Der Stich zählt zu einer Gattung diplomatischer Repräsentationsdarstellungen, bei der Vertragsverhandlungen noch im Feldlager unter einem prunkvollen Zelt abgeschlossen werden. Im vorliegenden Beispiel betrifft dies den Friedensschluss zu Leoben vom 18. April 1797 zwischen Napoleon Bonaparte und Karl Ludwig Erzherzog von Österreich. Auf der streng symmetrischen Komposition reichen sich die beiden Vertragspartner unter einer summarisch gezeichneten Landkarte die Hände, während das Feldlager, das sich hinter dem Diplomatenzelt erstreckt, je einer Partei zugehörig erscheint. Dies bezeugen die Banner im Hintergrund, die über den Zelten ihrer Truppenverbände wehen: links französisch, rechts österreichisch. Doch unter den ehemals verfeindeten Soldaten herrscht bereits Friede, paarweise schreiten diese Hand in Hand oder Seite an Seite über den Platz. Zwei Engel erscheinen am Zeltdach mit den Sonnenstrahlen, blasen Fanfaren und bringen je einen Lorbeerkranz dar.
Das Blatt geht zurück auf eine Radierung von Philip Joseph Fill, auf der das Geschehen komplexer verhandelt und der Bildraum erweitert wird. Auffällig sind hier die beiden Uniformierten, die am rechten und linken Bildrand postiert sind. Erst bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass Napoleon hier auf der rechten Seite steht und Karl Ludwig auf der linken. Die Landkarte unmittelbar über dem Handschlag und den Instrumenten der Vertragsunterzeichnung ist nun deutlich zu verorten: Sie zeigt im Zentrum die Stadt Mailand, die Österreich an Bonaparte hatte abtreten müssen.
Auch der Hintergrund ist im ursprünglichen Blatt belebter. Während die Soldaten unter einem strahlenden Sonnengesicht zusammen tanzen, braten, feiern und trinken, verdeutlichen die Ruhmesgenien ihre Botschaft mit Posaunenbannern: "Es lebe Carl Ludwig" und "Vive Bonapart"
MATW