Nur wenige Tage nachdem in Münster und Osnabrück die Westfälischen Friedensverträge unterzeichnet worden waren, hält der Ronneburger Superintendent Philipp Wernick (1594–1665) die zweite seiner drei gedruckten deutschen Friedenspredigten, bei der die Freude über den Frieden im Mittelpunkt steht. Seine Auslegung von Psalm 133, Vers 1: „Siehe wie fein und lieblich ist's, das Brüder einträchtig beieinander wohnen“, betont das politische Motiv des friedlichen Miteinanders und reiht den Westfälischen Frieden in eine Reihe großer Friedensschlüsse ein. Zugleich ordnet er den Wunsch nach Frieden der vierten Bitte des Vaterunsers zu und sagt, der Frieden sei „neben dem täglichen Brote der allerbeste Schatz“. Die Ausgestaltung des Friedens in der nun anbrechenden Friedenszeit ist für Wernick geordnet nach der Drei-Stände-Lehre: So wie es drei Arten Brüder gebe, natürliche, weltliche und geistliche Brüder, so werde der Frieden für alle drei Stände segensreich sein. „O wie ein gut und herrlich Ding ist es, wenn die weltlichen Brüder, das ist die hohen Potentaten, Fürsten und Herren und alle Regenten mit einander eins sind...“. „Wenn nun diese Liebligkeit des Friedes in geist- und weltlichen Stand gespüret wird, kann es nicht fehlen, es muß auch dieser herrliche Friede mit seiner Liebligkeit als ein schöner Himmels-Thau fließen in den Haus-Stand ...“. Aus dem von Gott geschenkten Frieden leitet der Prediger nun die Pflichten der Stände in der Friedenszeit ab, malt ihnen aber auch ihren Nutzen durch den Frieden aus. Dabei ruft er auch als Kontrast noch einmal die Schrecken des Krieges in Erinnerung. So verweist er etwa darauf, dass in der Stadt Ronneburg kein einziges Kind des Jahrgang 1633 überlebt habe. Doch die Predigt endet damit, den Frieden von Münster und Osnabrück als Buß-, Freuden- und Gnadenposaune zu feiern. Die Freude über die anbrechende Friedenszeit verbindet sich mit dem Aufruf zu Buße und Dankbarkeit.
HPJ