Die Personifikation des Friedens taucht in Bildmedien erst auf, wenn die politischen Voraussetzungen für den Frieden bereits geschaffen sind. In allegorischer Bildsprache zählen zu solchen etwa die 'Gute Regierung' oder die entsprechenden Taten eines Herrschers. Für die Einbindung mythologischer Figuren ergibt sich eine andere Grundlage, die besonders die Göttin Minerva/Athene betrifft. Antike Götter und Heroen sind mit bestimmten Geschichten, Motiven, Taten und Personen verbunden, im Falle von Athene ist dies der friedensstiftende Gründungsmythos der griechischen Hauptstadt. Sie schenkte dieser im Wettstreit mit Poseidon einen Ölbaum, der Holz, Früchte und Öl lieferte. In der römischen Numismatik erhielt die Göttin daher einen entsprechenden Beinamen: Ende des 2. Jhs. ließ etwa Kaiser Commodus eine Münze prägen, auf der “Minerva pacifera” zu sehen ist. Während sie mit Schild und Lanze voranschreitet, wendet sie sich gleichsam zurück und hält einen Olivenzweig in die Höhe.
Die Präsentation des Herrschers als Friedensstifter in Verbindung mit Minerva tradierte sich bis in die Neuzeit. Berühmtheit erlangte im 16. Jh. der Nachstich eines Freskos Jacopo Tintorettos im venezianischen Dogenpalast. Der Kupferstich von Agostino Carracci trägt den Titel “Sapientia vertreibt Mars. Friede und Überfluss erfreuen sich gemeinsam.” Die bekannteste Rezeption dieses Bildtypus stammt von Peter Paul Rubens. Er malte die beschützende Minerva 1629/30 in seiner Zeit als spanischer Diplomat und schenkte das Gemälde dem englischen König Karl I.
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