Friedensrepräsentationen
Augspurgischer Friden=Wagen, Einbl. XI,255

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Objekt
Objektart
Druckgraphik
Gattung
Gedenkblatt
Titel/Incipit
Augspurgischer Friden=Wagen
Inventarnummer/Signatur
Einbl. XI,255
Verwalter
Verwalter (Ort)
Weiteres Exemplar
Inventarnummer dupl.
IH 242
Verwalter dupl.
Verwalter (Name) dupl.
Verwalter (Ort) dupl.
Herstellung
Hersteller
Herstellerrolle
Verleger
Stecher
Hersteller
Hersteller
Herstellerrolle
Verfasser
Hersteller
Herstellerrolle
Drucker
Herstellungsort
Technik
Kupferstich
Typendruck
Beschreibstoff
Papier
Datierung
Datum
1649
Messung
Messtyp
Blatt
Messwert (H x B x T)
58 x 38
Maßeinheit
cm
Messung
Messtyp
Darstellung
Messwert (H x B x T)
28,6 x 35,8
Maßeinheit
cm
Inschriften/Stempel
Anbringungsort
Recto
Signatur Beschreibung
Signatur (Typ)
mit zusätzlicher Abbreviatur
Signatur (Inhalt)
Johannes Henisius D. Invenit et descripsit.
Signatur (Position)
rechts unten im Bild
Signatur Beschreibung
Signatur (Typ)
mit zusätzlicher Abbreviatur
Signatur (Inhalt)
Wolfgang Kilian sculpsit et excudit.
Signatur (Position)
rechts unten im Bild
Signatur Beschreibung
Signatur (Typ)
Verlagsadresse
Signatur (Inhalt)
Gedruckt zu Augspurg / bey Johan-Ulrich Schönigk.
Signatur (Position)
mittig unten
Signatur Beschreibung
Signatur (Typ)
Verlagsadresse
Signatur (Inhalt)
In verlegung Wolffgang Kilians / Kupfferstecher.
Signatur (Position)
mittig unten
Literatur
Kurztitel
Seitenzahl
Bd. II, Nr. 321
VD17-Nr.
1:623092P
Literatur
Kurztitel
Seitenzahl
Bd. VII, Nr. P-2244
Literatur
Seitenzahl
S. 104
Objekt in Ausstellung
Virtuelle Ausstellung
Präsentationsgruppe
Bearbeitung
Bearbeiter
Franziska Bauer, Marius Wittke
Bearbeitungsstatus
Fortgeschritten
Bild-URL
http://friedensbilder.gnm.de/sites/default/files/HAB_IH_242.jpg
Kommentar:

Das bekannte Blatt des Augspurgischen Frieden-Wagens bietet eine Fülle an Motiven und Figuren, die sich über vier Windungen des Triumphzuges verteilen. Zur Erklärung des historischen Hintergrundes sowie einzelner Szenen, verfasste der Augsburger Dichter Johann Heins ein sehr ausführliches Bildgedicht,1dass sich in vier Kolonnen unter dem Bild erstreckt.

Zentral am unteren Bildrand präsentiert uns der Kupferstecher Wolfgang Kilian den Triumphwagen der Pax, der von vier weißen Pferden gezogen wird. Der Zug bewegt sich in wiederholenden Kehren durch zwei geschmückte Triumphbögen und umfasst verschiedene Reitergestalten und Passanten. Darunter befinden sich der Kaiser des Reiches Deutscher Nationen und europäische Regenten, Herolde und Fürsten, vornehme Gäste und Kriegsheimkehrer, sowie Personifikationen und Tugenden auf den Frieden.

Pax selbst hält Füllhorn und Lorbeerzweig in den Armen, während sie von einem Engel mit einem immergrünen Kranz bekrönt wird. Ihre Begleiterinnen, sind stets durch ihre Attribute zu identifizieren. Auf dem Muschelwagen fahren die Gerechtigkeit (Waage), der Glaube (Kreuz und Buch) und die Freiheit (Lanze mit Hut). Dabei, und dies gilt für den gesamten Zug, erscheinen die dem Betrachter abgewandten Figuren deutlich verschattet, ein Kniff des Künstlers um den Eindruck von Tiefe zu evozieren. Als Gefangene führt der Friedenszug das Gefolge des Kriegsgottes Mars mit sich, der in voller Rüstung über die am Boden liegenden Waffen schreitet. Zu seinen Leidensgenossen zählen Tod, Geiz, Verzweiflung, Neid, Heuchelei und Pestilenz.

