Friedensrepräsentationen
Ode auf den Frieden zwischen Rußland und Preussen, A15C/364

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Objekt
Objektart
Druck
Titel/Incipit
Ode auf den Frieden zwischen Rußland und Preussen
Inventarnummer/Signatur
A15C/364
Verwalter
Verwalter (Ort)
Herstellung
Hersteller
Herstellerrolle
Verfasser
Hersteller
Herstellerrolle
Drucker
Herstellungsort
Datierung
Datum
1762
Seiten/Blätter GESAMT
4 Bl.
Präsentationsgruppe
Bearbeitung
Bearbeiter
Franziska Bauer
Bearbeitungsstatus
Fortgeschritten
Dokumentation
Original geprüft
Auswahl Diss.
Dissertation Bauer
Anmerkungen:

Angaben zu Entstehung und Veröffentlichung fehlen

auch ist die eindeutige Zuordnung des Verfassers unklar, es kann sich auch im den Vater handeln: Johann Friedrich August Cartheuser; er war seit 1758 Mitglied der preußischen Akademie der  Wissenschaften und Hochschullehrer in Frankfurt/Oder - man könnte spekulieren, dass im Rahmen von Friedensfeierlichkeiten sowohl die Akademie als auch die Hochschule eine Festveranstaltung abhielt und die Ode zu diesem Zweck geschrieben wurde; Hinweise oder Quellen auf eine solche Veranstaltung konnten bis dato nicht gefunden werden

Exzerpt:

„Die Tochter des Olymps, die Ruhe kehrt zurück;[…]“ Olymp = Wohnort der Götter, von dort kommt die Ruhe wieder, Ruhe also durch Gott? Ruhe ist das höchste Gut (Wertschätzung der Ruhe), weil damit so viel assoziiert werden kann, was den Alltag der Menschen beeinflusst. Von der reinen Geräuschkulisse abgesehen, bedeutet es auch Ruhe im Handel, sprich die Möglichkeit wieder wirtschaftlichen Fortschritt und Zuwachs zu gestalten, Ruhe auch im alltäglichen Leben: keine Plünderung oder Einquartierung mehr von Soldaten und Söldnern, Ruhe außerdem auch Assoziation aus der christlichen Paradiesvorstellung. Ruhe außerdem als Gegenteil zu dem Lärm des Krieges (Paucken, Trompeten, die den Anmarsch der Truppen ankündigen, Geschosse, Geschrei von Angreifern und Verletzten, Chaos)

Ruhe sowohl erfahrbares als auch imaginiertes Konzept von Frieden


„Denn (mit Entzücken hört die Nachwelt einst den Grund

des süssen Glücks, so wir geniessen)

Denn Friedrich und Peter schliessen

Großmüthig einen Friedensbund.“

Hier definiert sich Ode selbst auch als Erinnerungsort, indem die politischen Taten der beiden Herrscher durch die Verehrung in der Lyrik zu Ruhm über die Generationen hinaus erfahren sollen.

Auffällig hier auch die Bezeichnung Friedensbund für den Vertrag von Sankt Petersburg. Ein „Bund“ im politischen Sinne schließt immer die Übereinkunft und gleiche Zielsetzung der Beteiligten ein, was hier eine besondere Message für die anderen Kriegsteilnehmer darstellen kann. Es ist wahrscheinlich, dass dieses Narrativ aus der offiziellen Bekanntmachung entlehnt ist. In den Dichtungen zum Frieden von Sankt Petersburg kann man die Bezeichnung immer wieder finden. Auch die Definition des Bündnisses als großmütig dient der Huldigung der beiden Potentaten, wobei es die Günstlingssituation, in der sich Preußen befand nicht thematisiert. Preußen befand sich 1762 in einer prekären militärischen Lage – eingekesselt zwischen seinen Feinden. Um dieses zu verhindern, hatte Friedrich II. alles versucht. Nur der plötzliche Tod der Zarin Elisabeth I. und die damit verbundene Thronbesteigung Zar Peters III. retteten Preußen vor einer totalen Niederlage.

