Das Nürnberger Friedensmahl, das am 25. September 1649 vom schwedischen Feldmarschall und Grafen Karl Gustav von Pfalz-Zweibrücken im Nürnberger Rathaus ausgerichtet wird, ist ganz im Dienste des Repräsentationsbedürfnisses der schwedischen Seite inszeniert. Während sich das einfache Volk draußen mit einem Wein spendenden Löwen vergnügt, tafelt drinnen im Saal die große Gesellschaft der Befehlshaber und Verhandlungsführer.
Joachim von Sandrarts monumentales Gemälde „Das große Friedensmahl“ gibt diese opulente Festveranstaltung wieder. Auf Matthaeus Merians Reproduktion dieses Bildes sind die Musikerensembles gut zu sehen. Man erkennt vier musizierende Chorgruppen, die auf Emporen jeweils an den vier Ecken des Saales postiert sind. Unter der musikalischen Leitung des Nürnberger Musikers Sigmund Theophil Staden (1607–1655) wird mehrchörige, vokal-instrumentale Musik aufgeführt, die durch ihre vielstimmige Klangpracht Aufmerksamkeit erregt. Sandrarts Gemälde hält diese prächtig inszenierte Aufführungssituation fest. Eine zeitgenössische Tagebucheintragung dokumentiert die musikalische Aufführung und nennt vier großbesetzte Chöre mit insgesamt mehr als 50 Mitwirkenden. Das gebotene Programm umfasst Instrumental- und Vokalmusik verschiedener Komponisten.
Erhalten ist diese großbesetzte, italienisch inspirierte Festmusik freilich nicht. Die von Staden komponierten „Musicalischen Friedens-Gesänge“ (gedruckt Nürnberg 1651) sind wohl ebenfalls zu diesem Anlass musiziert worden, entsprechen jedoch nicht der in Sandrarts Gemälde festgehaltenen Aufführungssituation. Vielmehr handelt es sich in Stadens Sammlung um strophische Generalbasslieder für ein bis drei Stimmen und drei Instrumente. Die vokalen Abschnitte werden vielfach von instrumentalen Passagen (Ritornell, Sonata, Symphonia) umrahmt.
Die zugehörigen Texte enthalten typische Friedensbilder wie Kuss oder Ölzweig, außerdem sind sie wechselnden Allegorien zugeordnet (Donau, Elbe, Rhein, Bellona, Nice, Irene [„O schöner Friedensstern“ mit 2 Flöten], Fama, Victoria, Concordia [„eiserne Jahre zu guldenen Zeiten“]) und beziehen zahlreiche Naturschilderungen ein. In der Musik dominiert eine freudige Affektsprache. Die Nummer III „Friedens Aufzug“ ist explizit dem Gastgeber Karl Gustav gewidmet und nimmt direkt auf seine Friedensbankette Bezug, was darauf schließen lässt, dass Stadens Friedenszyklus wohl tatsächlich bei diesem Nürnberger Friedensmahl aufgeführt wurde.
SEH