Geführt werden die Zugpferde von den weiblichen Figurationen der Kraft (Säule) und der Einigkeit (Schlangenstab), sowie der Hoffnung (Anker) und Fama, welche die Friedensbotschaft mit ihrer Schalmei2 verkündet. Ihnen voran flankieren Treue und Liebe einen greiser Mann mit Sense und Stundenglas - die Zeit - der soeben das erste Portal durchschreiten will, auf dem sich die drei Augsburger Flüsse Lech, Werde (Wertach) und Sinckel (Senkelbach) ergießen.

Kaiser Ferdinand III. hat diesen ersten Triumphbogen bereits durchritten, er beherrscht das kompositorische Zentrum des Mittelgrundes und wird von einem getragenen Baldachin beschirmt. Zu seiner Rechten reitet der junge Ludwig XIV, König von Frankreich und zu seiner Linken befindet sich die schwedische Königin Christina I. Das Regententrio, das hier als Garant des Westfälischen Friedens steht, wird von drei geistlichen und vier weltlichen Kurfürsten begleitet. Davor präsentieren drei Herolde mit Stab und Schild die Einigkeit von Adler, Lilie und Löwe, während die Leibgarde den Zug vor einigen Schaulustigen abschirmt. Die lange Spitze des Zuges bilden dann die vielen reitenden Abgesandten, die den Frieden verhandelt haben. Sie durchqueren einen zweiten Prachtbogen, der von einem ungewöhnlich bärtigen Apollon im Himmelswagen bekrönt wird;3 die Weisheit mit Spiegel und Pallas mit Schild und Waffen unterstützen ihn symbolkräftig. 

Was die Beschreibung Heins' außer Acht lässt, ist das Geschehen am Horizont. Die Spitze des Triumphzuges verschwindet hinter seichten Hügeln in einer Senke vor der befestigten Stadt Augsburgs, die sich am gesamten oberen Bildrand entfaltet. Die Position der Umzugsspitze muss vom Betrachter gedacht werden, ihr Ziel wird aber zweifelsohne die Stadt am Lech sein, wenngleich es so anmutet, als würde der Freudenzug in der linken oberen Bildecke in einem Heerlager münden. Hiermit wird aber sicher auf die letzten bayerischen Truppenverbände des 30-jährigen Krieges angespielt, die nach der Schlacht bei Zusmarshausen vor den Toren Augsburgs ausharrten.

MATW

  • 1. Transkription siehe unten
  • 2. So bezeichnet Johann Heins das Friedensinstrument, dass meist als Posaune oder Fanfare gedeutet wird.
  • 3. Möglicherweise irrt Johann Heins in der Deutung Apolls und es handelt sich hier um den griechischen Sonnengott Helios, der mit seinem Wagen die rechts im Bild befindliche Friedenssonne verstärken soll.
Anmerkungen:
Bild: Die Friedensgöttin zieht durch zwei Triumphbogen nach dem im Hintergrund liegenden Augsburg. Vor ihr Kaiser und Reichsstände.
Bibliogr. Nachweis: Drugulin 2305, Harms II, 321, Paas P-2244
Im Kupfer: Johannes Henisius D. Invenit et descripsit. Wolfgang Kilian sculpsit et excudit
Vorlageform des Erscheinungsvermerks: Gedruckt zu Augspurg/ bey Johan[n]-Ulrich Schönigk. In[n] verlegung Wolffgang Kilians/ Kupfferstecher. 1649.
In 2 Teilen. - Format: ca. 58 x 38 cm. - Satzspiegel: 27,7 x 37,2 cm. - Ill.: 28,6 x 35,8 cm
Schlüsselseiten aus dem Exemplar der SBB-PK Berlin: Einbl. YA 8265 gr.

