Der Druck enthält eine Predigt des Hamburger Pastors Johann Melchior Goeze (1717–1786), Prediger an St. Katharinen und Senior des geistlichen Ministeriums der Hansestadt, aus Anlass des Dankfestes, das am 15. Mai 1763 begangen wurde, um das Ende des Siebenjährigen Kriegs zu feiern. Goeze widmete diese Predigt dem Kollegium der Amtsbrüder. Die Predigt gliedert sich in Vorbereitung, Text, Einleitung, Vortrag, Abhandlung und Anwendung und wird durch je ein Gebet eingeleitet und beschlossen.
Der Prediger unternimmt einen erheblichen rhetorischen Aufwand, um seine zwei Grundaussagen zu belegen, dass der Frieden der Völker das Werk Gottes und dass er ein herrliches Werk sei. Dabei verwendet er ungewöhnliche sprachliche Bilder, etwa den Krieg als Sturm und den Frieden als Licht zu bezeichnen. Am Ende der Predigt wendet er sich an die Bürger von Hamburg und hält ihnen vor Augen, dass sie durch diesen Krieg kaum Beeinträchtigungen erlebt haben, weshalb er befürchtet, dass „Irdischgesinnte“ infrage stellen werden, dass Gott Urheber dieses Friedens sei. Er appelliert an die Hörer, denjenigen zur Hilfe zu kommen, die – anders als sie – im Krieg alles verloren haben.
Der Ton der Predigt ist eigentümlich verhalten, fast defensiv. Immer wieder bedient sich Goeze rhetorischer Fragen, um seine Aussagen zu rechtfertigen. Er zieht vielfach die natürliche Vernunft zur Plausibilisierung seiner Aussagen heran, um biblische Bilder zu verstärken. Aus der Predigt wird deutlich, dass die Stadt Hamburg nicht nur im Krieg keine Belastungen erleiden musste, sondern auch durch den Frieden keine Verbesserung ihrer Lage erwartet.
Goeze gilt als Vertreter des orthodoxen Luthertums und trat einige Jahre nach dieser Predigt als wichtigster Opponent von Gotthold Ephraim Lessing im sog. „Fragmentenstreit“ hervor. Im Vergleich zu Friedenspredigten des 17. Jahrhunderts zeigt seine Predigt eine deutliche Beeinflussung seiner Gemeinde durch aufklärerisches Gedankengut, dem er entgegenzutreten versucht, aber auch Rechnung tragen muss.
HPJ