Friedensrepräsentationen
Lobet den Herrn in seinem Heiligtum, Cod. in scrin. 251

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Objekt
Objektart
Musik (Manuskript)
Titel/Incipit
Lobet den Herrn in seinem Heiligtum
Inventarnummer/Signatur
Cod. in scrin. 251
Verwalter
Verwalter (Ort)
Herstellung
Hersteller
Hersteller
Herstellerrolle
Komponist
Herstellungsort
Datierung
Datum
1650
Literatur
Kurztitel
Seitenzahl
S. VII–XI
Literatur
Objekt in Ausstellung
Virtuelle Ausstellung
Bearbeitung
Bearbeiter
Sabine Ehrmann-Herfort / Kathrin Fischeidl
Bearbeitungsstatus
Begonnen
Bild-URL
http://friedensbilder.gnm.de/sites/default/files/Cod. in scrin. 251.tif
Kommentar:

Michael Gottlieb Steltzner, Versuch einer zuverläßigen Nachricht von dem Kirchlichen und Politischen Zustande der Stadt Hamburg, Teil 3, Hamburg 1733, S. 610f. [Beschreibung des Friedensfests in Hamburg im Jahre 1650]:

 „1650 […] Den 16. Junii ist der Friede zu Nürnberg unterschrieben, besiegelt, ratificiret, publiciret und zur Execution gebracht worden. Dieserhalben wurde in allen Ländern und Städten ein abermahliges Danck-Fest angeordnet. In Hamburg ward der 15. September dazu angesetzet; und in der Früh-Predigt der 95. Psalm; In der Haupt-Predigt ward aus den Propheten Zephania der 1. bis 8. Versicul des 2. Cap. In der Nachmittags-Predigt aber der 126 Psalm erkläret. Nach der Haupt-Predigt wurde das Te Deum Laudamus in allen Kirchen gesungen, und eine Danck-Collecte gesprochen. In der St. Peters-Kirche ward der 150. Psalm mit allen musicalischen Instrumenten herrlich abgesungen und musiciret. Von 10. Uhren ward von Dom- und Jacobi-Thurm, und hernächst von Nicolai- und Catharinen-Thurm unter Trompeten und Paucken-Schall vortrefflich geblasen. In der Nachmittags-Predigt, war die Music zu St. Nicolai… Des Abends von 7. bis 11. Uhr ward ein schönes Feuer-Werck auf der Alster angestecket. Es stellte solches die Gerechtigkeit und den Frieden vor, wie beyde einander sich küsseten… Unter währenden Feuer-Wercke wurde ein schönes Fried- und Freuden-Lied mit Trompeten und Paucken Wechsel-weise gesungen und musiciret. Das Lied hatte Herr Rist verfertiget.“

To do:

aus: „Friedens-Seufftzer und Jubel-Geschrey. Music for the Peace of Westphalia 1648“, Weser-Renaissance, Manfred Cordes, 1998, cpo 999 605-2

Co-Produktion: Westdeutscher Rundfunk Köln

CD 1, Track 16

Ausstellungstext:

In diesem geistlichen Konzert von Thomas Selle (1599–1663) auf einen deutschen Text kommt das Wort Frieden überhaupt nicht vor, obwohl das Stück am Sonntag, dem 15. September 1650 in der Hamburger S. Petri-Kirche anlässlich der Feier zum Nürnberger Exekutionstag aufgeführt wird.

Selle – Kantor am Hamburger Johanneum, Komponist und für die Figuralmusik an den Kirchen Hamburgs verantwortlich – führt sein Stück nach der Haupt-Predigt, einem gesungenen Te Deum Laudamus und einer „Danck-Collecte“ auf. Der Komposition liegt der Text des 150. Psalms zugrunde. Das Stück ist zwar Bestandteil des Gottesdienstes, doch das hält Selle nicht davon ab, in seiner Psalmkomposition mit überaus innovativen Kompositionstechniken zu experimentieren. Im Zentrum des Psalmtexts steht der Aufruf zum Lobpreis des Herrn, ein Sujet, für das die Technik der Mehrchörigkeit – im Wechsel mit geringstimmig besetzten konzertierenden Abschnitten – besonders plausibel erscheint. Bei beiden Techniken handelt es um damals aktuelle, aus Italien stammende Kompositionsmodelle.

Für seine Komposition schreibt Selle eine große Besetzung vor: drei vokal-instrumentale Chöre und außerdem ein ad libitum hinzu tretender sechsstimmiger Trompeten-Satz. Damit komponiert er – dem Anlass entsprechend – für insgesamt 22 Stimmen eine äußerst klangprächtige Musik, deren Ausführende zur Verstärkung des Raumeffekts und im Sinne eines klingenden Universums wohl an verschiedenen Stellen in der Hamburger St. Petri-Kirche positioniert sind.

SEH