Digitalisat: BSB 
Transkription:

Es seind nun dreyssig Jahr daß wir geplagte Teutschen/ Die wolverdiente Straff der harten Kriegs-Peutschen Erfahren vnd gesehen/ wie vnser Vatterland/ Vns Teutschen selber sey fast nim[m]ermehr bekant. Wie alles in dem Krieg bald vnden vnd bald oben/ von vielen hin und her vnd wieder hin geschoben/ Vnd ganz verwürret sey; daß vnser armes Reich/ zerstümpelt und zerfetzt ihm selber nim[m]er gleich. Der ganzen Christenheit vornembste Potentaten/ Betrachten diese noth vnd wird endlich gerathen/ Daß ein Zusam[m]enkunfft deßhalb gehalten werd/ Dadurch der edle Frid werd wider bracht auf Erd. Westphalen ist dz Land da man zusam[m]en kom[m]en, Vnd diese grosse Sach mit eyfer vorgenom[m]en: Man rathschlage tag vnd nacht/ biß in dz 5te Jar Mit nicht geringer Müh/ Vnkosten und Gefahr: Biß kam die rechte Zeit da es müßt Friede werden/ Darab sich hat erfrewt der Him[m]el vnd die Erden/ Also war GOttes will/ also hat Ers bestelt/ Wann es schon tausendmal  dem Teufel nit gefelt. Augspurg die edle Statt an sitten an gebräuchen/ An Alter hochberümbt/ vnd welche ihres gleichen An Schönheit wenig hat/ in aller Welt bekant/ Vor diesem aller Künst und Tugend Vatterland/ Die war ein lange zeit belegt mit vielen plagen/ Krieg/ teürung/ pestilenz/ un[d] wz noch mehr zu klage[n] Die hat durch Gottes gnad mit frewden angehört/ Wie daß der liebe Frid ihr endlich sey beschert. Vnd wie die trübe Nacht deß Krieges abgewichen/ Weil die bestrahlte Son[n] deß Frides hergeschliche[n]/ Derhalben sie sich auch alßbalden hat bedacht/ Vnd ihrem HErren Gott ein Lobgesang gemacht. Nach dem sie mit begierd vn[d] frewde[n] hat vernom[m]en Dz ir der teüre Frid schon bey der Statt ankom[m]en Da schicket sie heraus Soldaten/ Reütterey/ Heerwägen Kutsche[n]/ Pferd vnd anders mehr dabey Den edels-werthe[n] Frid mit frewden zuempfangen/ Auf welche[n] sie so lang mit seufftzen vnd verlangen Gewartet vnd gehofft/ der kompt jetzt eben an/ Drumb frewe/ frewe sich was sich erfrewen kan. Es reitet erstlich her die außgewählte Jugendt/ Der edle[n] Ritterschafft ein außbund aller Tugend/ Der alten Stäm[m]e frucht/ das herzlich Hofgesind/ Wobey man Redekunst vnd Zierlichkeiten find, Vnd weil kein Frewde ist/ wo keine Music klinget/ Beschicht dz man den Frid auch ritterlich besinget Trumpeten Heerestrum die geben iren Thon/ Das Echo widerhalle/ der rechten Rede Sohn. Auf dise folgen bald die Reitter vnd Soldaten/ Die Leib bestelte Wacht der hohen Potentaten/

