Friedensrepräsentationen
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a 2r-a 4v: Vorrede: Dank an Christian II. von Sachsen und Johann Sigismund von Brandenburg für Frieden im Sinne von Anwendung der Kriegsgefahr bei Zusammenkunft in Glücksburg
schon bei Heiden verbreitete Praxis, friedensschaffenden Herrschern Denkmäler zu setzen, so nun auch den beiden christlichen Fürsten für das nach dem Heil größte Gut auf Erden, den Frieden. Dafür Monument der Dankbarkeit aufzurichten. Deshalb hat der Autor die in Torgau verrichtete Dankpredigt zu Papier bringen sollen und wollen. Den Fürsten offeriert mit dem christlichen Wunsch, dass solcher getroffener und von vielen tausent Christenmenschen langstgewünscheter Frieden durch das einige rechte Friedensband des reinen seligmachenden Wortes die beiden Herren verbinden und verschiedene andere Wohltaten hervorbringen möge. Datiert Dresen den 26. April Anno 1611
Predigt, S. 1-6:
Der Auferstandene als Siegesfürst, als Beutepfennig seines Sieges über den Tod die donatio pacis nicht der geringste (Jh 14,17). Christus als der rechte Sarschalom und Friedensprinz, 1. bringt Friede über uns mit Gott 2. bringt Friede infra nos, können singen aus Ps 48/Ein feste Burg: "Der Fürst dieser Welt...
3. Er bringt uns pacem intra nos, in uns
4. bringt pacem extra vel circa nos, Friede ausser und neben uns, dass wir auch mit unseren Nachbarn, dass wir usn als die friedfertigen Kinder Gottes erweisen, Mt 5,9.
Christus der Friedensprinz schafft, dass auf Anordnung der Obrigkeit und durch inständiges Bitten und Seufzen der armen Untertanen das HRR und Vaterland Teutscher Nation und das Haus Sachsen einen Frieden verliehen bekommen hat. Dafür nicht allein allgemeine Danksagung, mit einer öffentlichen Lob- und Dankpredigt den edelen Frieden öffentlich celebrieren.
David betrachtet in dem Psalm das edle Kleinod Concordia in Betrachtung des unseligen zehnjährigen Unfriedens unter Saul und den daraus für Kirchen, Schulen, Policey und Hauswesen fließender Zerrüttung und daher alle Herzen zu dergleichen Liebesband trewlich cohortiert und anmahnt.
Mit Marginale "Prepositio und Fürtrag" "Was denn eigentlich vnd vmbständiglich zu rechter beständiger Concordien vnd brüderlichen Einigkeit gehöret."
Überschrift griechisch "Ergasia" Ausarbeitung:
Concordienwerk besteht in vier Umständen: 1. causa materialis: Was das für Leute sein müssen, bei denen der FriedensGott seine Concordia stifftet. 2. causa formalis: Wie solche Concordia geartet sein soll. 3. c. efficiens Wer der Stiffter und Erhalter der Einigkeit sei. 4. C. finalis: Zu was Ende, Nutz und Frucht solche Einigkeit gemacht sei.
S. 7-47 Erörterung der vier causae der Concordia aus Ps. 133
1. Causa materialis: Brüder, gegen Hieronymus, meint nicht Ordensbrüder, ist lächerlich, ungereimt und gefährlich, div. Polemik gegen Papisten, eigentlich gemeint: 1. Brüder = adelphoi, viel Streit auch unter leiblichen Brüdern: 2. Verwandte 3. fälschlich genannte Brüder, die sich der wahren Religion einschleichen, aber nicht von Herzen zugetan sind. 4. Rechtschaffene Glaubensgenossen, die zwar leibliches Geblüts halber einander nicht verwandt, besondern entweders in der einigen seligmachenden Evangelischen Religion oder sonsten notwendigen ehrlichen und Christlichen politischen Werck mit einem Hertz, Gemüt, Willen und Geist einander mit Brüderschaft zugehthan, zuföderst aber mit warem Glauben im Sakrament miteinander verbundene.
