Friedensrepräsentationen
Ein Gespräch, So von Drey Sächsischen Bauren über den Zustand ihres Landes, Und über den von beyden Königl. Majestäten, ... Unverhofft und erwünscht-geschlossenen Frieden;

User login

Inhalt
Art
Text
Titel
Ein Gespräch, So von Drey Sächsischen Bauren über den Zustand ihres Landes, Und über den von beyden Königl. Majestäten, ... Unverhofft und erwünscht-geschlossenen Frieden;
Inv.nr./Signatur zugehöriges Objekt
Gattung
Schauspiel
Sprache
Deutsch
Herstellung
Datierung
Datum
1707
Jahr Start
1707
Widmung
Widmungsempfänger
Darstellung
Ort/Region/Landschaft dargestellt/beschrieben
Nachweis
Kurztitel
Kommentar:

Die Bauern Hans, Matz und Urben sind in diesem kurzen Schauspiel die auftretenden Figuren. Sie treffen sich scheinbar zufällig auf dem Weg in die Stadt und unterhalten sich in gebundener Rede. Dabei beschweren sie sich über die Einquartierungen der Soldaten (besonders der schwedischen) und beschreiben ihre Lebensverhältnisse in dieser Zeit. Außerdem beklagen sie sich über die Kontributionszahlungen, die sie leisten müssen. Das Schauspiel beginnt mit einer kurzen Passage, die überschrieben wurde mit "Die erwünschte Friedenspost". Darunter findet sich eine Abbildung, die einen Herold zeigt. Durch die Friedensherolde wurde die Nachricht über einen geschlossenen Frieden im Land verbreitet.

 

Exzerpt:

"Ein Gespräch / so von Drey Sachsischen Bauren [...] Wie auch über die Pommerische Bauer=Freude/ gehalten [...]" - Zusammenhang Sachsen und Pommern, Möglichkeit eines Zusammenhang zwischen den beiden Schriften (ein Autor, der durch im Rahmen dieses, ein Jahr späteren veröffentlichten Werks, auf seinen ersten Text im Zusammenhang mit dem Altranstädter Frieden verweist

Umstände des Gesprächs: "Als sie (auff dem Wege nach der Stadt) zusammen kamen." > zufälliges Zusammentreffen, Austausch von Informationen bei alltäglichen Geschäften, Verweis auf Verbreitung von Informationen

direkt zu Beginn Verweis auf die Unterbringung und Versorgung von fremden Soldaten:

Es soll ja Friede seyn/ mit ists gewiß gesaget/

Ists wahr! So habt ihr nicht Ursach/ daß ihr so klaget /

Denn also müssen ja die Krieger balde fort.

> daraus lässt sich auf eine große Belastung der Zivilbevölkerung schließen, die die kommende Friedenszeit in erster Linie mit dem Abzug der Truppen in Verbindug bringen, bei der Unterbringung sind ihre Alltag und ihre Lebenswelten direkt betroffen, dadurch macht dieser Punkt einen Großteil ihrer Kriegserfahrung aus

Der Friede ist wohl da/ (man hört satt davon reden)/

Doch noch unsichtbarlich/ Er fürcht´t sich vor den Schweden/

Ziehn die nun balde fort/ so zeucht der balde ein/

In Sachsen können sie nicht wohl beysammen seyn. [Sie, die Schweden?]

> Schwedische Besetzung, Frieden erst da, wenn die Truppen abgezogen sind, die Kampfhandlungen hören also nicht plötzlich auf und das Militär benimmt sich friedlich, sondern nur ihre Abwesenheit für zu Frieden, eine friedliche Vorstellung von Militär (wie heute zur Sicherung des Friedens) ist nicht bekannt

Allein wir haben uns damit noch nicht zu trösten;

Den Winter werden sie die Aepfel selber rösten/

Und hintern Ofen uns einnehmen allen Raum/

Ziehn sie denn endlich fort/ wirds doch auff Fastnacht kaum.