Mit aller zugehör/ wie man zu Felde zieht/ Wann einer seinen Feind entgegen kom[m]en sieht. Die ziehen ordentlich durch diesen Ehren-Bogen/ Durch welchen albereit die andre auch gezogen/ Apollo wohnt darauff der Vatter aller Kunst/ Vnd welcher vil kunst hat/ bekom[m]et auch vil gunst: zur rechte[n] sitzet im die Weißheit mit dem Spiegel/ Vnd lehret wie man doch die vorgeschobne Rigel/ Vnd krum[m]-geschrauffte list der Mensche[n] ken[n]en soll/ Weil ja die gantze Welt der Listen gäntzlich voll. Pallas zur lincken Hand bezeugt mit ihren Waffen/ Vnd mit der Künste[n]schild/ dz dz Glück sey beschaffe[n] Durch fleiß vnd arbeit groß/ vnd nit durch güt vnd (gelt Dieweil der Feder preiß regier die gantze Welt. Nach diesen reitten her die Herren Abgesandten/ Die so mit GOttes hülf vnd mäniglich bekandten Wol weisen gute[n] Rath/ den Fride[n]schluß gemacht/ Dardurch dz gantze Reich in gute[n] Stand gebracht Drey Herold kom[m]en gleich mit ihrer Herre[n]-stäben Vnd Schilden anzusehen/ die weisen vns beneben/ Daß Adler/ Lilien/ Löw/ nun mehr verainigt sey/ Mit ohngefärbter Lieb vnd ungefälschter Trew. Drey Geistlich ires Stands Churfürsten außer- (kore[n] zum edle[n] Fride[n]schluß vo[n] hohe[m] Stam[m] gebore[n] Die kom[m]en gleich hernach mit wolbedachtem mut/ Vnd frewen sich zumal ob diesem edle[n] Gut. Der Kayser Ferdinand, der Böhm vnnd Vngern (König Das Haupt der Christe[n]heit/ dem dz Reich vnd'tänig In seiner Maiestät den Friden führet ein/ zu Augsburg in der Satt/ was kan wol höhers (sein: zu seiner rechte[n] Hand ein König jung von Jahren/ An weißheit aber alt/ wie Fra[n]reich wird erfahre[n] Wan[n] Er einmal regiert/ der theure Helden Sohn/ Gerechtigkeit vnd Frid bekrönet seinen Thron. Der Schweden Königin kom[m]t auf der lincken seite[n] Die Crone ires Landes zu disen schweren zeiten/ Die mit vil Macht vnd Mut das Werck befürdert (hat Dardurch verbleibt ihr Nam bewisen mit der that. Auf welche folge[n] 4 Churfürste[n] weltlichs standes Die Saulen Teutsches[n] Reichs vnd Vatter ires Lan (des. Die ziehe[n] herrlich auf in gleich gezierte[m] schmuck Vnd nem[m]en Friden an/ vnd stossen Krieg zuruck. Ab dero Gegenwart erfrew sich aller Orten Wem einigkeit beliebt: vnd vf der Sigesporten Ergiessen sich drey Flüß/ vnd rauschen mehr gelind Als sie zu andrer zeit/ daher geflossen sind: Der fischbereichte Lech/ die sanfftgelinde Werde/ Der stillen Sinckel-fluß verstellen ihr Gebärde/ Vnd frewen sich mit vns/ daß sie vor Feindes hand Jetzt bleiben vnbetrübt/ vnd sauber an dem strand Durch dise Ehre[n]port vnd schönem Sigesbogen

