Kriegstrost /
Abgesehen auß den andern Buch der Könige am 19. und auß dem Esaiae 37. Cap.
Gesangsweise außgefertiget.
Im Thon: An Wasserflüssen Babilon / etc.
1.
Ich Teutschland nicht mehr teutsches Land
An den berühmten Flüssen /
häng deine Harffen an die Wand /
Die Threnen sich ergiessen !
Wenn ich besinn den alten Stand /
Eh Jungfrau dich die Rauberhand
Gemacht zu einem Weibe /
Die betteln gehet / nackend / bloß /
Die sonder Mann / die Kinderloß
Weint mir das Hertz im Leibe
2.
Ach Teutschland nicht mehr teutsches Land
Wie bist du zu gerichtet !
Der Völcker Scheusall / Spott und Schand /
Zergliedert / ganzvernichtet /
Der Feind darzu dich hönisch hält /
Er fragt: ist das die Zier der Welt
Ist das die Lust der Erden?
Heh / heh wir haben Sie verheert /
Diß ist der Tag den wir begehrt /
Sie muß geschleiffet werden.
3.
Die Strassen Zions ligen leer /
Das Opffern wird verhindert /
Man findet keine Kirche mehr
Die ncith wer außgeplündert /
Die Priester hat man fortgesandt /
Die Gotteshäuser außgebrandt /
Die Lämmer ohne Weide /
Gantz schlägbäuchig einherziehn
Vor Hunger in die Wälder fliehn /
Viel sterben gar vor Leide.
4.
Das Heil der Stadt / Gerechtigkeit
Ist ewig außgewiesen /
Das Regiment bey solcher Zeit
Wird nicht sehr hoch gepriesen /
Ein jeder thut was ihm beliebt /
Der Krieg den Haußstand hochbetrübt /
Das Vieh stirbt ohne Futter /
Die grossen fallen durch das Schwerd /
Die kleinen Hungersnoth verzehrt /
Den Säugling an der Mutter.
5.
Es hat die Magenleere Noth
Verbotne Speise gessen /
Klein / Eicheln / Eselsköpffe / Koht /
Auch Menschenfleisch gefressen.
Der Hunger hats dahin gebracht /
Das MÜtter ihre Frucht geschlacht /
Der Kinderlieb vergessen ;
Gekocht den Sohn am Fewerrauch
Und wider in den Mutterbauch /
Hilff HErre Gott ! gefressen.
6.
Wo ist ein KRieg wol in der Welt
Der so viel Jahr gewehret/
Der durchgebracht ein solches Geld/
Solch Land und Leut verzehret/
Der so viel Unfall hat erweckt/
Der Stadt und Dorff im Brand gesteckt/
Der überweit geflogen/
Durch alle Reiche mit Gefahr/
Schon gantzer acht und zwantzig Jahr/
Gleich einer Gifft gezogen.
7.
Es hat die grimme Länderpest/
Getobet und gewütet/
In Osten/Suden/Nord und West
Viel Unglück außgebrütet;
Der Fürsten Degen scharff gewetzt/
Zum Blutvergiessen an gehetzt/
Daß sie selbselbsten haben/
Einander auß den Land verjagt
Mit tausend Marterart geplagt/
Ein eigen Grab gegraben
8.
Und dannoch will kein Mensche recht
[nächste Spalte]
Sich zu den Friede lencken /
Dem Tauger / dem ist er zu schlecht
Der träget diß bedencken/
Man sagt ovn Friede Tag und Nacht
Und wird sein Friede nicht gemacht/
Ach Friede / güldner Friede !
Ach Friedefürst send uns geschwind /
Das Friedengold / dein Himmelkind /
Wir sind deß Krieges müde.
9.
Es hat uns lang genug geschreckt
Der Krieg auff unsern Bette/
Schafft daß uns fort der Haan auffweckt
Und nicht die Mordtrompette;
Für Schlachten gibt den Frewdentantz/
Für Lorbern einen Ohelblat Krantz/
Daß jeder sicher schlaffe/
Bedeckt von seinen Feigenbaum/
Der seinen Weinstock gibet Raum/
Und weidet seine Schafe.
10.
Es wird den Menschen nicht gar wol
Bey dieser Trübsal werden/
Ob deme was noch folgen soll/
[nächste Spalte]
Zur letzten Zeit auff Erden/
Die Sonne schwärtzet ihre Bahn/
Der Mond legt Trawerkleider an/
Die Sterne sich durchträncken/
Das Meer läufft nicht den alten Lauff/
Es schäumt / es bäumt sich Himmelauff /
Und will die Welt erträncken.
11.
Man hört von Krieg und Kriegsgeschrey/
Es ist die letzte Neige/
Die rasendtolle Tyrraney
Macht alle Menschen feige/
Das schlaffe Haubt hängt wie ein Schilff/
Ach HErr komm du / komm bald und Hülff/
Wie dem Wort hat versprochen/
Laß nicht das dickvergossne Blut/
Das umb Jerusalem wie Flut
Gestossen / ungerochen !
12.
Wann Sanherib sich noch nicht legt/
So wolst du ihme weisen
Den Zepter der Friedhässer schlägt/
Den Zepter der von Eisen/
Zerschmettre seinen stoltzen Kopff/
Wie man zerschlägt den irdnen Topff/
Damit er nicht mehr blase/
Solch Gifftvergältes böses Ding/
So lege ihm den Zwingering
In seine wilde Nase.
13.
Und will er noch nicht stille seyn/
Mit Kriegblutmordgetümmel /
So laß den Engel schalgen drein
Von deinem hohen Himmel/
Der kan mit kräfftigstarcker Macht
Erlegen ihm in einer Nacht/
Da ligen auff der Strassen
Früh / hundert zwantzig tausen Mann
Acht tausend noch / kein Hund entran/
Er mß das Leben lassen.
14.
Send Stille ! GOtt ist Zebaoth /
Sein Arm ist nicht verkürtzet/
Er reisset je und je auß Noth/
Der Feinde Hochmuth stürtzet/
Er ist es der den Sieg erhält/
Bleibt allzeit Meister in den Feld ;
Und auch in diesen Zeiten/
Will er der Heiland / unser Held/
Dem wir die Sache heimgestelt
Vor seine Kirche streiten.
J. Kl.
Zufinden in Nürnberg bey Paulus Fürst Kunsthändlern / etc.