Der Name des Friedensvertrages ist irreleitend, denn Campoformio beschreibt ein Feld nahe des Ortes Campoformido, wo die österreichischen Truppen ihr Lager aufgeschlagen hatten. Die Vertragsunterzeichnungen fanden aber in der Villa Manin di Passariano in Codroipo statt. In stark vereinfachter Form präsentiert uns das Blatt die Villa, in der die Verträge von Napoleon I. und Kaiser Franz II. unterzeichnet wurden. Während die Vertragsübergabe im zentralen Fenster des ersten Stockwerkes zu verfolgen ist, erreichen österreichische und französische Truppen von links und rechts den kleinen Ort, der sich ringsum in Form einer kleinen Kirche, Häusern, Feldern und der neugierigen Bevölkerung manifestiert.
Die beiden Engel zur rechten und linken Seite des Satteldaches verkünden via Posaune den Ruhm Gottes (Laus Deo), führen Lorbeerkränze mit sich und betonen die spiegelbildliche Symmetrie, die dem Bild innewohnt. Diese geht von den Protagonisten aus, die von der mittleren Fensterachse getrennt werden und je ihrem heranziehenden Heer zugeordnet sind.
Anekdotischen Charakter bietet das weitere Geschehen im Haus Passariano; das Anwesen oder sogar Schloss1 wird durch den aus der Türe tretenden Bediensteten mit Schürze und Flasche sowie der Anschlagstafel vielmehr als Wirtshaus charakterisiert. Die weiteren Fenster des Obergeschosses sind verschlossen, doch lassen sich durch die verdunkelten Scheiben simultan weitere Interaktionen der Verhandlungspartner erkennen, beispielsweise Napoleons markante Geste der Hand in der Weste hinter dem rechten Fenster.
Die symmetrischen Bild- und personellen Porträtparallelen zu HB 23923 kommen nicht von ungefähr, handelt es sich bei der Ausführung doch um denselben Künstler, der die Chronologi der geschichtlichen Ereignisse in diesem Blatt fortschreibt. Diese sollten für Österreich jedoch nicht von Erfolg gekrönt sein; vielmehr gelten der Vorfrieden von Leoben und der Friede von Campo Formi(d)o als Wendepunkt hin zum Napoleonischen Aufstieg.
MATW