Seyn vil vornehme Gäst mit frewden eingezogen: Dann welche durch den Krieg vorher getriben auß/ Die kom[m]en widerumb durch Frid mit frewd zuhauß. Das kugel-runde Glück im vnbestand beständig/ Vnd dz durch keine bit/ noch durch geschäncke bändig Vnd zahme wird gemacht/ das bald bey einem lacht/ Bald aber vnverhofft ihn wider traurig macht. Die Zeit der edle Schatz/ wo durch in wenig stunden/ Vnd die Gelegenheit die man bey ihrem Shopff/ zwar vornen halten kan/ sonst kahl auff irem Kopff. Der Menschen festes band die Lieb so vnverdrossen/ In allem alles kan/ mit mund vnd hand geschlossen/ Vnd alles vberwind/ vnd die gepahrte Trew/ BeymFriden sich befind/ damit sie sicher sey. Die Hoffnung welche sonst zu Ancker im[m]er liget/ Vnd im[m]er durch Gebet zu GOtt/ hat obgesiget. Ja Fama selber will nicht die geringste seyn/ Stelt derohalben sich auch bey den andern ein/ Vnd blaßt den Fride[n] auß mit irer Waldschallmeyen/ Die and're müssen all mit frewden Fride schreyen/ Daß es in aller Welt erschall/ weil jederman In angenehmer ruh sein Werck verrichten kan. Nun kom[m]et endlich her auff seinem Ehrenwagen Der Frid/ der edle Frid/ gantz prächtig hergetragen Vnd einer Göttin gleich/ auff das herrlichst geziert/ Mit Gold vnd Edelgstein auff das beste staffiert. In irer rechten Hand sicht man sie frölich schwingen/ Ein im[m]er grünes Zweig vnd mit der lincken bringen/ Ein wolgefültes Horn vo[n] Frücht vnd Blümen reich/ Vnd was zur Ehr gehört vnd zu der noth zugleich( Ein Engel hinder ihr thut herrlich vberraichen/ Ein ewig grüne Cron vnd Palm zum Sigeszeichen/ Vnd rüffet: Lebe wol/ mein Fride lebe wol( So lang biß jederman der Friden-frewde vol. Die nit gebundne Fraw so man die Freyheit nen[n]et Die ihr selbst aigen ist/ vnd keinen Herzen kennet/ Die sitzet gleich bey jhr vnd schwinget jhren Hut/ Zaigt an wo Freyheit ist da sey das höchste Gut. Vnd die Gerechtigkeit/ Die keines zu verschonen/ Das böß zu straffen weißt/ das gute zu belohnen/ Die recht Religion mit Creutz vnd Buch geziert/ Wird mit dem Friden auch zugleich hereingeführt. Vnd daß dem adle[n] Gut kein leid mehr mög geschehen So ist die Stärck zurhand ihm kräfftig beyzustehen Wie auch die Einigkeit mit jhrem Schlangenstab/ Die richtet allen Streit/ vnd wendet Vnfried ab. Der Wagen wird gefürt vo[n] vier schneeweissen Pferde[n] Die trage[n] auf dem Kopf 4. Jarsfrücht auß der Erden Bedeuten daß der Frid alles mit sich bringen bringen thut/

Was man zur Nahru[n]g braucht/ vnd wz vns alle[n] gut. Weil nu der Frid gemacht/ zerbricht man alle waffen Vn[n] hat die künfftig zeit mit dem Krieg nichts zu schaf-(fen. Kartaune[n]/ büchsen/ Loth/ zerbrochenes Gewehr/ Mußqueten/ harnisch/ helm vnd wz dergleiche[n] mehr. Der alte Störenfrid/ der Mars ist vberwunden/ Vnd wird mit seiner Rott gefangen vnd gebunden/ Zum schawspil vmbgefürt/ deß frewt sich män[n]iglich/ Das blat hat sich gewent/ nun lebt man sicherlich. Bey disem gehet her der grim[m]ig Menschenschinder/ Der auff der Seelen hat vil arme Weib vnd Kinder/ Der vber möglichkeit nur Gelt/ Gelt haben wolt/ Wann gleich das gantze Land zu grunde gehen solt. Der ohnerschöpffte Geitz vnd Mutter viler Sündern Der laider vnter vns/ gar häuffig ist zu finden/ Der nim[m]er sich vernügt/ vnd nicht hat was er hat/ Vnd wan[n] er alles hat/ so ist er doch nit satt. Verzweiflung geht auch mit / vnd will sich selbst er-(morden/ Weil sie an Leib vnd Gut vilmal verderbet worden. Der todenfarbe Neid/ der frißt sein aigen Herz/ Wann andern wol ergeht/ ist es sein größter schmerz. Die grausam Tyran[n]ey/ mord/ raub/ brand/ schand vnd wüten/ Vom Freünd selbst vnd vom Feind/ so schwerlich zu-(verhüten. Die schleichend Heucheley/ mit jrem falschen schein/ Gibt honigsüsse wort/ die doch gallbitter sein. Die erblich Pestilentz so scharpffes Gifft außschittet/ Dardurch sie Statt vnd Land in kurtzer zeit zerrittet/ Die bleiben gfangne Knecht/ biß in jhr Grub hinein/ Weil stränge Curassier/ auff sie bestellen sein. Vnd also hat der Frid sein frewdenzug gehalten/ Mit höchst beliebter lust bey jungen vnd bey alten: Ein Gott beliebter Frid das beste Gut der Welt/ Der von dem Him[m]el kompt/ vnd alle Leüth erhelt. Der die Religion in würden lasset bleiben/ Vnd jedermän[n]iglich sein Kunst vnd handlung treibe[n]/ Der die Gerechtigkeit zu jhrer Wage führt/ Daß jederman geschicht wie nach dem Recht gebürt/ Der vilmal besser ist/ als vilerlangte Siege/ Durch blutigen Gewalt/ vnd lang gewärte Kriege/ Der Wein vnd Früchten gibt/ zu jhrer rechten zeit/ Vnd der die Künste nehret/ vnd ehrt gelehrte Leüt. Der jederman erhelt/ in seinem Lebens-Stande/ Er seye wo er woll/ zu Wasser oder Lande/. Wolan wir wünschen nur/ daß er beständig bleib/ Vnd daß der Friedensfürst/ behüte Seel vnd Leib. Ehr sey dem grossen Gott dem Schöpfer diser Erden/ Ehr seye seinem Sohn/ durch den wir selig werden/ Ehr sey dem gutten Geist/ der alles Vnglück wend/ Vnd endtlich vns bescher/ ein selig gutes End. AMEN.
Gedruckt zu Augspurg/ bey Johan[n]-Olrich Schönigk. In[n] verlegung Wolffgang Kilians/ Kupferstecher. 1649

