Die ersten Verse des Blattes preisen die Wiederherstellung des Friedens nach 1648. In seinem Angedenken opfert die Personifikation der Stadt Augsburg, umgeben von Bürgern, "Dem Friedensgotte [...] am heiligen Denkaltar". Die folgenden Verse interpretieren den Vertrag von Hubertusburg als Erneuerung des Westfälischen Friedens: "Du hast zum festen Grund Westphalens Friedensruh, / Und setzest solchem Glück ein neues Siegel zu." Die Jahreszahlen beider Ereignisse sind oberhalb der Obelisken notiert. Die Angabe 1650 verweist auf die erwirkten Friedensbestimmungen, die zur Gleichstellung von Katholiken und Protestanten in Augsburg führten. Auf den Zeitraum vor ihrer Durchsetzung bezieht sich die Formulierung "Das lang erlittne Leid von vierzehn Kummerjahren", in denen die Augsburger Protestanten keine eigenen Gotteshäuser nutzen durften und weiteren Einschränkungen unterlagen. Der Stich zählt zu den Augsburger Friedensgemälhden, die in diesem und den beiden darauffolgenden Jahren historische Ereignisse reflektierten. Die Künstlerfamilie Rugendas steuerte insgesamt 16 Stiche bei.
ALS
linke Kartusche: 1648.d.15.Fbr. Osnabrück.
rechte Kartusche: A°.1763.d.15.Febr. Hubertusburg.
um Gottesname im Dreieck: Ehre sey / Gott in / der Höhe
aus der Posaune des linken Engels: Friede auf Erden
aus der Posaune des rechten Engels, allerdings mit Buchstaben auf dem Kopf: Friede auf Erden
linker Olivenkranz: 1650
rechter Olivenkranz: 1763
Banderole zwischen beiden Obelisken: den Menschen ein Wohlgefallen
augestelltes Buch: Ps. 102. 19. / Das / werde ge= / schrie= //ben auf / die / Nachkom/ men.
im Postament: Dem Gott des Friedens.
Text:
Überschrift:
Reimerklärung
des gewöhnlichen Friedensgemäldes, welches 1763. den 10. August, zum Andenken, der evangelischen Schuljugend
ausgetheilet worden: nach Anleitung der Worte Ps. 102. v. 19.
[linke Spalte]:
Kommt liebe Kinder kommt! und schmücket euch aufs beste:
Zieht in das Heiligthum an eurem frohen Feste
Mit lautem Jubelein. Bringt in vereinter Schaar
Dem Friedensgotte Lob am heiligen Dankaltar.
Volk, das geschaffen ward, den Mächtigen zu loben,
Der seiner Gnade Ruhm in Zions Heil erhoben,
Preis seine Wunder hoch, die er den Vätern that,
Und die ihr dankbar Herz auf dich geschrieben hat.
Dies Denkmal mag sie dir heut abermal erneuern:
Er läßt Dich wiederum den alten Festtag feyern,
Der in dem fünfzigsten nach sechzehnhundert Jahr,
Wie jene Säule zeigt, zuerst begangen war.
Da schuf der treue Gott ein grosses Wohlgefallen;
Die Alten jauchzten DAnk in ihrer Kinder Lallen;
So furh er fort bis jetzt und schenkte Gnad und Treu
Und zeigete, daß er der Gott des Friedens sey.
In diesem Bilde kniet mit andachtvollem Flehen
Sein Zion, das er sich in Augsburg ausersehen,
Um frohen Dankaltar, das Rauchfaß in der Hand
Und opfert hohes Lob, daß er sein Leid gewandt.
Das lang erlittne Leid von vierzehn Kummerjahren,
In welchen Kirch und Schul für sie gesperret waren,
Und wo nur kümmerlich und sparsam Brünnlein floß,
Das in ihr armes Herz zum Labsal sich ergoß.
Bis hin ihr lautes Schreyn und schwere Trübsal rührte
Und er das Friedenswerk zu Osnabrüg vollführte,
Dadurch von Kirch und Schul die schweren Riegel schob
Und sie im Regiment zu gleichem Recht erhob.
Das war dein Werk, o Gott! Ein Wunder deiner Rechte;
Die ungebohrne Welt, das künftige Geschlechte
Sollts sehn und fröhlich seyn; drum sagest du bisher
Stets Friede zu und machst der Gnaden täglich mehr.