> Dauer der Abrüstung angesprochen, Langwierigkeit des Prozesses hinreichend bekannt, die Freude wird dadurch eingeschränkt, keine sofortige Auswirkung, wieder ein Verweis auf die Schwerfälligkeit der Umsetzung des politischen Beschlusses Frieden

Strapazen der Zivilbevölkerung vor allem auf wirtschaftlicher Ebene beschrieben, es ist die Rede davon, dass ihnen alles "von den Rippen genommen hat", die Menschen können ihre Häuser nicht mehr bewirtschaften und fliehen daher aufs Land, wo sie hoffen, durch die Landwirtschaft das nötigste zum Leben zu erhalten, doch auch auf dem Land war die Situation verheerend, die Höfe waren zerstört und nicht nutzbar; die Menschen verfielen dem unsittlichen Leben: Sauffen und Spielen, fauler Müßiggang, unnützer Streit

[...] vergeßt auch nicht die grossen schweren Kriege/

Die March, und Contra-March, die vielerley Durchzüge/

[...]

> Verweis auf Kampfhandlungen

Missgunst in der Bevölkerung auf in dem Gespräch spürbar, die drei unterhalten sich über ihre Verluste oder eben Nicht-Verluste, dadurch wird indirekt deutlich, dass die Zivilbevölkerung nicht grundsätzlich betroffen war, sondern eine Willkür vorherrschte

Aufzählung der Dinge, die von den schwedischen Truppen gefordert werden, dabei vor allem Verpflegung und Geld, Zerstörung der Höfe scheinbar nicht "Die Schweden halten uns nur allzurein das Nest."

Betonung keine Gewalt gegen die Bauern, nur Plünderung, die sie fast an den "Bettelstab" bringt > Verweis auf Verbot des Schwedischen Königs, Verweise auf Geschichten über die Schweden zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (Grausamkeit)

Beschuldigung der Offiziere, nicht der einfachen Soldaten: [...] Es sind die Officirer/ Offt geitzig / und daher die schärffsten Exequirer [...] Im Frieden hab´n sie nichts / im Kriege Uberfluß.

> außerdem Verweis auf Strukturen der Militärischen Ordnung, Soldaten erhielten oft aus Geldnot keinen Sold, weswegen sie die Zivilbevölkerung plünderten, während ranghohe Offiziere Kriegsbeute für sich einnahmen und dadurch ihren Lebensunterhalt finanzierten und darüber hinaus ein beträchtliches Vermögen ansammelten

Man hat im Sprichwort offt bißher gesagt: In Pohlen

Ist sonst viel anders nichts / als Läuß und Flöh zu holen;

Daher gefällt es ihn´n in Sachsen trefflich wohl/

Hier essen sie das Fleisch / und lassen sie den Kohl.

> Sprichtwort verweist auf zeitgenössischen Bewusstsein für die Situation, schlechte Versorgungslage in Polen, Versorgung des Heers durch die Plünderungen in Sachsen

Der König wird uns auch wohl was zu gute thun/

Wenn Er Land / Stadt und Dorff wird wieder lassen ruh´n.

Gehorsam und die Treu kan Er uns bald belohnen/

Denn wenn Er uns ur wird mit grossen Gaben schonen/

So wird uns Fried und Freud / und Lust zur Seiten stehn/

Das Vieh wird springend aus / auffs Feld zur Weyde gehn.

> sind damit weitere Abgaben an den sächsischen König gemeint? 

Verweis auf die Türkengefahr: Der Türcke rüste sich / er woll´den Frieden brechen/ [...] > damit direkter Verweis politische Lage in Europa, Fragilität des Friedens

So wünschen wir ihn´n doch von Hertzen Glück zum Frieden/

Und da sich Furcht und Angst von Ihnen hat geschieden/

So loben wir Sie drum / daß SIe recht frölich seyn/

Uns will zwar noch zur Zeit gar wenig Freude ein.

> Verweis auf Pommern (gleicher Verfasser?); welcher Zusammenhang könnte sonst bestehen?

Denn Contriubution ist eine schwere Last/

Und Einquartierung drückt uns/ ohne Ruh und Rast.

So haben wir zwar Fried und Ruh´/ doch nur zu hoffen.

Die Thüre stehet uns zur Freu und Lust zwar offen /

Allein sie ist noch mit Soldaten starck besetzt;

Daher die Hoffnung nur uns noch zur Zeit ergetzt.

> Paralle zu anderen Gedicht zum Altranstädter Frieden, auch hier wird die Kontribution an fast genau der Stelle (zum Ende) noch einmal explizit genannt und herausgestellt, wie sehr die Bevölkerung darunter leidet