MATW

Ausstellungstext:

Das bekannte Blatt des Augspurgischen Frieden-Wagens bietet eine Fülle an Motiven und Figuren, die sich über vier Windungen des Triumphzuges verteilen. Zur Erklärung des historischen Hintergrundes sowie einzelner Szenen, verfasste der Augsburger Dichter Johann Heins ein sehr ausführliches Bildgedicht, dass sich in vier Kolonnen unter dem Bild erstreckt.

Zentral am unteren Bildrand präsentiert uns der Kupferstecher Wolfgang Kilian den Triumphwagen der Pax, der von vier weißen Pferden gezogen wird. Der Zug bewegt sich in wiederholenden Kehren durch zwei geschmückte Triumphbögen und umfasst verschiedene Reitergestalten und Passanten. Darunter befinden sich der Kaiser des Reiches Deutscher Nationen und europäische Regenten, Herolde und Fürsten, vornehme Gäste und Kriegsheimkehrer, sowie Personifikationen und Tugenden auf den Frieden.

Pax selbst hält Füllhorn und Lorbeerzweig in den Armen und auch ihre Begleiterinnen sind stets durch die jeweiligen Attribute zu identifizieren. Auf dem Muschelwagen fahren die Gerechtigkeit (Waage), der Glaube (Kreuz und Buch) und die Freiheit (Lanze mit Hut). Als Gefangene führt der Friedenszug das Gefolge des Kriegsgottes Mars mit sich, der in voller Rüstung über die am Boden liegenden Waffen schreitet. Zu seinen Leidensgenossen zählen Tod, Geiz, Verzweiflung, Neid, Heuchelei und Pestilenz. Geführt werden die Zugpferde von den weiblichen Figurationen der Kraft (Säule) und der Einigkeit (Schlangenstab), sowie der Hoffnung (Anker) und Fama.

Kaiser Ferdinand III. hat bereits einen Triumphbogen durchritten, er beherrscht das kompositorische Zentrum des Mittelgrundes und wird von einem getragenen Baldachin beschirmt. Zu seiner Rechten reitet der junge Ludwig XIV, König von Frankreich und zu seiner Linken befindet sich die schwedische Königin Christina I. Das Regententrio, das hier als Garant des Westfälischen Friedens steht, wird von drei geistlichen und vier weltlichen Kurfürsten begleitet. Davor präsentieren drei Herolde mit Stab und Schild die Einigkeit von Adler, Lilie und Löwe, während die Leibgarde den Zug vor einigen Schaulustigen abschirmt. Die lange Spitze des Zuges bilden dann viele reitende Abgesandte, die den Frieden mitverhandelt haben und nun den zweiten der Prachtbögen durchqueren.

MATW