Friedensrepräsentationen
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Das Jahr 1748 bot gleich mehrfach Anlass zur Prägung von Medaillen und so feiert auch dieses Exemplar zum einen die Säkularfeier des Westfälischen Friedens und zum anderen den Aachener Frieden.1 Der Avers zeigt den geflügelten Saturn, wie er lächelnd der auf dem Stier sitzenden Europa entgegentritt. Seine Sense hat er aus den Händen gelegt und an seinen Körper gelehnt, in der rechten Hand hält er statt der konventionellen Sanduhr ein Gefäß, während er mit seiner Linken Europa ein zweites Behältnis reicht.

Auf der Rückseite befindet sich eine kleine Schar Putten, die in zwei voneinander getrennten Räumen dem Nahrungshandwerk nachgehen. Links entleert ein Knabe seine Kiepe in die Kelterwanne, in der sein Gefährte bereits die Trauben zertritt, sodass der Saft vorne in einen Zuber abläuft. Durch das Fenster im Hintergrund ist der Abzug eines Heeres zu erkennen.

Der Raum auf der rechten Bildseite wird von einer Ölmühle eingenommen, in deren Mahlwerk ein Pferd eingespannt wurde. Während ein Putto neue Beeren auf dem Kopf heranträgt sorgt ein zweiter mit einem Schieber dafür, dass die Früchte unter die Mahlsteine gelangen. Die Fensteröffnung im Hintergrund gibt den Blick auf drei Schiffe frei, die für florierenden Handel oder die Heimkehr einer Kriegsflotte stehen können.

Das Motiv der Ölpresse, das semantisch eng verbunden ist mit dem der Traubenkelte, stammt aus Johann Vogels Friedens-Emblembuch von 1649. Die dortige Nr. 3 verdeutlicht, welch hohen Stellenwert der Religion im Friedensprozess beigemessen wird:
”Wie endlich man das Oel auß seinen Beeren preßt/
Der Friede mit Gebet vnd Rath sich zwingen läßt.“
Die auf der Vorderseite dargestellte Europa empfängt also nach langer Zeit des Krieges den Friedenswein und das Friedensöl um ihre Wunden zu heilen (Sanandis vulneribus), während die freundlich gesinnte Zeit ein wenig bei ihr verweilt.

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