2. Auslegung von "einträchtig wohnen" wohnen deutet auf das Haus des HErrn, Kirche, oder politischerweise gebraucht unser ganzes allgemeines Leben und Wandel, hier nur Pilger, einst im Haus des Herrn, hier müssen wir dafür schon den Anfang machen und nicht allein politice beysammen wohnen, sondern auch in der einen Evangelischen wahren Religion: "Die Gottesfurcht hat es so weißlich verodnet, dass in Christlichen Städten und Flecken die Menschen in aufferbauten Häusern wohnen, nicht schlechts politischer weise mit einander coversiren, besondern einer den andern auch von der waren seligmachenden Religion informieren und unterweisen sollen." Zweitens: Es sertzt aber David noch ein Wort dazu, einträchtig. Sie sollen nicht schlechts beyeinander wohnen, sondern auch unanimes seyn. ... Es ist nicht genug, dass Brüder beysammen wohnen, sondern sie sollen traun auch mit dem Wort Einträchtig so feste, so genau, so innig, so tieff mit einander verknüpfft seyn, daß man bey ihnen und von ihnen nichts anders, denn ein Hertz und eine Seele spüren und vermercken [kann]. Frage: Was ist das Band brüderlicher Einigkeit? Dreifach: 1. Verbum Dei Incorruptum, 2. Charitas christiana, wer Gott recht liebt, der liebt auch seinen Bruder, 3. Christliche Geduld, gegenüber den Fehlern der anderen.
3. Stifter und Erhalter der Einigkeit ist der Gott des Friedens. Christus hat mit seinem Blut zwishcen Gott und den Menschen Friede gemacht. Geschichte bei Camerarius über Krieg zwischen Frankreich und England, Könige treffen sich in einer Kapelle, der Teufel will den Frieden verhindern und erscheint in Gestalt einer Schlange. Beide Könige fliehen mit gezücktem Schwert aus der Kapelle, das wird von den Heeren für das Signal zum Kampf gehalten. --> Blutbad vom Teufel verursacht. Gott des Friedens anrufen.
4. Ende, Nutz und Frucht der Einigkeit? 1. Leiblicher Nutz: Wohlstand, Süssigkeit des Friedesn, zwei Gleichnisse zur Erläuterung: Balsamöl zur Salbung der Hohepriester, so schüttet Gott sein himmlisches Friedensöl über das geistliche Haupt, treue Lehrer und Prediger, auf die Schultern, also die liebe Obrigkeit, auf das ganze Kleid, also die gehorsamen Untertanen, auf die gesamte Landschaft, also die drei Stände, die in der Furcht des Herrn sich schmücken mögen. Anderes Gleichnis, von einer schönen Wiesen mit lieblichen Blumen und grünenden Gräser, Friede ist wie Himmelstau, der, wenn er durch der Sonnen Kraft evaporiert, und über sich in die Lufft auffbrodemet, nachmals in liebliche Regenströpfflin concresciert und sich zusammen gibet. So auch der edle Fried, der kommt nicht schlechts durch menschliche Witz, Weisheit und Krafft, sondern der FriedensGott muss ihn von oben herab tröpffeln lassen, damit derselbe die Friedensdurstigen Gemützer erfrischet und zu allen leib. und geistlichen guten Wercken einfeuchtet.
2. Geistlicher und ewiger Segen an Leib und Seele, dass solche friedffertige Leute ein gutes Gewissen, gnädigen Gott und dessen Segen in ihren Herzen empfinden und geniessen. Aussicht auf ewige, stolze Ruhe und Friede bei Gott-
Usus:
Lehre, Trost und Warnung
Lehre: Jeder soll sich in seinem Stand des lieben Friedens befleissigen.
Erstens sollen diejenigen, so da Gott in choro, das ist, in der Kirchen und Gemeinen Gottes auffwarten, und sonsten sich untereinander als Brüder titulieren und grüssen lassen und als die Engel des Friedens den edlen Frieden Gottes an Gottes statt verkündigen, die Zuhörer mit Gott zu versönen, die sollen nicht mit falscher irriger Jesuitischer oder Calvinischer Religion, sondern dem rechten Concordiae vinculo, und dem Bande der Einigkeit, wie dieselbst in Gottes... Wort gegründet, son denn in der Augsburgischen ungeänderten Confession ... gefasset auch endlichen in dem Christlichen Concordienbuch in thesi et antithesi repetirt und wiederholet, und also des waren thewren Religionsfriedens legitimum petitorium et possessorium jederzeit gehabt zusammen verbunden seyn, inhalts solches Buchs einträchtig mit einander lernen und bekennen.
