Friedensrepräsentationen
frieden_transcript1920e8

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Das von süsser Friedens-Ruh schlaffend/ und über heuntigen Welt- 
und Kriegs-Lauff Träumende 
Teutschland.

Die nach viel Jahren Lauff vom Kriegen muede Nacht
Die hatte (1.) Teutschland nun zur sanfften Ruh gebracht
Es kuessten sich mit Ihr Gerechtigkeit und Friede
Der (2.) Adler un der (3.) Loew als langen Kaempffens muede
Die druckten ihre Schoß; So schlieff sie unerweckt
Kein Heer-Trompeten-Klang noch Trommel sie erschreckt.
Sie lag in stiller Ruh und dachte wol zu leben
Geringste Anlaß nicht zur Unruh mehr zu geben;
Indem sie nun so ruht (4.) vom Frieden eingewiegt
Ersieht sie diesen Traum der hier vor Augen liegt.
Deß blassen (5.) Mondes Schein stund' Ihr in Ost entgegen
Von Westen hoerte sie ein (6.) Hanen-Kraehen regen
Worvon Europens Volck in Harnisch ward gebracht;
Der den die (7.) Iber traenckt und der die Maas (8.) bewacht
Der an der (9.) Temse wohnt und den die (10.) Donau netzet
Auch der am (11.) Elb und Rhein sich eh deß hat ergoetzet

Die giengen starck zu Rath vor ihrem Angesicht;
Indem erwachte Sie und sah bey hellem Liecht
Die Warheit deß Gesichts so ihr die Ruh zerstoeret:
Der einen Sichel-Mond in seinen Fahnen ehret
Und der in Roemer-Sprach den Hanen-Namen fuehret
Die hatten See und Land mit ihren Volck beruehrt
Der Rhein (12.) war nicht mehr rein von Blut gefuellten Fluessen
Der (13.) Pohl und Ungar schwam in herben Zaehren-Guessen
Der weite See war roth und duester anzuseh'n
Von einer (14.) scharffen Schlacht so allbereit geschehn.
Ach! seufftzte Teutschland aus: Wo seyt ihr meine Fürsten?
Und du mein Himmels-Fuerst! Sollstdu nach Blut dann duersten:
Ach! Schone Vatter Schon! Erstatte nur die Ruh
Und laß mich doch einmahl im Friede schlaffen zu.
So schlieff sie wiederum ein.

MATW