Dieser Liederdruck des Nürnberger Organisten und Komponisten Johann Erasmus Kindermann (1616–1655) wird im Jahr 1650 in Nürnberg veröffentlicht und enthält Generalbasslieder für eine bzw. zwei Singstimmen, häufig eröffnet durch eine instrumentale Einleitung. Kindermann ist zwar als Organist an der glanzvollen Aufführung repräsentativer Musik beim schwedischen Dankfest im Nürnberger Rathaussaal am 25. September 1649 beteiligt, doch spricht seine bereits ein Jahr später veröffentlichte Sammlung „Musicalische Friedens-Freud“ eine gänzlich andere Sprache. Hier handelt es sich um gering besetzte geistliche Lieder, deren strophische Texte von den Nürnberger Dichtern Johannes Vogel und Johann Klaj stammen. Kindermann, der selbst in Italien studiert hatte, bedient sich in seinen Liedern der um 1600 entwickelten italienischen Musikpraxis und schreibt kleinformatige Sologesänge über einem Generalbassfundament. Alle Lieder haben den ersehnten und von Gott endlich gewährten Frieden zum Thema.
Im dritten Lied der Sammlung, „Nun lieben Christen, freuet euch im Geist und allen Sinnen“, werden die Errettung aus Kriegsgefahren und die Segnungen der Friedenszeit noch einmal als Folge göttlicher Güte gedeutet und mit dem städtischen Alltag verknüpft: „Dass aber unser Rathaus steht, die Stadt nicht übern Haufen geht, das ist des Herren Güte“. Kindermanns Lieder werden vermutlich in Nürnberger Musikgesellschaften in kleinem Kreis aufgeführt und dienen individueller Erbauung, nicht politischer Repräsentation. Ganz im Sinne einer persönlichen Andachtsmusik sind den Stücken überdies Melodien lutherischer Kirchenlieder beigegeben. Einfache, gesangliche Stimmführung in tänzerischer Diktion und strophischer Anlage, verbunden mit kurzen instrumentalen Zwischenspielen, sind die musikalischen Charakteristika dieser Liedkunst.
SEH