Johann Andreas Herbst (1588–1666), der aus Nürnberg stammt und lange Jahre in Frankfurt am Main als Leiter der Kirchenmusik an der Barfüßerkirche und als Director musices tätig ist, widmet dem Frankfurter Rat zum Neujahrstag 1649 ein geistliches Konzert, das den folgenden Titel trägt: „Danck- und Lobgesang auß dem 107. Psalm des Königlichen Propheten Davids… Mit 12 St., uff 3 Chor zu Musiciren, …Cum B. C., sambt der Heerpaucken und Trombetten, Uff das bevorstehende allgemeine Danckfest deß so lang gewüntschten, und nunmehr durch Gottes Gnad erlangten Friedens appliciret und gerichtet“.
Dieses Dankfest wird wohl am 4. August 1649 in Frankfurt gefeiert. So berichtet Gebhard Florian in seiner „Chronica der weitberühmbten freyen Reichs- Wahl und Handelstatt Frackfurt am Mayn“, Frankfurt 1664, von diesem Ereignis. Das nach der Beschreibung der Chronik auf dem „Nicolaus Thurm“ musizierte Stück könnte Herbsts „Danck- und Lobgesang“ gewesen sein, wenngleich bisher Belege fehlen, die das sicher dokumentieren.
Die Initiative, das Stück zu komponieren, scheint von Herbst ausgegangen zu sein. Aufgeführt wird das geistliche Konzert dann während des Frankfurter Dankfestes zu den Friedensschlüssen von Münster und Osnabrück und zum Nürnberger Executionstag nach den Gottesdiensten offenbar auf einem der Türme der Stadt. Das vokal-instrumentale Stück ist für drei Chöre mit Generalbass komponiert, wobei der zweite Chor ein vornehmlich solistisch agierender Favoritchor ist. Die im Titel der Komposition genannten „Heerpaucken und Trombetten“ werden auch in der zitierten Frankfurter Chronik bei der Beschreibung des Dankfestes erwähnt und sprechen dafür, dass Herbsts Komposition bei diesem Anlass auch tatsächlich erklingt.
Kompositorisch verbindet das Stück mehrchörige Klangpracht nach venezianischem Vorbild mit solistisch konzertierenden Passagen. Wie ein Refrain kehrt das vollstimmig vorgetragene „und seine Güte währet ewiglich“ wieder. Sentenzartig werden diese Worte in kurzen Notenwerten über einem lange gehaltenen Fundament deklamiert, das mit seinen Tonrepetitionen im Quint- und Oktavabstand Dauer und Beständigkeit signalisiert. Dieser vollstimmige Abschnitt bezeugt auf musikalische Weise die Güte Gottes, die letztendlich den Frieden herbeigeführt hat. Herbsts geistliches Konzert steht in seiner „modernen“, an italienischen Trends orientierten Anlage ganz im Dienste des Repräsentationsbedürfnises der aufstrebenden Reichsstadt Frankfurt.
SEH