friedensbilder.gnm.de/sites/default/files/HB711_01_0.tif
Kommentar:

Der den Frieden verkündende Postreiter dürfte zu den bekanntesten Flugblättern aus der Zeit des Westfälischen Friedens zählen. In sein Horn blasend, reitet er über zerbrochenes Kriegsgerät hinweg. Am Horizont sind Fama und Merkur als Boten und zugleich Garanten des wieder aufblühenden Handels zu sehen. Im Hintergrund wird die Friedensnachricht auf dem Seeweg nach Schweden weitergeleitet.1 Die Verse des Blattes loben die Segnungen des Friedens für verschiedene Berufsstände2 und fordern zum Dank an Gott auf.

Flugblätter spielten bei der Verbreitung der Nachricht von der Unterzeichnung des Friedensvertrages vom 24. Oktober 1648 eine herausragende Rolle. Gefördert wurde ihre schnelle Übermittlung noch dadurch, dass im Zuge des Gesandtenkongresses in Münster und Osnabrück beide Städte an die Taxische Reichspost angeschlossen worden waren, um einen ungehinderten Briefwechsel zwischen Diplomaten und Herrscherhäusern zu ermöglichen.

ALS

  • 1. Bei einem wenig früher entstandenen motivgleichen Holzschnitt von Marx Anton Hannas (Städtische Kunstsammlungen Augsburg, Inv.-Nr. G. 20632) fehlen die Beschriftungen im Holzschnitt. Wahrscheinlich wurden sie auf dem hier vorliegenden Beispiel zur leichteren Verständlichkeit hinzugefügt.
  • 2. “Der Schuster wird sein Geldt vor Schuh nicht können zehlen/ Den Schneider wird das Volck umb neue Kleider quelen/...”
Transkription:

Überschrift:

Neuer

Auß Münßter vom 25. deß Weinmonats im Jahr

1648. abgefertigter Freud= und Friedenbringender Postreuter.

Erste Spalte:

Ich komm von Münster her gleich Sporensteich ge-

ritten/

und habe nun das meist deß Weges überschritten/

Ich bringe gute Post und neue Friedenszeit/

der Frieden ist gemacht / gewendet alles Leid.

Man bläst ihn freudig auß mit hellen Feldtrommeten/

mit Kesselpaucken Hall / mit klaren Feld=Clareten.

Mercur fleugt in der Lufft / und auch der Friede; Io/

Gantz Münster / Oßnabrugg und alle Welt ist froh/

die Glocken thönen starck / die Orgeln lieblich klingen/

Herr Gott wir loben dich/ die frohen Leute singen.

die Stücke donneren und sausen in der Lufft/

die Fahnen fliegen schön / und alles jauchtzend rufft:

der Höchste sey gelobt / der Friede ist getroffen/

fortan hat männiglich ein besser Jahr zu hoffen/

der Priester und das Buch/ der Rahtherr und das Schwerdt/

der Bauer und der Pflug/ der Ochse und das Pferd.

 

Die Kirchen werden fort in voller Blüte stehen/

Man wird zum Hauß deß Herrn in vollen Sprüngen gehen/

und hören Gottes Wort: Kunst wird seyn hochgeacht/

die Jugend wird studiern bey Tag und auch bey Nacht/

Man wird deß Herren Ruhm auff Psalter und auff Seiten/

In Osten und in West/ in Sud und Nord außbreiten:

die Saine und Paris / die Donau und ihr Wien/

der Belht und sein Stockholm sind friedlich/ frisch und grün.

 

Der Friede kömt Gott lob mit schnellem Flug geflogen/

mit ihm komt alles Glück und Segen eingezogen/

Er bringet Friedenspost / und güldene FriedensZeit/

der Krieg ist nun gestillt, geendet alles Leid.

Spieß/ Bogen/ Schild und Schwerdt/ und Lanzen sind zerschmissen/

Gerechtigkeit und Fried sich miteinander küssen/

Wo Mars der Landsknechts Gott/ die Oberherrschaft hat

da herrschet Lasterschwarm/ und Tugend hat nicht stadt.

Drum freuet/ freuet Euch ihr hohen Potentaten/

und alle die ihr müst den grossen Städten rahten/

 

Zweite Spalte:

Fortan wird Land und Sand und Dörffer nehmen zu/

und Herr und Knecht wird sein in angenehmer Rhu.

Es werden Fürsten nicht in Cantzeleyen schwitzen/

der Raht nicht in die Nacht mit schweren Sorgen sitzen/

und dencken/ wo doch Raht wol herzunehmen sey/

damit beteubet werd deß Krieges Tyranney.

Man wird stäts seyn bedacht/ wie rechte Sach mög bleiben/

Wie man/ was unrecht ist/ recht möge hindertreiben/

Man wird nicht so versehn was böses wird verricht/

wie sonst zu Kriegeszeit/ doch ohne Lust geschicht.