Das müße, wie im Buch vor Zion aufgeschlagen,
In Davids Psalmen steht, ein Tag dem andern sagen,
Das isige Geschlecht mach es dem andern kund,
Und seiner Güte Ruhm erzähl der Nachwelt Mund.
So wie im Bilde hier die froh vereinte Tugend
Im schönen Friedensschmuck die Herrlichkeit und Tugend
Des Gottes, der da half, an dem Altare preist,
Auf den ihr wundernd Aug und muntrer Finger weist;
[rechte Spalte]
So stimme junge Schaar auch du in frohen Chören
In seinem offnen Haus, zu seines Namens Ehren,
Heut deiner Andacht Dank und Lobelieder an,
Denn du genießt es noch, was er vormals getahn.
Der beyden Engel Wort: FRied, großer Fried auf ERden!
Ließ er zu Osnabrüg und Münster Wahrheit werden;
Und Augsburgs Zion schmeckt noch ist voll Sicherheit
Bey weiser Väter Sorg die Wohltat jener Zeit.
Doch nicht nur dazumal entschied sein Wink und Wille
Des Krieges lange Noth, und machte Völker stille
Und Länder voller Ruh: denk Jugend, denk zurück,
Und wirf auf jenen SChild auch einen kurzen Blick.
Du si hest Hubertusburg, das SChloß in seiner Mitten,
Bey deßen Bau die Kunst mit Pracht und Fleiß gestritten:
O welch ein großes Werk kam da dies Jahr zu stand,
Als Gott der Mächte Herz im Fried aufs neu verband?
Gesegnet sey der Tag, und müß es ewig bleiben,
Man müß ihn feyerlich auf Kindeskinder schreiben,
Den hocherseufzten Tag, da Deutschland stille ward,
Das unter Angst und Flehn so lang auf ihn geharrt.
Gott sprachs und es war Fried: der Krieg entwich von hinnen,
Die Thränen hörten auf aus Angst und Schmerz zu rinnen;
Die Jubel schalleten durch Deutschlands weites Reich,
Und mit dem Frieden kam Heil, Ruh und Glück zugleich.
O Friede, süßer Trost auf blutige Beschwerden,
Du göttliches Geschenk den Bürgern deutscher Erden,
Du hast zum festen Grund Westphalens Friedensruh,
Und setzest solchem Glück ein neues Siegel zu.
Auf Jugend! daß man dich dafür dann dankbar sehe!
Richt deine Hand und Aug zum Herrscher in der Höhe;
STimm hohe Psalmen an im schönen Heiligthum,
Gib seinem Namen Ehr, sind seiner Gnade Ruhm.
Stimm fromm mit heilgem Dank ins Lob der Seraphinen,
Die ehrfurchtsvoll verhüllt vor seinem Antlitz dienen;
Lob unserm Friedensgott, wie seinem Volck geziemt!
Lob dem Allmächtigen, wie ihn der Himmel rühmt.
Beherrscher aller Welt! laß deine Gnade dauern,
So lang der Erdball grünt, schaff daß in unsern MAuern
Das Glücke Zion blüh, von Tag zu Tag erneurt,
Bis daß die Sonn erlischt, der Mond den Glanz verleurt.
MATW
Die ersten Verse des Blattes preisen die Wiederherstellung des Friedens nach 1648. In seinem Angedenken opfert die Personifikation der Stadt Augsburg, umgeben von Bürgern, ”Dem Friedensgotte [...] am heiligen Denkaltar“. Die folgenden Verse interpretieren den Vertrag von Hubertusburg als Erneuerung des Westfälischen Friedens: ”Du hast zum festen Grund Westphalens Friedensruh, / Und setzest solchem Glück ein neues Siegel zu.“ Die Jahreszahlen beider Ereignisse sind oberhalb der Obelisken notiert. Die Angabe 1650 verweist auf die erwirkten Friedensbestimmungen, die zur Gleichstellung von Katholiken und Protestanten in Augsburg führten. Auf den Zeitraum vor ihrer Durchsetzung bezieht sich die Formulierung ”Das lang erlittne Leid von vierzehn Kummerjahren“, in denen die Augsburger Protestanten keine eigenen Gotteshäuser nutzen durften und weiteren Einschränkungen unterlagen. Der Stich zählt zu den Augsburger Friedensgemälhden, die in diesem und den beiden darauffolgenden Jahren historische Ereignisse reflektierten. Die Künstlerfamilie Rugendas steuerte insgesamt 16 Stiche bei.
ALS