Die vorliegende Predigt des sächsischen Hofpredigers Daniel Hänichen ist eine der frühesten überlieferten gedruckten Friedenspredigten. Er hielt sie auf Veranlassung Kurfürst Christians II. 1611 in der sächsischen Residenz Torgau nach Abschluss der sog. "Pazifikation von Glücksburg" zwischen Sachsen und Brandenburg im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit, in dem Brandenburg und Sachsen konkurrierende Erbansprüche vertraten. In Glücksburg, einem heute nicht mehr erhaltenen Jagdschloss, war es zu einer Begegnung und Übereinkunft zwischen den Kurfürsten gekommen. So bot es sich für den Prediger an, über Psalm 133 zu sprechen, wo es heißt: "Siehe, wie fein und lieblich ist's, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen!" Hänichen erläutert, was mit dem Wohnen der Brüder gemeint ist und entfaltet eine Friedensordnung, für die er die nötigen Voraussetzungen darlegt.
Doch der im Widmungsgedicht (G 2r) erwähnte Vertrag von Jüterbog vom 19. oder 21.3.1611 trat nie in Kraft. Der Konflikt wurde durch den Frieden von Xanten 1614 nur vorläufig beigelegt und ging im 30jährigen Krieg auf. Kurfürst Christian II., starb nur wenige Wochen nach der Predigt am 23.6.1611.
HPJ