Keine Darstellung des Westfälischen Friedens hat größeren Wiedererkennungswert als das Gemälde von Gerard ter Borch. Der niederländische Porträtmaler hielt den Moment des Schwurs fest, der nach der Ratifizierung des Vertrages am 15. Mai 1648 im Rathaussaal zu Münster abgeleistet wurde.
Den Mittelpunkt der Darstellung bildet ein halbrunder Tisch, auf dem die gesiegelten Vertragsdokumente und die Aufbewahrungsschatulle liegen.1 Um ihn haben sich die Gesandten Spaniens und der Niederlande aufgereiht, von denen sich bis heute annähernd 40 Köpfe identifizieren lassen.2 Die niederländischen Teilnehmer in schlichter bürgerlicher Kleidung leisten den Schwur durch den typischen Händegestus, wohingegen der spanische Hauptgesandte Peñaranda seine Rechte auf das Evangelium legt. Der Friede zu Münster bedeutete nicht nur die Unabhängigkeit der nördlichen Niederlande vom habsburgischen Imperium, sondern auch die gegenseitige Anerkennung der Konfessionsspaltung in südlich-katholische und nördlich-calvinistische Gebiete.
Ter Borch, der das Gemälde an der linken Wand über der renaissancezeitlichen Vertäfelung signiert hat, war während des Ereignisses in Münster anwesend3 und hat sich ebenfalls mit einem Selbstbildnis verewigt (Figur am äußeren linken Rand).4 Das ohne Auftrag geschaffene Gemälde blieb zuerst in seinem und danach in Familienbesitz, was vor allem an der hohen von ihm geforderten Verkaufssumme lag.
Die Verwendung eines Gruppenbildnisses als Motiv für eine Ratifizierung von Friedensabkommen beginnt mit ter Borchs Werk und lässt sich bis in das zweite Drittel des 18. Jahrhunderts nachweisen. Das Gemälde selbst wurde mehrfach kopiert, fand aber vor allem durch den Nachstich von Jonas Suyderhoef größere Verbreitung (siehe HB 192).5
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