Die Neujahrs-Predigt, die der Priester Georg Pistorius (1600–1665) in seiner Gemeinde Lauingen an der Donau hielt, ist eine der wenigen katholischen Friedenspredigten, die im Druck erschienen sind. Bezeichnenderweise nimmt die Predigt im Titel nicht direkt auf den Westfälischen Frieden oder der Einigung auf dem Nürnberger Friedensexekutionskongress Bezug, sondern handelt allgemein über die „Kriege der vergangenen Jahre“ und den wahren Frieden „und guldene Zeiten zu hoffen und durch was Mittel wir uns derselben theilhafftig machen sollen.“ In detaillierter Exegese legt Pistorius die im Predigttext Joel 2,25 genannten Plagen aus und zieht eine Vielzahl von Kirchenvätern und anderen Autoritäten heran, bevor er auf S. 13 erstmals eine konkrete Verbindung zu seiner Gegenwart herstellt: „...mehr als bey dreyssig Jahren her haben inn dem Teutschlandt auch underschidliche, Großmächtige Kriegs-Heer von allerhand, auch von außländischen Nationen und grimmigen Völckern alswie Panterthier grassiert, und aller Orthen Einfall gethan, allenthalben als wie die Abentwölff Barabrisch gehauset und alles, als wie die hayßhungerige Raubthier und Vögel hinweg genommen und verderbt: auch böse und gefährliche Zeitten verursacht.“ Laugingen selber habe unter Hunger, Plünderungen und erzwungenen Kontributionen gelitten. Wie seine protestantischen Zeitgenossen hebt auch Pistorius den Krieg als die schlimmste göttliche Strafe hervor. Er betont die Tröstungen des Friedens: Abzug fremder Heere, Ende der Einquartierungen und Kontributionen und Wiederherstellung der rechten Regierung. Jedoch:„... mercket, daß Gott wegen deß Frids, und darauf folgender guten Jahren zur Frewd ladet und frölich sein lasset die Töchteren Syon, das ist die rechtglaubige Kinder der Allein Seeligmachenden Catholischen Kirchen. Welche sich aber ausser dises Glaubens, ab dem Frieden und dardurch erlangter Freyheit in allerhand Secten frey sicher zu Leben erfrewen: Laetantur in NIHILO. Die frewen sich in nichts, und sagen, sie haben Hörner auß eiygner Krafft uberkommen.“ Auch im abschließenden Teil der Predigt, in dem erörtert wird „durch was Mittel wir die gute Jahr und Guldene Zeitten erlangen, und uns deß Zeitlichen und Ewigen Friedens Theylhafftig machen sollen“, propagiert Pistorius für die bevorstehende Friedenszeit allein die Rückkehr zu den alten Werten: „Die alte Jahr seind gutt, und die alten Zeitten Gulden gewesen, weylen die Leutt in disen Jahren in Frombkeit und GottsForcht gelebt haben.“
HPJ