 

„Der Freundschaft heilge Glut, und göttlich hohe Lust,

Oft unbekannt den Königsthronen,

Und doch der schönste Schmuck der Kronen,

Füllt dieser grossen Fürsten Brust.“

Auch die Bezeichnung als Freundschaft kommt häufig vor. Die Beschreibung einer politischen Beziehung mit einer auf Gefühlen basierender zwischenmenschlichen Beziehung verbirgt auch wieder die das Mächteungleichgewicht zwischen den beiden Potentaten. Gleichzeitig drückt auch dieser Ausdruck die Gemeinschaft der beiden aus, die sich von den Alliierten abgrenzt. Das Freundschaft anderen „Königsthronen“ oft unbekannt ist, kann hier weniger als eine Kritik als vielmehr als Herausstellung der besonderen menschlichen Eigenschaften der beiden Potentaten gewertet werden. Die Dichtungen gehen auf politischer Ebene eher selten soweit, dass die tatsächliche Kritik äußern. Das liegt sicherlich in erster Linie an ihrem Selbstverständnis als Kunstform, die zur Unterhaltung gedacht ist. Gleichzeitig wurde Kritik am eigenen Herrscher durch die Zensur geregelt. Kritik fremder Herrscher hingegen nutze nach meinen Einschätzungen nicht zur bloßen Diffamierung des Gegners, sondern wirkte ex negativo auf den eigenen Herrscher, da gerade die Friedensdichtungen einen starken huldigenden Kanon verfolgten. So heißt es weiter:

„Nicht Weisheit nur, und Huld, und Unerschrockenheit

O Friedrich! auch der Freundschaft Triebe,

Und das Gefühl der Menschenliebe

Erwerben Dir Unsterblichkeit.

 

Unsterblichkeit ist eins auch Dein erhabner Lohn,

Du Herrscher grenzenloser Staaten,

O Peter! zu der Großmuth Thaten

Gebohren steigst Du auf den Thron.“

 

Zar Peter III. wird anschließend noch mit Peter I. verglichen.

Friedrich II. und Peter III. werden als Retter Deutschlands bezeichnet. Diese Bezeichnung impliziert, dass der Frieden von Sankt Petersburg beispielhaft funktioniert und die anderen Kriegsteilnehmer sich an dem Vorbild orientieren, um Ruhe im Reich zu schaffen. Auch werden immer wieder Metaphern eingebaut, die auf einen Sieg hinweisen. Neben Lorbeeren auch Palmen und der Ölbaum. Diese antiken Bilder verweisen alle auf den Sieg. Gemeint sein könnte der Sieg über den Krieg? Die letzte Strophe verweist auf die Position Habsburgs. Um Europa wieder zu befrieden, muss der Kaiser dem Bündnis beitreten. Ein Jahr nach dem Frieden von Sankt Petersburg wurde dann tatsächlich mit dem Friedensvertrag von Hubertusburg der Siebenjährige Krieg beendet. Dass Europa sich mit dem Ölbaum schmücken wird, verweist auf eine politische Idee Europas , die sich langsam herausbildete im 18. Jahrhundert. Damit geht der Wunsch (vom Verfasser?) einher, die Einzelstaatlichkeit zu Gunsten einer europäischen Einheit zu überwinden. Das meint nicht die Auflösung der einzelnen Staaten des Reichs, sondern die Besinnung auf die Gleichgewichtspolitik in Europa, die für einen bestehenden Frieden unablässig ist, wie es auch in der politischen Theorie und Staatskunde Konsens war.

„Bald wird durch Euch versöhnt Europa sorgenfrei

Sich mit des Oelbaums Zweigen schmücken;

Bald tritt mit lächelnd holden Blicken

Auch Habsburg Eurem Bündniß bei.“