2 Grosse Potentaten, so dem Jehova und Friedensprinzen auffwarten in foro, als die irrdischen Götter, inmassen sie Amptswegene genennet werden, die sollen auch nach Einigkeit streben .. so dann in praxi auch für ihre Person erweisen. .. Damit sie in dem stück auch ihren armen Unterthanen mit jhrem Exempel fürgehen. ... Es ist ja nicht ohne, dass in gemeinen Rathschlägen zu förderst das heilige Römische Reich, benebenst deme eines jeglichen Chur- und Fürsten Jurisdictionen, Regalien, Possesionen, Petitiorien, Frontir und Gränzen betreffende, offtermals wichtige deliberationes, consilia, fürfallen, da ein theil dem andern vernünfftig sich oppnirt, ein jeder seine gefassete meynung so scheinbarlich, so gründlich proponiert, diducirt, confirmirt und befestiget, dass einer anfangs je nichts anders kan mitmessen, als weren sie gar contrarj und streitig. Aber wenn die deliberation aus und der Gotte des Friedens zum guten ende sie geführet, seynd sie die besten Freunde. Dannenhero bey hohen Potentaten leicht dis und jenes fürfallen kan, wordurch allerhand differentien, simulteten sich enthalten können. Aber umb deretwillen sollen grosse Potentaten nicht so geschwind Kriege anfangen, zum Schwerd greiffen, mit unwiederbringlichen Leibes und Seelen Schaden der armen Unterthanen Blut vergiessen, sondern immerdar mit dem König David diesen Vers Psd 133,1 praktizieren. Etiam iniquissima pax praeferenda es justissimo bello, sagt der weise Heide.
3. Die in thoro, das ist, in dem keuschen, züchtigen Ehebette, narung und haußhalt Gott dem allmächtigen auffwarten, als Mann und Weib, die studieren gleichsfalls von dem David, daß so lang sie allhier zu leben und zu wallen sie miteinander sich friedlich und wol begehen. sie ihr beyderseits Christliches Gebet nicht verhindern, Kinder und Gesinde verärgern, besondern disfalls an jhnen auch möge erfüllet werden.
Ursachen zur Einigkeit:
1. Die Wichtigkeit des ernsten und strengen Gebots: Liebesgebot, daß ihr euch untereinander liebet, daran wird man erkennen, dass ihr meine Jünger seid,
2.Die Würdigkeit unseres Tituls und Namens: ... Wir seynd mit einem Liebesbande Göttlicher, Prophetischer und Apostolischer Schrifften, inmassen dieselbe in dem Christlichen Konkordienbuch zusammen getragen, Herr und Knecht miteinander verbunden, wir haben einen Vater im Himmel ..., den wir anrufen. Wir haben allzumal eine Mutter, das ist die Christliche Kirch, die geistliche Spons und Braut, wir haben allzumal einen Bruder Jesum Christum, wir haben allzumal einen heiligen Geist, wir essen allzumal im Abendmal einerley Fleisch, wir trinken ein Blut, wir sind in der Taufe von Sünden gereinigt und mit einem Geist zum ewigen Leben versiegelt. Wir haben einerlei Bürgerschafft im Himmel zu gewarten, Je, warum wolten wir denn allhier nicht miteinander brüderliche Einigkeit und noch vielmehr im irdischen, zeitlichen, vergänglichen, das wir alles doch müssen dahinden lassen, hegen und halten. Kennzeichen der Kinder Gottes, dass sie einander lieben.
3. Ansehen der Exempel der drei Personen der Gottheit, ungeacht sie characteristica proprietate unterscheiden, dennoch bestehen sie in der Einigkeit, sie sind ein Göttliches wesen.
4. Beispiele der Autorität: Einigekit in der Gottheit, Einigkeit im Universum, Zusammenspiel der humores und Gliedmassen des Körpers.