Es werden Obrigkeit und Unterthanen wohnen

in Einigkeit und Fried: das gute wird man lohnen/

das böse straffen ab: Kurz/ es wird friede seyn/

im Rahthauß/ in der Stadt/ wo man geht auß und ein.

Ihr Obern dancket Gott/ der Frieden ist gerichtet/

Ihr Untern lobet Ihn/ das widrig ist geschlichtet/

Es lebt in Fried und Freud der Rahtsherr und die Stadt/

Biß das was in der Welt und Sie ein Ende hat.

 

Auch/ Ich der Kaufleut Gott Mercur komm hergedrungen/

und hab mich mit dem Brieff durch Lufft und Tufft geschwungen/

Ihr Kaufleut seyt wolauff und habt ein guten Muth/

Ihr Landwercksleute auch/ es wird alls werden gut.

Fort wird man sicherlich zu Wasser können handeln/

und ohne noht zu Land auff Messen ruhig wandeln/

die Wahren werden wol zu reissen abegehn/

die Läden und Gewölb voll lauter Kauffer stehn/

Man wird ja Tag für Tag den Seidenzeug außmessen/

und zu Mittag für Müh nicht einen bissen essen/

Gewürz und Spezerey verkauffen wol mit Macht/

den lauter Centnern wegwägen Tag und Nacht.

Der Schuster wird sein Geldt vor Schuh nicht können zehlen/

Den Schneider wird das Volck umb neue Kleider quelen/

Der Breuer nimbt nicht ab/ der Becker der wird reich/

Der Kirschner füttert stäts/ und feyret keinen Streich.

Es hitzen bey dem Feur die Schmid/ die Amboßschläger/

Es tauren mich allein die armen Degenfeger/

 

Dritte Spalte

 

 

Die haben nichts zu thun: Last Degen/ Degen seyn/

macht einen Pflug darfür/ und eine Pflugschar drein.

 

Ihr Bauren spannet an die starcken AckerPferde/

klatscht mit der Peitschen scharff/ die Pflugschar in die Erde/

Säet/ Hirsche/ Heidel/ Korn/ Hanf/ Weitzen/ Gersten auß/

Kraut/ Ruben/ Zwiebeln/ Köhl/ füllt Keller/ Boden/ Hauß.

 

Ihr Gärtner werdet dann zu Marckt können fahren/

und lösen manchen Batz auß euren grünen Wahren/

dann kehret ihr mit Lust fein in ein Küchlein ein/

und esst ein stücklein Wurst und lescht den Durst mit Wein:

Juch/ Juch/ ihr seyt befreyt von tausend tausend Nöthen/

und schlaffet biß es tagt mit euren Bauren Greten.

 

Ihr Wirte freut euch auch/ der Friede trägt euch ein/

Es wird die Stub und Stall voll Gäst und Pferde seyn/

Voraus die ihr wol ligt/ beym weiß und roten Hanen/

Beim Baum/ Bärn/ Engel/ Stern/ Wolf/ Lamme/ Thürnen/ Schwa=[obendrüber: nen]

Beim Bitterhold/ beim Creutz/ Ganß/ Rindfuß/ Rädlein/ Tisch/

beim wilden Mann/ Kron/ Mond/ beim güldnen Ochsen/ Fisch/

Beim Ochsenfelder auch: Ihr krieget gute Sachen/

Ihr wolt denn selbsten nicht/ die Zech Wirthlich machen/

doch glaub ichs gänzlich nicht: Nun es hat keine Noth/

Ein jeder gebe mir ein gutes Botenbrodt.

 

Doch dieses alles recht mit beten und mit dancken/

daß keiner überschreit der Erbarkeiten Schrancken/

      Es dancke alles Gott/ es danck Ihm frü vnd spat/

      was kreucht/ fleugt/ lebt und schwebt/ und was nur

               Odem hat.

 

Darunter:

Gedruckt im Jahr nach der Geburt vnsers Herrn Jesu Christi 1648.

Ausstellungstext:

Der den Frieden verkündende Postreiter dürfte zu den bekanntesten Flugblättern aus der Zeit des Westfälischen Friedens zählen. In sein Horn blasend, reitet er über zerbrochenes Kriegsgerät hinweg. Am Horizont sind Fama und Merkur als Boten und zugleich Garanten des wieder aufblühenden Handels zu sehen. Im Hintergrund wird die Friedensnachricht auf dem Seeweg nach Schweden weitergeleitet. Die Verse des Blattes loben die Segnungen des Friedens für verschiedene Berufsstände und fordern zum Dank an Gott auf.

Flugblätter spielten bei der Verbreitung der Nachricht von der Unterzeichnung des Friedensvertrages vom 24. Oktober 1648 eine herausragende Rolle. Gefördert wurde ihre schnelle Übermittlung noch dadurch, dass im Zuge des Gesandtenkongresses in Münster und Osnabrück beide Städte an die Taxis‘sche Reichspost angeschlossen worden waren, um einen ungehinderten Briefwechsel zwischen Diplomaten und Herrscherhäusern zu ermöglichen.

ALS