Armbrust-Schiessen/
Gehalten auf der Allerwiesen vor Nürnberg/ im Jahr 1650. angefangen den 29. Julii/
denne zwo Fürstl. Personen und unterschiedliche hohe Cavalliere beygewohnet.
TEutschland das theure Land war wieder Teutschland worden;
Man hörte nun nicht mehr von Rauben/ Brennen/ Morden/
von altem langen Zank. Die Posten ritten aus/
und trugen diese Post durch's weite Erdenhaus/
daß wieder Friede sey. Nord war nach Nord gezogen.
Die Ruh kam über Meer itzt wieder hergeflogen.
Die Friedensübungen der Friede lucht hervor.
Weil alles Leid zu Grab/ stieg alte Freud empor.
Was sänget Nürnberg/ der Schauplatz neuer Freuden/
des Teutsche Salem/ an? Eh Wien nach Wien will scheiden/
macht es ihm eine Lust. Die Waffen sind verbranndt.
Die donnernde Cartaun ist ganz verstummt im Land.
Der laute Pulverruf will niemand mehr gefallen.
Man hört nicht gerne mehr Pistol und Büchsen knallen.
Drüm zieht die Schützenstadt mit Armbruststahl zu Feld.
Amalfi selbst zieht mit/ des Adlers theurer Held/
des Friedens Mecänat. Dort wo der Fluß hineilet/
der Silberwellen treibt und Nerons Mauren theilet/
die klare Pegnitzstrom/ wo er die Ufer trennt/
da ist ein Ort/ den man die Aller-Wiesen nennt/
weil allen er gemein; ein Baumbesetzte Matten/
wo Schatten Gipfels ab die kühlen Linden scharten/
wo aus dem Brunngeröhr in dre Steinkasten springt
krystallen-helles Glas/ wo manches Vöglein singt;
Daselbsten stellt man hin die Stäte für die Schützen/
auf welcher oben selbst dem Glück beliebt zu sitzen.
Man schläget Zelten auf dort unter dem Gezelt
der Bäume/ daß es scheint ein Lager in dem Feld.
In einem Bacchus sitzt/ schenkt Wein aus für die Gäste.
Die Schützen singen hin/ ein ieder will das Bäste
gewinnen diesen Tag. Der Bolz bolzt von dem Stahl
und fähret mit Gepfeiff hin in das weisse Mahl.
Der Hammer schlägt an: da sieht man mit Haufen
die Schützen über Feld nach ihren Schüssen laufen
Der Schreiber schreibt die Schüß. Ein Bolz fliegt in die Städt.
Der sah weit oben hin/ der ihn gesendet hat/
zielt über's Ziel hinaus. Es hat sich wol getroffen.
Wär es ein Stadelthor! Nun/ alle Schüsse hoffen;
nur einer fasst das Blat. Stoy ist der Glückesmann,
Da sieht man/ daß das Glück am bästen treffen kan.
Der Friede lässet ihm diß Friedenspiel gefallen/
kömmt selber/ sihet zu/ mit Herzensfreudenwallen/
rufft: also/ liebe Freund! ergötzt euch diese Stund.
Forthin sey alle Jahr' euch diese Lust vergunnt.
SB
MATW