Friedensrepräsentationen
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Über die von Südosten betrachtete Stadtvedute Nürnbergs spannt sich ein Regenbogen, vor dessen Scheitel ein Friedensengel mit Posaune und Lorbeerkranz die frohe Botschaft verkündet. Rechts im Vordergrund ragt ein kahler Baum mit einer Eule ins Geschehen, darunter kniet die Personifikation Nürnbergs (Noris) vor einem Friedensaltar, der das Wappen der Stadt trägt. Das Pendent in der linken Bildhälfte bildet ein belaubter Baum mit frischen Trieben, unter dem ein pyramidales Monument errichtet wurde, welches die Führungspersönlichkeiten der Konfliktparteien wiedergibt (FRANCISCO II., Carolo  und  Buonoparte).

Im Bildzentrum unmittelbar vor der Stadtansicht sitzt eine auffallend junge geflügelte Gestalt mit Sense – Chronos. Dieser lehnt mit sienem linken Arm auf einem Globus, der die Umrisse Europas und Italias aufweist, während er mit der Rechten ein offenes Buch präsentiert, auf dessen Seiten Kreis und Dreieck zu sehen sind.1 Die Szene wird von vier kleinen Putti begleitet, von denen einer das Thema des Homo bulla veranschaulicht und ein weiterer mit verbundenen Augen versucht das Buch zu ergreifen.

"Gerechtigkeit und Fried küß sich an seinem (Kaiser Franzens) Thron" Das begleitende Gedicht Stephan Wolfs rühmt nicht etwa Napoleon oder die Briten, welche die friedensschließenden Parteien im Vertrag von Amiens waren, sondern lobpreist Kaiser Franz II. von Österreich. In diese Konstellation passt dann auch Karl von Österreich-Teschen, der neben Konsul Bonaparte und Kaiser Franz II. auf dem steinernen Monument erscheint, da er maßgeblich an den vergangenen Konflikten mit Napoleon beteiligt war. Das Blatt thematisiert also vielmehr den Lunévilleer Frieden von 1801, als den Vertrag zwischen Frankreich und Großbritannien von 1802, der in Amiens besiegelt wurde. Der Untertitel "beym frohen Antritt eines neuen Jahres" lässt außerdem vermuten, dass es sich um ein Neujahrsblatt handelt, was somit vor dem Frieden von Amiens zustande kam.

Das gezeigte Programm drückt zum einen die Freude über den erlangten Frieden aus, gibt aber gleichzeitig zu bedenken, dass der Friede ein schwer zu erlangendes und fragiles Gut ist. Eine weise Erkenntnis, denn bereits 1805 sah sich Österreich im dritten Koalitionskrieg erneut mit Frankreich konfrontiert.

MATW

  • 1. Diese repräsentieren in erster Linie die Ewigkeit und Vollendung, können aber auch als Erdkreis und die göttliche Dreifaltigkeit verstanden werden