5. Beispiele der Schrift: Jakob und Esau
6. Beispiel christlicher Potentaten: Friedrich und Wilhelm von Sachsen, statt Schlacht Verbrüderung, Themistokles und Aristides
II. Trost für Friedfertige:
1. Zeitlicher Trost, 2. Trost vor Gott: lieblicher Geruch des Opfers
Was vor ein lieblichen angenemen Geruch wird diese beschehene Pacifikation dem gantzen Römischen Reich, insonderheit Evangelischen Fürsten und Untertanen bringen? Wie viel Länder, Städte, Märkte und Dörffer werden sich freuen? Untertanen durch Friedenshandlung erquickt und erfrischt, ja wieder lebendig gemacht. Wie hört man doch dass in allen Kirchen das Te Deum laudamus schallet,
II. Gesitlicher Trost: dass ungeachtet zwischen einem und dem anderen theil bis anhero allerhand differentien und simulteten fürgelauffen, auch dannenhero freylich das liebe Gebet so kräfftig zu Gott nicht mögen abgehen, so heißt es doch nun Beati pacifici, Nun kann jede Seite vor Gott treten.
III Ewig: Die Friedfertigen ... sollen vor dem Angesicht der Dreifaltigkeit für Gottes Kinder erklärt, publicirt, so dann zu stoltzer ruhe mit Friedenspalmen angekleidet, in das himlische Freud und Friedenland investirt und eingewiesen, da denn erst die rechte bestendige Ruhe, Fried und Freundschaft zwischen Gebrudern anbrechen etc.
III. Entzwischen wollen wir dieses Trosts geniessen, müssen wir vor uneinigkiet trewlich uns lassen gewarnet sein. auch sonsten ander Leute, als Brüder, Freunde, voraus hohe Potentaten nicht zusammen hetzen. Denn was UNfried für ein jämmerlicher unüberwindlicher schaden ist, ist nicht auszusprechen.
1. In der Kirche: Was hat die Kirche zerstört? Discordia: Arrius, ... da ging alles zu trümmern und zu bodem. Heute: So lang die Papisten und ihre Rädlinsführer die Sauiten in einem theil auff ihren Menschensatzungen, Decreten, des Bapst vermeyneten Concilien bestehen, dieselbe der heiligen göttlichen Schrifft fürziehen, ja dieselbe als den ordentlichen Richter in den Glaubensartikuln verwerffen mit Gotteslästerlichen Tituln außmalen, Am andern theil die Calvinisten die mysteria divina, das ist die hohen Geheimnusse und schweren Glaubensarticul mit ihrer blinden Vernunft außklügeln, begreiffen und ergründen, und so dann die ewige Wei0heit den Son Gottes in seinem Wort und Sakramenten rechtfertigen, hoffmeistern und zur Schulen führen wollen: da ist nimmermehr keine Concordi und Einigkeit zu vermuten. Denn was können Christus und Belial vor gemeinschafft untereinander haben? Nichts, nichts, uberall nichts.
2. Also in politia und weltlichen Regimenten: Uneinigkeit haben auch die vier Kaiserreiche, (Assyrisch, Medisch, Griechisch, Römisch) über den Haufen geworfen und geschwächt. Auch Ungarn. Was betrauern anjetzo unsere betrübten Nachbarn, die Böhmen? Discordiam, Zanck und Uneinigekit, bella intestina, inwendige einheimische Kriege. Worauff denn der Teufel nun eine geraume zeit hero gelauscht, wie er bey solchem Spiel nicht schlechts die Deutschen Potentaten, Chur und Fürsten besondern auch die Blutsverwandten und Reinnachtbarn einander möchte in die Haar bringen, damit benebenst der reinen seligmachenden Religion zugleich die Freyheit Deutscher Nation in einem auffwaschen möchte getilget und außgerottet werden. Aber Gott sey ewig lob und dank gesagt, welcher die Hertzen zum Frieden gelencket. Was für ein elendes Spektakel sind inwendige Kriege, Beispiel Frankreich Charles de la Noiie, in zwei Heeren standen sich lauter Verwandte gegenüber.
Abschließend lauter Friedenswünsche.
G 2r-G 3v Widmungsgedichte:
Lateinische Gedichte auf Christian II., im ersten wird er als Fürst von Jülich, Cleve und Berg bezeichnet, das andere anlässlich des Friedens von Jüterbog, 19.3.1611, Anspielung auf Etymologie des Ortsnamens, mit Marginalie erklärt aus slavisch jutro und Bóg, Als Autor unterzeichnet Friedrich Taubmann, Prof. humanitatis in Wittenberg