Dieses Blatt richtete sich 1779 anlässlich des Hohen Friedensfestes an die Augsburger Schuljugend. Wie in jedem Jahr wurde damit der Befreiung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg gedacht. Der abgedruckte Kupferstich nimmt aber vor allem auf das aktuelle politische Geschehen Bezug. Am 13. Mai 1779 wurde im Frieden von Teschen das Ende des Bayerischen Erbfolgekrieges besiegelt, in dem unter anderem territoriale Streitigkeiten zwischen Preußen und Österreich verhandelt wurden.
Im Zentrum des Bildes steht mit hocherhobenen Armen die Personifikation des Friedens und bekräftigt mit segensreichen Gesten den Handschlag zwischen Maria Theresia und Zarin Katharina II. Der Österreichischen Kaiserin steht nicht der Preußische König gegenüber, da der Friede auf Initiative Russlands erfolgt war, das gleichzeitig eine Friedensbürgschaft für Friedrich II. übernahm; auf österreichischer Seite nahm Frankreich diese Aufgabe wahr.1
Die Szene spielt sich unter einer offenen Kolonnadenarchitektur ab, die mit weiterem Personal, Putten und Gegenständen angereichert ist. Über den beiden Protagonistinnen erhebt sich die auf Wolken schwebende Personifikation der Vorsehung, während im Hintergrund der Ausblick auf eine zweigeteilte Landschaft freigegeben ist. Links erhebt sich die Sonne über der glänzenden Friedensstadt Teschen mit ihren dankbaren Bürgern, rechts zeigt sich das Kriegsleid der Bewohner Sachsens, Böhmens, der Lausitz und Schlesiens, deren Städte vom Kriegsfeuer verzehrt werden. Analog dazu verhalten sich auch die Putten, die links im Bild auf den bereits entschärften Waffen sitzen, rechts jedoch noch Kanonen nachladen und Lanzen schwingen.
Wie auf anderen Augsburger Friedensgemälden erwähnt der Text den Westfälischen Frieden und stellt eine Verbindung zu der Rettung der Augsburger Protestanten her.
ALS
Lobgesang,
nebst oben stehendem Gemählde
der Evangelischen Schuljugend in Augsburg ausgetheilt, an ihrem Friedensfeste den 11. August des Jahres 1779.
Der Text zu der Predigt ist, Jes. 65, 24.
Ehe sie rufen, will ich antworten, und wenn sie noch reden, will ich hören.
Lob Seele, lob und preiße
Gott, deines Vaters, Gnad und Huld!
Er herrschet gut und weiße,
Mit unaussprechlicher Geduld.
Was Leib und Geist beglücket,
Schafft der Versorger her:
Wenn eine Noth uns drücket,
So hilft so lindert er:
Wenn auch der Menschen Sünde
Er, der Gerechte, straft;
So straft er doch gelinde
Und wie ein Vater straft.
Er rief vor einem Jahre
Den Krieg in Deutschlands Gränzen auf;
Er sprach zum Feuer: fahre
Verseng, mit ungehaltnem Lauf!
Er hieß die Schwerdte hauen,
Hieß Wagen Mann und Roß
Die Fruchterfüllten Auen,
Wo Menschenblut jezt floß,
Verheeren und zertretten:
O Herr, wer kan bestehen,
Wenn du, statt zu erretten,
Die Menschen läßt vergehen!
Wie war euch da ums Herze,
O Brüder, die der Jammer traf? *1
Der Tag verflos im Schmerze,
Des Nachts verjagte Furcht den Schlaf!
Und was erst kommen würde,
(Vielleichte schröcklicher
Als was schon war,) das schwebte
Wie ein Gewitter her
Auf uns, das Herze bebte
Wie eures, hofnungsleer.
Doch Er, der ewig liebet,
Preiß ihm in seiner heilgen Höh
Der unsre Schuld vergiebet,
Was that der Allbarmherzige?
Er rief dem Kriege wider:
"Bishieher, weiter nicht!"
Sein Friede kam hernieder
Umstrahlt mit holdem Licht:
Er trat zu Deutschlands Helden
Und band der Freundschaft Band;
Da gaben Deutschlands Helden
Sich wieder ihre Hand. *2
O Teschen *3 daß dein Friede
Doch Deutschland lange Zeit erfreu!
Daß deine Vatergüte,
O Gott doch immer mit uns sey!
Wir glauben: ach uns Armen
Gab einst in Oßnabrück **4
Dein göttliches Erbarmen
Den Frieden, Ruh und Glück!
Seit mehr als hundert Jahren
Erhältst du uns den Bund,
Bedekst uns vor Gefahren:
Preiß dir mit Herz und Mund!
O Herr, was sind wir besser
Als die, so dreißig Jahre lang,
Da immer immer größer
Der Jammer wurde, angst und bang
In Thränen fast zerflosen,
Von Tempel und Altar
Verdrängt - Die Feinde schlosen
Ach ihre Schu'en gar!
Verfolgt, verarmt, verlassen,
Im Finstern ohne Licht,
So hieß, wer mag es fassen,
Dieß schröckliche Gericht.
O wie unendlich größer
Ist deine Schonung und Geduld
Bey uns! Was sind wir besser
O Herr? Preiß deiner Gottes Huld!
Frey vom Gewissens Zwange,
In stolzem Fried und Ruh,
Gehen wir mit Lobgesange
Den offnen Tempeln zu.
Da wird dein Wort gelehret,
Das Seelen selig macht,
Das Licht und Trost gewähret
In jeder Trübsal Nacht.
Der du so gerne hörest
Eh unsre Bitte zu dir steigt, *5
Ja, wie wir sahen, **6 hörest
Eh' noch der Mund des Beters schweigt:
Wir bitten: Herr erhalte
Den Frieden ewiglich,
Dein Gottes Aufsehen walte,
So treu, so väterlich
Stets über uns! Ach leiste
Uns Schutz, Gott unser Hort!
Und was das allermeiste,
Erhalte und dein Wort.
Dank dir und Preiß und Ehre
Am Friedensfest, Gott unser Heil!
Ihr hohe Himmels Chöre
Singt mit uns: Gott ist unser Heil!
Dich rühmen unsre Lieder,
Gott Vater, Sohn und Geist!
Der Erdkreis schalle wieder:
Gott Vater, SOhn und Geist!
Es ehre seinen Namen
Was ferne ist und nah!
Er hilft uns, Amen! Amen!
Der Herr! Halleluja!
MATW